Manche Dinge halten wir fuer so selbstverstaendlich, dass wir
niemals auf die Idee kommen, sie in irgend einer Weise zu
hinterfragen. Nein, heute moechte ich ausnahmsweise einmal
nicht ueber die diversen Crash-Prognosen und das US-Leis-
tungsbilanzdefizit schreiben. Obwohl das natuerlich treff-
liche Beispiele sind, denn hier wird stets eine Entwicklung
aufgezeigt, die, wenn man sich nur auf diese Elemente kon-
zentriert, beinahe zwangslaeufig eintreten muss. Und ein
Zweifel daran ist innerhalb dieses Denksystems unmoeglich.
Dazu muesste man heraustreten und es in Gaenze von aussen
besehen.
Oft bekomme ich Mails, in denen Leser sich enttaeuscht darue-
ber aeussern, dass man in der Politik und auch anderswo ja
sowieso nichts aendern koenne. Und auch mir geht das natuer-
lich oft so. Man fuehlt sich voellig machtlos, man kann sagen
und tun, was man will, es aendert sich ja sowieso nichts.
Mein Buch "Keine Angst vorm naechsten Crash" wird von der
These durchzogen: Heutzutage kann zwar jeder alles sagen,
doch es hoert niemand mehr zu. Doch das ist natuerlich nur
die eine Seite der Medaille.
Von Groucho Marx stammt der schoene Spruch: Ich wuerde keinem
Club beitreten, der jemanden wie mich als Mitglied aufnimmt.
Packt man nun diese beiden Dinge zusammen, dann kommt man
ploetzlich zu einer ganz anderen Weltsicht, die da in etwa
lautet: Wenn tatsaechlich jeder jedem zuhoeren wuerde, wo
wuerden wir denn dann hinkommen? Ich habe auch schon die Ant-
wort: Dann kommen wir ins Internet – wo alles so lange durch
die Muehle von fuer den Unbeteiligten nicht mehr nachvoll-
ziehbaren individuellen Wahrnehmungen gedreht wird, bis nur
noch weisses Rauschen uebrig bleibt.
Der Schriftsteller Umberto Eco hat die Sorge geaeussert, dass
dieser Prozess und das Internet unsere Kommunikation unter-
einander letztlich nicht befoerdern, sondern eher erschweren
bis unmoeglich machen wird. Weil jeder jetzt in seiner eige-
nen Wahrheit lebt. Jeder hat seine eigene Enzyklopaedie, sagt
Eco. Nicht nur die Christen, die Moslems und alle anderen
Religionen – sondern sogar du und ich!
Wenn in einem Volk von 80 Millionen Menschen jeder jedem zu-
hoeren wuerde, dann muessten wir, selbst wenn wir nur jeweils
einen Satz austauschen, alle bis weit nach unserem Tod nur
noch reden. Und koennten nichts mehr machen. (Was anderer-
seits natuerlich vielleicht die Rettung waere.)
Und noch schlimmer: Wenn jeder dieser 80 Millionen entschei-
denden Einfluss auf die gesellschaftlichen Entscheidungen
nehmen koennte, wo wuerden wir dann um Gottes Willen hinkom-
men? Auch hier habe ich eine Idee – und es ist die gleiche
wie beim Reichwerden. Wenn alle reich werden koennten, dann
waere es keiner mehr. Wenn jeder einen Einfluss auf die Ent-
scheidungen hat, dann hat ihn keiner mehr. Wir brauchen also
so etwas wie eine Buendelung.
Der Markt ist ein ideales Gefaehrt fuer so etwas. Hier werden
Millionen Entscheidungen in einem Preissignal gebuendelt.
Kein einzelner Akteur kann einen signifikanten Einfluss auf
die Preise nehmen, alle sind sogenannte "Preisnehmer" und
"Mengenanpasser". Bis auf die Insider und die grossen
Einfluesterer, die illegal – oder zumindest im Graubereich
agierend – doch die Preise beeinflussen koennen.
Das, was beim Markt verboten ist, ist in der Politik und in
den Medien hingegen nicht nur erlaubt, sondern sogar er-
wuenscht. Denn wuerden wir ueberall so orientierungslos da-
hinvegetieren wie an den Maerkten, dann waere es nicht gut um
uns bestellt.
Quelle: doersam-briefe.de
So long,
Calexa
www.investorweb.de
niemals auf die Idee kommen, sie in irgend einer Weise zu
hinterfragen. Nein, heute moechte ich ausnahmsweise einmal
nicht ueber die diversen Crash-Prognosen und das US-Leis-
tungsbilanzdefizit schreiben. Obwohl das natuerlich treff-
liche Beispiele sind, denn hier wird stets eine Entwicklung
aufgezeigt, die, wenn man sich nur auf diese Elemente kon-
zentriert, beinahe zwangslaeufig eintreten muss. Und ein
Zweifel daran ist innerhalb dieses Denksystems unmoeglich.
Dazu muesste man heraustreten und es in Gaenze von aussen
besehen.
Oft bekomme ich Mails, in denen Leser sich enttaeuscht darue-
ber aeussern, dass man in der Politik und auch anderswo ja
sowieso nichts aendern koenne. Und auch mir geht das natuer-
lich oft so. Man fuehlt sich voellig machtlos, man kann sagen
und tun, was man will, es aendert sich ja sowieso nichts.
Mein Buch "Keine Angst vorm naechsten Crash" wird von der
These durchzogen: Heutzutage kann zwar jeder alles sagen,
doch es hoert niemand mehr zu. Doch das ist natuerlich nur
die eine Seite der Medaille.
Von Groucho Marx stammt der schoene Spruch: Ich wuerde keinem
Club beitreten, der jemanden wie mich als Mitglied aufnimmt.
Packt man nun diese beiden Dinge zusammen, dann kommt man
ploetzlich zu einer ganz anderen Weltsicht, die da in etwa
lautet: Wenn tatsaechlich jeder jedem zuhoeren wuerde, wo
wuerden wir denn dann hinkommen? Ich habe auch schon die Ant-
wort: Dann kommen wir ins Internet – wo alles so lange durch
die Muehle von fuer den Unbeteiligten nicht mehr nachvoll-
ziehbaren individuellen Wahrnehmungen gedreht wird, bis nur
noch weisses Rauschen uebrig bleibt.
Der Schriftsteller Umberto Eco hat die Sorge geaeussert, dass
dieser Prozess und das Internet unsere Kommunikation unter-
einander letztlich nicht befoerdern, sondern eher erschweren
bis unmoeglich machen wird. Weil jeder jetzt in seiner eige-
nen Wahrheit lebt. Jeder hat seine eigene Enzyklopaedie, sagt
Eco. Nicht nur die Christen, die Moslems und alle anderen
Religionen – sondern sogar du und ich!
Wenn in einem Volk von 80 Millionen Menschen jeder jedem zu-
hoeren wuerde, dann muessten wir, selbst wenn wir nur jeweils
einen Satz austauschen, alle bis weit nach unserem Tod nur
noch reden. Und koennten nichts mehr machen. (Was anderer-
seits natuerlich vielleicht die Rettung waere.)
Und noch schlimmer: Wenn jeder dieser 80 Millionen entschei-
denden Einfluss auf die gesellschaftlichen Entscheidungen
nehmen koennte, wo wuerden wir dann um Gottes Willen hinkom-
men? Auch hier habe ich eine Idee – und es ist die gleiche
wie beim Reichwerden. Wenn alle reich werden koennten, dann
waere es keiner mehr. Wenn jeder einen Einfluss auf die Ent-
scheidungen hat, dann hat ihn keiner mehr. Wir brauchen also
so etwas wie eine Buendelung.
Der Markt ist ein ideales Gefaehrt fuer so etwas. Hier werden
Millionen Entscheidungen in einem Preissignal gebuendelt.
Kein einzelner Akteur kann einen signifikanten Einfluss auf
die Preise nehmen, alle sind sogenannte "Preisnehmer" und
"Mengenanpasser". Bis auf die Insider und die grossen
Einfluesterer, die illegal – oder zumindest im Graubereich
agierend – doch die Preise beeinflussen koennen.
Das, was beim Markt verboten ist, ist in der Politik und in
den Medien hingegen nicht nur erlaubt, sondern sogar er-
wuenscht. Denn wuerden wir ueberall so orientierungslos da-
hinvegetieren wie an den Maerkten, dann waere es nicht gut um
uns bestellt.
Quelle: doersam-briefe.de
So long,
Calexa
www.investorweb.de