03.04.2002 17:14
Kommentar
Jassir Arafat und sein Terror
Das Vorgehen der Israelis ist falsch, doch ihre Vorwürfe gegen den Palästinenserchef sind richtig.
Von Thorsten Schmitz
(SZ vom 3.4.2002) - Die wichtigste Frage bleibt nach 19 Monaten Intifada ungeklärt: Weshalb hat der Vorsitzende der Palästinensischen Autonomiebehörde die Offerten Israels im Sommer 2000 nicht angenommen, sondern willentlich der Gewalt und nicht der Diplomatie den Vorzug gegeben?
Jassir Arafat hat bis heute kein einziges Mal erklärt, warum er Camp David verlassen und sein Volk zur Gewalt angestachelt hat. Der Grund ist: Arafat möchte einen künftigen Staat Palästina nur im Kampf der Waffen erringen, nicht im Kampf der Worte.
Die Palästinenser und ihr Präsident verehren ihre Toten, die sich in die Luft sprengen und Israelis töten. Sie sind sich einig in dem, was sie zerstören wollen, nicht darüber, was sie aufbauen könnten. Arafat hat noch nie ein Wort darüber verloren, welche Züge ein unabhängiger Staat tragen soll – welche Verfassung er anstrebt, welches Wirtschaftssystem.
Arafats einziges klares Ziel ist Ostjerusalem als Hauptstadt. Wie dort regiert werden soll, lässt er im Unklaren. Ariel Scharon wird diesen Krieg nicht gewinnen durch seine Militäroperation.
Doch ebenso erfolglos wird Arafats Terrorstrategie bleiben. Wie viele Menschen müssen noch sterben, bis beide das einsehen? Wenn es einen gesellschaftlichen Konsens der Palästinenser gibt, dann ist es ein auf Hass und Zerstörung basierender Kampf gegen die israelische Besatzung von Gaza-Streifen und Westjordanland.
Anstatt stolz zu sein auf palästinensische Poeten und Wissenschaftler, wird das Töten von Israelis zum Märtyrertum verklärt. Arafat hat sich in diesen Tagen an die Spitze der Bewegung gesetzt: Er fürchte sich nicht, von israelischen Soldaten getötet zu werden, denn dann werde er zum Märtyrer wie alle anderen bislang etwa 1200 getöteten Palästinenser auch.
Indem Arafat die Selbstmordattentate legitimiert und in Zusammenhang stellt mit der israelischen Okkupation, sucht er die Palästinenser als Opfer Israels darzustellen. Ihnen bleibe praktisch nichts anderes übrig, als sich in die Luft zu sprengen. Das ist eine von vielen Lügen Arafats, der behauptet, israelische Kampfhubschrauber hätten vergiftete Schokolade über Gaza abgeworfen. Es ist deshalb eine Lüge, weil Arafat und sein Volk eine Alternative hatten: die Angebote Ehud Baraks.
Von Arafat ist kein Staat zu erwarten, der ohne Selbstmordattentäter auskommt. Er erklärt eine Waffenruhe – und lässt zugleich 50 Tonnen Waffen aus Iran ordern. Auf Druck der USA lässt Arafat den Waffenlieferanten, der auf der Lohnliste der Autonomiebehörde steht, verhaften. Jetzt sitzt derselbe Mann neben Arafat im Hauptquartier in Ramallah.
Nach dem Einmarsch der israelischen Armee wurden Dokumente gefunden und im Fernsehen gezeigt, die Arafats Verquickung mit Selbstmordattentaten belegen sollen. In ihnen verlangen die Al-Aksa-Brigaden aus Arafats Fatach-Organisation vom Finanzchef der Autonomiebehörde Geld für bereits erfolgte Selbstmordanschläge sowie für die „Feiern“ der Familien, deren Kinder sich in die Luft gesprengt haben – auch weil ihr Präsident das sanktioniert.
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Danke, C.F.Gauss, hier sind die meisten derart emotionalisiert, daß ....