HANDELSBLATT, Donnerstag, 14. Juli 2005, 15:05 Uhr
Gewinnwarnung - Aktie vom Handel ausgesetzt
Karstadt-Quelle hat große Probleme
Der angeschlagene Handelskonzern Karstadt-Quelle hat seine Bestandsaufnahme abgeschlossen - und sie fällt nicht gut aus. Angesichts dramatischer Einbrüche im Versandhandelsgeschäft wurden Umsatz- und Ergebnisprognosen für 2005 gesenkt. Nun stehen tiefgreifende Maßnahmen an, auch Arbeitsplätze dürften erneut gefährdet sein.
HB FRANKFURT. Der Konzern werde im laufenden Jahr nicht mehr wie geplant ein bereinigtes operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von über 500 Mill. € erreichen, sondern nur noch von über 350 Mill. €, teilte Karstadt-Quelle am Donnerstag mit. Der Umsatz im Konzern werde im mittleren einstelligen Prozentbereich unter dem des Vorjahres bleiben. Bislang hatte der Konzern einen Umsatzrückgang im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt.
Die Aktien des Handelskonzerns wurden kurz vor der Veröffentlichung der Pflichmitteilung für eine Stunde vom Handel an der Frankfurter Börse ausgesetzt. Die im MDax notierten Aktien notierten vor der Handelsaussetzung 0,17 % im Minus bei 11,60 €.
Das Unternehmen kündigte ein umfangreiches Maßnahmenpaket an, um das Restrukturierungstempo im Versand zu erhöhen. Die Probleme von Karstadt-Quelle im Versandhandel seien größer als angenommen. Der gesamte Versandbereich trägt zu mehr als 50 % zum Konzernumsatz bei. „Hier sind über Jahre hinweg Anpassungsmaßnahmen unterlassen worden, die jetzt schnell und konsequent umgesetzt werden müssen“, sagte der neue Vorstandschef Thomas Middelhoff am Donnerstag in Frankfurt. Das Desinvestitionsprogramm soll umfangreicher als bisher geplant fortgesetzt werden und 1,1 Mrd. € deutlich überschreiten.
Die Einhaltung der Auflagen für den Milliardenkredit, den Karstadt-Quelle im Dezember von einem Bankenkonsortium erhielt, sei durch die Senkung der Geschäftsaussichten aber nicht beeinträchtigt, hob der Konzern hervor.
Als Sofortmaßnahme zur Sanierung der Versandtöchter wird der neunköpfige Vorstand der Versandhandelssparte aufgelöst, kündigte Middelhoff an. Die Neckermann AG und die Quelle AG werden in Gesellschaften mit beschränkter Haftung umgewandelt. Geschäftsführer der Neckermann GmbH wird Bernd Oppenrieder, Geschäftsführer bei der Quelle GmbH werden Michael Badke und Konzernvorstand Harald Pinger. Mit der Arbeitnehmerseite soll über ein Programm zur Zukunftssicherung verhandelt werden. Die Verhandlungen sollen bis September abgeschlossen sein.