Jeans-Hersteller: Schmutzige Geheimnisse

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sir charles:

Jeans-Hersteller: Schmutzige Geheimnisse

 
23.01.02 13:00
Jeans-Hersteller: Schmutzige Geheimnisse

Wien- Die heile Welt der Jeans-Produzenten existiert offenbar nur in der Werbung. Für die Textil-Arbeiter in den Billigstlohnländern sieht die Realität laut dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) aber weniger rosig aus. "Zwei Drittel der Hersteller oder Vertreiber von 16 Markenjeans waren nicht bereit, über die sozialen Verhältnisse überhaupt Auskunft zu geben", kritisierte Geschäftsführer Hannes Spitalsky.

"Beschämend"

Unter den Verweigerern waren den Konsumentenschützern zufolge so prominente Marken wie Diesel, Replay, Lee, Wrangler, Blaumax und Versace. "Ein beschämendes Ergebnis, das jeder Unternehmenskultur Hohn spottet, derer sich die Markenartikler so gerne rühmen", so Spitalsky. Im Bemühen, geeignete Schritte für die ethische Standards zu setzen, seien H&M (Hennes & Mauritz) und Levi Strauss am weitesten gekommen. Ansatzweises Interesse finde sich bei C&A und H.I.S. sportswear. Auskunftsbereit, aber ohne Festlegung der Kriterien, zeigte sich Trussardi. "Der Rest ist Schweigen", sagte der Geschäftsführer.

Stundenlohn: 0,15 €

Die Produktionsstätten der Markenjeanshersteller werden laut dem VKI zunehmend in Billiglohnländern angesiedelt, oder man bediene sich überhaupt lokaler Unternehmen. "Unvorstellbar: Gerade 13 bis 30 US-Cent pro Stunde (0,15 bis 0,33 Euro) verdienten Frauen 1998 in der You Li Fashion Factory in China, einem Sublieferanten von Esprit. Die Esprit-Jeans in unserem Test kostet dem Konsumenten 907,50 Schilling/65,95 Euro. Nicht einmal ein Prozent davon geht an die Arbeiterin", sagte Spitalsky.

Politischer Druck

"Es fehlt an politischem Druck, die Unternehmen zu mehr sozialer Verantwortung zu zwingen", so der VKI-Geschäftsführer. Zwar gäbe es auf europäischer Ebene, auch durch Mitwirken der Gewerkschaften, Bemühungen um einen sozialen Ausgleich - "der Erfolg ist bisher bescheiden". Das von der EU-Kommission vorgelegte Grünbuch "Europäische Rahmenbedingungen für die soziale Verantwortung der Unternehmen" lasse aber zumindest auf eine stärkere Behandlung des Themas hoffen.


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