Klischeebehaftete Dividende
Wer wissen will, was für die Dividendenstrategie spricht, antwortet „Alles!“. Umgekehrt schallte es einem „Nichts!“ entgegen, wenn es um Gründe dagegen geht. Und weil die Angelegenheit so dermaßen eindeutig ist, ist es auch an der Zeit, mit einigen lieb gewonnenen Klischees in diesem Zusammenhang aufzuräumen.
FRANKFURT. Zwei Fragen zur Dividendenstrategie lassen sich dieser Tage auf den ersten Blick eindeutig beantworten. Wer wissen will, was für diese Strategie spricht, antwortet "Alles!". Umgekehrt schallte es einem "Nichts!" entgegen, wenn es um Gründe dagegen geht. Und weil die Angelegenheit so dermaßen eindeutig ist, ist es auch an der Zeit, mit einigen lieb gewonnenen Klischees in diesem Zusammenhang aufzuräumen.
An erster Stelle taucht in diesem Zusammenhang immer wieder die Mär auf, dass jede Aktie, die im Moment eine hohe Dividendenrendite bietet, automatisch eine Kaufgelegenheit darstellt. Dabei sollte besser hinterfragt werden, warum es überhaupt zu einer so hohen Dividendenrendite gekommen ist. Oder andersherum: Warum ist der Aktienkurs eigentlich so niedrig in Relation zur Dividende? Dann wird schnell klar, dass die Börsianer keine allzu hohe Meinung von dem Unternehmen haben und mit weiteren Problemen rechnen. Deutlich wird dies bei den Dividendenkönigen Gagfah und Deutsche Telekom, deren Aktienkurs sich trotz attraktivster Renditen und bei Gagfah gar einer Quartalsdividende schon länger kaum nach oben bewegen.
Bei Dividendenzahlungen aus der Substanz schrillen die Alarmglocken
Ebenfalls schrillen gewöhnlich sämtliche Alarmglocken, wenn ein Unternehmen seine Dividende um des lieben Friedens mit den Aktionären willen beibehält, obwohl der Gewinn dies gar nicht hergibt. Vertretbar ist dies bestenfalls dann, wenn es sich um ein absolutes Ausnahmejahr handelt und die Rückkehr zum langfristigen Trend bereits im kommenden Jahr absehbar ist. Einige Ölkonzerne haben im vergangenen Jahr diese Strategie gefahren, als der Ölpreis auf 30 Dollar je Fass abgerutscht war. Damit war natürlich nur wenig Gewinn zu machen, was in diesem Jahr bei einem Ölpreis von 80 Dollar anders ist.
Zurecht gerückt, müssen auch manche Zahlen werden, die belegen sollen, wie wichtig die Wiederanlage der Dividende in dieselbe Aktie ist. Wer hier bis ins Jahr 1900 zurückrechnet (wer macht das schon?), der soll angeblich auf einen Anteil von 70 Prozent kommen, den die Dividendenrendite an der Gesamtrendite ausmacht. Das hieß es zumindest in kürzlich veröffentlichten Untersuchungen.
Das mag durchaus richtig sein, relativiert sich aber beim Betrachten anderer Zeiträume. Realistisch sind hier wohl Anteile von 40 bis 50 Prozent, wenn eine Anlegergeneration von drei bis vier Jahrzehnten zurück gerechnet wird. Besonders interessant wird es übrigens, wenn nur das vergangene Jahrzehnt als Maßstab genommen wird. Da gab es nämlich außer an der Dividendenrendite nichts anderes zu verdienen. So lässt sich dieses Thema prima drehen und wenden. Und bei den Anlegern verkaufen.
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