Aktien flexibler (Einnahme von 39 Mio. Euro)und unabhaengiger von Krediten und dem Boersengang in den USA. Zeitdruck besteht jetzt erst einmal nicht mehr und es kann in Ruhe gewartet werden. Ich finde das recht clever.
Über die weiteren Aussichten von Intershop sprach Stock-World mit Finanzvorstand Wilfried Beeck.
Stock-World:
Intershop gehört zu den wenigen Unternehmen in Deutschland die auch international in der ersten Liga der „New Economy“ mitspielen. Worin liegt Ihr Erfolgsgeheimnis?
Wilfried Beeck:
Wir sind gegenüber unseren Mitstreitern global ausgerichtet. So achten wir besonders darauf, dass unserer Technologie ständig weiter entwickelt wird. Deshalb liegen wir wohl auch im Business-to Business-Bereich vorn. Dazu sind wir führend als Dienstleister im Hosting-Bereich und haben mit drei bis sechs Monaten wesentlich schnellere Installationszyklen als unsere Mitbewerber mit zwölf bis 18 Monaten.
Stock-World:
Welche Wachstumsraten erwarten Sie für die Bereiche Business-to-Business und Business-to-Consumer ?
Wilfried Beeck:
Beide Bereiche werden in den kommenden fünf Jahren durchschnittlich über 100 Prozent pro Jahr wachsen. Kurzfristig ist allerdings das B2B-Segment interessanter, weil ein Return auf das eingesetzte Kapital bei den Kunden schneller zu erreichen ist. So können Businessmodelle im B2B-Bereich direkt im Internet abgebildet und eine hohe Nutzungsrate erzielt werden. Dagegen müssen sich im B2C-Bereich erst die Kaufgewohnheiten der Konsumenten ändern – und das wird wohl etwas länger dauern. Ich gehe davon aus, dass wir im eCommerce derzeit noch nicht einmal zehn Prozent des künftigen Gesamtvolumens erreicht haben.
Stock-World:
In der vergangenen Woche glänzte Ihr Unternehmen einmal mehr mit hervorragenden Geschäftszahlen. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreswert stieg der Umsatz im zweiten Quartal um mehr als 240 Prozent auf 32,6 Millionen Euro. Trotz hoher Marketingaufwendungen gelang der Sprung in die Gewinnzone. Unterm Strich blieb ein Ergebnis je Aktie von 0,07 Euro – im zweiten Quartal 1999 musste dagegen noch ein Verlust von 0,21 Euro je Intershop-Aktie verkraftet werden. Was waren die Erfolgsfaktoren?
Wilfried Beeck:
Hier ist besonders unser neues Produkt „Enfinity“ zu nennen, dass von vielen großen Unternehmen hervorragend aufgenommen wurde und bereits die Hälfte des Umsatzes ausmacht. Dazu sind die Umsätze mit der bestehenden „Intershop 4“-Produktfamilie weiter gestiegen, so dass sich in der Summe ein deutlich höherer Umsatzanstieg ergeben hat, als ursprünglich geplant.
Zudem konnten wir nach nur sechs Monaten in Asien auch bereits acht Prozent unseres Umsatzes verbuchen. Unser Ziel ist es, diesen bis Ende des Jahres auf mehr als zehn Prozent ausbauen. Wir wollen neben Märkten in Europa und Amerika ein drittes starkes Standbein entwickeln.
Stock-World:
Wie verteilt sich Ihr Gesamtumsatz auf die verschiedenen Regionen und in welchen Ländern erwarten Sie künftig das stärkste Wachstum?
Wilfried Beeck:
Wir haben im ersten Halbjahr etwa 40 Prozent des Umsatzes in den USA gemacht, 55 Prozent in Europa und rund fünf Prozent in Asien. In Europa verteilen sich die Umsätze etwa zu gleichen Teilen auf Deutschland, UK und den Rest. Ein starkes Wachstumspotential sehen wir vor allem in Asien und im Rest von Europa.
Stock-World:
Wie sehen Ihre Prognosen für das Gesamtjahr aus?
Wilfried Beeck:
Wir peilen für das Gesamtjahr ein ausgeglichenes Ergebnis an. Es kann jedoch sein, dass wegen hohen Investitionen und der schnellen Expansion eines der Folgequartale geringfügig negativ ausfällt. Wir haben jedoch in den ersten beiden Quartalen ein Gewinnpolster von drei Millionen Euro geschaffen, so dass ein ausgeglichenes Jahresergebnis möglich ist. Ab 2001 wollen wir dann aber konstant profitabel sein.
Stock-World:
Wird es zum organischen Wachstum auch Akquisitionen von Intershop geben?
Wilfried Beeck:
Wir werden uns in einigen Bereichen verstärken und unser Produktangebot weiter ausbauen. Das wird eine Kombination von Akquisitionen und neuen, eigenen Produkten sein. Interessant sind für uns die Bereiche Content-Management, eMarketing und eCRM.
Stock-World:
Qualifiziertes Personal ist in Ihrer Branche Mangelware. Wie bewältigt Intershop dieses Problem?
Wilfried Beeck:
Wir haben in Europa ein sehr gutes Image als attraktiver Arbeitgeber und das hilft uns natürlich gutes Personal zu bekommen. Wir werden in diesem Jahr die Zahl der Mitarbeiter mehr als verdoppeln. Das ist zwar immer noch weniger als das Umsatzwachstum. Aber bedenken Sie, dass ein immer größerer Anteil der Lizenzverkäufe und vor allem der Projekte über Partnerunternehmen läuft.
Stock-World:
Seit August 1999 hat sich der Kurs der Intershop-Aktie nahezu verfünffacht – vom Höchststand bei rund 700 Euro aber auch wieder fast halbiert. Wie beurteilen Sie die weiteren Aussichten?
Wilfried Beeck:
Das überlassen wir lieber den Analysten. Alle Research-Reports die wir derzeit jedoch kennen sind sehr positiv und geben fast ausschließlich Kaufempfehlungen ab.
Stock-World:
Ihr Konkurrent BroadVision ist vor kurzem nach der Ankündigung, einen Kunden verloren zu haben, kräftig unter Druck geraten. Wäre ein vergleichbares Szenario auch bei Intershop denkbar?
Wilfried Beeck:
Kein Unternehmen, das derart stark wächst, ist davor gefeit, auch mal einen Kunden zu verlieren. BroadVision hat mit American Airlines einen der Top-Vorzeigekunden verloren. Vermutlich wurde diese Tatsache von einem Konkurrenten publicityträchtig ausgeschlachtet.
Intershop ist allerdings wesentlich breiter aufgestellt als Broadvision. Zwar haben wir bisher noch keinen Topkunden verloren, jedoch haben wir nach dem Fall Broadvision/American Airlines Maßnahmen ergriffen, um unseren Service für Kunden noch zu verbessern.
Stock-World:
MobilCom-Chef Schmid denkt über einen Wechsel in ein anderes Börsensegment nach und kritisiert vor allem die zum Teil heftigen Kursschwankungen bei vielen Aktien des Neuen Marktes. Hat Intershop ähnliche (DAX-)Ambitionen?
Wilfried Beeck:
Nein. Wir sind ein schnell wachsendes High-Tech-Unternehmen und sehen daher die dafür vorgesehenen Börsensegmente Neuer Markt und NASDAQ als die Richtigen an. Deshalb haben wir auch unsere Notierungsaufnahme für die Nasdaq für März beantragt – allerdings ist die Sache noch nicht abgeschlossen.
© 14.08.2000 www.stock-world.de
Intershop – Geldsegen
Intershop [ Kurs / Chart ] hat insgesamt 100.000 (Vorsplittangabe, entsprechend 500.000 nach dem Splitt 5 für 1 am 16.08.) neue Aktien ausgegeben. Wie das Unternehmen am Dienstag nach Börsenschluss bekannt gab, sind die Anteile internationalen institutionellen Anlegern angeboten und die Veräußerung am 15. August abgeschlossen worden. Den Nettozufluss aus der Kapitalerhöhung bezifferte Intershop auf 39 Millionen Euro.
Den Angaben zufolge sind die 100.000 Aktien Teil einer Kapitalerhöhung vom März 2000 in Höhe von 435.000 Aktien für ein geplantes Listing an der NASDAQ. Die restlichen 335.000 Aktien sind weiterhin zu diesem Zweck bestimmt.