Bioethanol - Der Treibstoff der Zukunft?!
| Armin Brack, Chefredakteur |
Lieber Geldanleger,
ich muss immer wieder schmunzeln . . .
. . . wenn ich die Mär von den geldgierigen US-Ölmultis höre, die Alternative Energien verteufeln und die armen Konsumenten schröpfen, um neue Bohranlagen bauen zu können.
Das passt gar so gut ins Bild vom "kriegstreiberischen" US-Präsidenten und dessen Verbindungen zur Ölindustrie.
*Ölmultis investieren Milliarden - in Alternativ-Energien
Die Realität sieht indes anders aus: Die letzte Ölraffinerie in den USA wurde in den 70er-Jahren gebaut und Ölgiganten wie BP (steht inzwischen bezeichnenderweise für "BeyondPetroleum" anstatt "British Petroleum") oder Royal Dutch Shell investieren massiv in alternative Energien.
*Bioethanol - Gefragt wie nie
Zum Beispiel in Bioethanol, eine Form von Alkohol, die als Benzinzusatz am US-Markt derzeit heiß begehrt ist. In den USA entstehen in den nächsten 18 Monaten nicht weniger als 33 neue Ethanolbrennereien, neun bestehende werden ausgebaut. Hauptauslöser des Boom ist das neue US-Energie-Gesetz aus dem Sommer 2005.
Dieses sieht die Verbreitung von E10 (10% Ethanolbeimischung zum Benzin) vor. In einigen Bundesstaaten soll sogar E15 eingeführt werden.
*Gesunder Alkohol
Beschleunigt hat sich die Präsenz des Themas in den Medien durch die folgenschwere Entscheidung der Ölraffinerien bei der Benzinherstellung auf das Erdgas-Derivat Methy-Ether (MTBE) zu verzichten.
Die US-Umweltschutzbehörde EPA (U.S. Environmental Protection Agency) hatte hier massiven Druck ausgeübt, weil MBTE als krebs-auslösend gilt. Die Raffinerien befürchteten Milliardenklagen durch die Verbraucher. Als Ersatz soll nun eben Bioethanol verwendet werden, weil es ebenfalls die Eigenschaft besitzt die Klopffestigkeit von Ottomotoren zu verbessern. Die zu erwartende Nachfrage dürfte kurzfristig zu einem Lieferengpass und damit zu stark steigenden Preisen führen.
*Vorbild Brasilien
Wesentlich weiter in der Entwicklung fortgeschritten ist bereits Brasilien, wo jedes zweite Fahrzeug ein Flex-Fuel-Vehicle ist, das mit einem beliebigen Mischverhältnis aus Ethanol und Benzin betankt werden kann.
Das Herstellungsprinzip ist einfach: Grundsätzlich kann aus jeder zucker- oder stärkehaltigen Pflanze durch Gärung Alkohol hergestellt werden.
Das Bundesministerium für Verbraucherschutz nennt in einer aktuellen Studie Zuckerrüben bzw. Zuckerrohr (Brasilien), Weizen, Roggen (Deutschland), Mais (USA) und Kartoffeln als mögliche Basisstoffe für die Produktion. Zukünftig soll es technologisch möglich werden neben der Stärke auch die Fasern der Pflanzen in Ethanol umzuwandeln.
*Boom? Ja, aber.
Auf den ersten Blick sieht also alles nach einem weltweiten Siegeszug für Bioethanol aus. Aber so einfach ist es bei weitem nicht.
Denn die Idee Benzin mit Ethanol zu vermischen, um den Ölbedarf zu verringern, ist alles andere als neu.
Bereits 1974, ein Jahr nach dem arabischen Ölembargo und folgendem Ölpreis-Schock, wurde in den USA der Einsatz von Bioethanol debattiert.
1979 wurde ein ernstzunehmender Versuch gestattet, in dem Raffinerien eine Steuergutschrift von 40 Cents je produzierter Gallone an Sprit versprochen wurde, wenn sie das Benzin mit Ethanol vermischten. 163 Ethanol-Fabriken wurden daraufhin gebaut, von denen aber wenige Jahre später nur noch 74 betrieben wurden.
Trotzdem wurden wenig später auch die Autohersteller wie General Motors und Ford mit staatlichen Prämienzahlungen belohnt, die mit jedem Kilometer mehr, den ein von ihnen gebautes Vehikel mit einer Gallone E85-Sprit schaffte, anstieg.
Letztendlich schafften die Autos in der Praxis aber nur die Hälfte der Strecke, die offiziell in den Papieren stand. Das Projekt verlief im Sande.
*Ethanol - schon unter Clinton ein Thema
Den zweiten ernstzunehmenden Versuch der Etablierung von Ethanol gab es Mitte der 90er-Jahre in der Clinton-Ära als Folge des Clean Air-Acts, sprich: aus Umweltschutzgründen.
30 Prozent des Benzingemischs sollte von erneuerbaren Energiequellen kommen. Das American Petroleum Institute (API) bestand aber darauf, dass das jetzt als krebserregend ausgemachte MTBE eingesetzt wurde.
Es kam zu einem Rechtsstreit vor dem Court of Appeals, in dem das API letztlich Recht bekam. Ironischerweise wurde im Prozessverlauf festgestellt, dass der Einsatz von Bio-Ethanol in den heißen Sommermonaten den Smog in den Großstädten verschärfen würde, was natürlich der ursprünglichen Intention "Umweltschutz" die Glaubwürdigkeit entzog.
*Ethanol mit geringerer Effizienz
Die Effizienz des Bioethanol-Treibstoffes ist geringer.
Studien zeigen, dass man mit einer Bioethanol-Mischung 25 bis 40 Prozent weniger weit fahren kann als mit herkömmlichem Benzin.
*Transportprobleme
Erschwerend kommt hinzu, dass es massive Transport-Probleme bei Bio-Ethanol gibt, weil Öl-Pipelines nicht verwendet werden können (da diese vom Alkohol korrodiert werden), sondern stattdessen mit Lastwägen, in Eisenbahnwaggons oder über die Binnenschifffahrt transportiert werden müssen.
Gerade dort bestehen aber ohnehin momentan in den USA massive Engpässe - an Arbeitskräften herrscht (Trucks) und Kapazitäten, die für den Transport (bzw. Export) von anderen Rohstoffen benötigt werden
*Negative Energiebilanz
Die Energiebilanz bei Bio-Ethanol ist bisher negativ. Das heißt: Unter dem Strich schafft Ethanol weniger Energie als zu seiner Herstellung benötigt wird. Beispiel Mais:
Das Getreide wird gezüchtet unter Einsatz von Kunstdünger zu dessen Herstellung Erdgas benötigt wird, es wird vor Schädlingsbefall geschützt mit Hilfe von Pestiziden, die wiederum teilweise aus Öl hergestellt werden. Zur Bewirtschaftung der Felder mit landwirtschaftlichen Maschinen wird ebenso Öl als Treibstoff benötigt wie für die Trucks, die das Getreide zur Ethanol-Fabrik bringen (müssen).
*Auch Brasilien braucht Öl
Aber was ist mit Brasilien, das doch immer als leuchtendes Beispiel dafür dient, dass es möglich ist, Ölunabhängigkeit zu erreichen?
Vergessen wird, dass die Ölunabhängigkeit in erster Linie nicht durch die Ethanol-Produktion sondern durch massive Investitionen in die nationale Ölproduktion, allen voran durch den teilweise im Staatsbesitz befindlichen Ölgiganten Petrobras erreicht wurde.
Hinzu kommt: Bei der Herstellung von Ethanol aus Zuckerrohr schafft man in Brasilien eine Energie-Umwandlungsrate vom Getreide zum Ethanol von 1:8, während bei Mais bis jetzt nur eine Umwandlungsrate von indiskutablen 1:1,20 gelungen sei - das ist ein klarer Wettbewerbsvorteil gegenüber den USA.
*Herstellungskosten müssen sinken
Ethanol hat also nur dann eine Zukunft, wenn es gelingt die Energiekosten bei der Herstellung stark zu senken. Bereits seit Längerem geforscht wird hier an der Ethanol-Produktion aus Zellulose. Besonders weit fortgeschritten ist Schweden, wo Bioethanol bereits aus Holz- und Papierabfällen ergestellt wird. Aber bis zur Serienreife ist es noch ein weiter Weg!
MEIN FAZIT:
Die Fokussierung auf Unternehmen, die entweder technologisch führend sind oder durch eine enorme Marktmacht Know-how zukaufen können, ist Grund-Voraussetzung für den Erfolg ihres Ethanol-Investments.
Nur solche Unternehmen werden das Potenzial haben, die beschriebenen technischen Schwierigkeiten zu meistern. Zudem spielen natürlich wie immer auch Bewertungs-Aspekte eine wichtige Rolle.
Nachfolgend stelle ich Ihnen die beiden aussichtsreichsten Titel vor.
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2.) Die zwei besten ETHANOL-Aktien!
MGP Ingredients (MGPI) - Der getarnte Ethanol-Produzent
In der Filmbranche heißt es bei in der Versenkung verschwundenen Stars: They never come back!" Bei ehemaligen Highflyern am Aktienmarkt ist es häufig nicht anders. Doch Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel - hier und dort!
*Die Wiederauferstehung
Und so steigt derzeit die Aktie von MGP Ingredients wie Phönix aus der Asche auf. Bereits vor knapp zwei Jahren legte das Papier einen fulminanten Preisanstieg aufs Parkett als sich Amerika im Atkins-Diät-Wahn befand und das Unternehmen sein Topp-Produkt FiberStar, ein weizenbasiertes resistentes Stärkemittel, mit dem Nahrungsmittelproduzenten Low-Carb-Diät-Produkte herstellten, gar nicht schnell genug ausliefern konnte.
Doch das Atkins-Fieber ging vorüber und die MGP-Aktie brach um über 70 Prozent ein. Ein extremer Preisdruck bei den getreidebasierten Nahrungsmittel-Zutaten, der sich durch die explodierenden Energiekosten Ende des vergangenen Jahres noch Verschärfte, war die Ursache.
Ironischerweise pushen diese hohen Energiepreise nun das einst darbende zweite Geschäftsfeld, die Herstellung von Ethanol für den Getränkemarkt (Alkohol) und vor allem als Benzinbeimischung. Und dieses Mal dürfte der Kursanstieg nachhaltiger sein!
*Technologisch führend
Für Fantasie sorgt dabei, dass MGP durch die Beteiligung an Iogen (das seinerseits von keinen geringeren als Royal Dutch Shell und Volkswagen unterstützt wird) die Möglichkeit besitzt, Alkohol sehr kostengünstig aus Zellulose zu produzieren und dadurch das weiter oben erläuterte Kostenproblem lösen kann.
Der Zellulose-Alkohol wird nämlich aus landwirt-schaftlichen Abfallprodukten wie Getreide- und Maisstroh hergestellt.
MGP kann so die Abfallprodukte, die bei der Herstellung der eigenen Getreideprodukte entstehen, zur Ethanolproduktion nutzen. Ein cleveres Konzept!
*Ergebnisüberraschung möglich
Hinzu kommt, dass die Gaspreise in den letzten Monaten im Gegensatz zum Öl deutlich zurückgekommen sind. MGP könnte also ein echtes Hammer-Quartal abliefern! Am 10.Mai vor Handelsbeginn in den USA werden die Zahlen bekannt gegeben.
Charttechnisch sieht die Aktie exzellent aus: Gestern schaffte Das Papier unter erhöhten Umsätzen den Sprung auf ein neues Allzeit-Hoch!
MEIN FAZIT:
+Technologisch führend
+Charttechnisch topp
- Bereits gut gelaufen
• MGP Ingredients (MGPI) |
• WKN | 811220 |
• Börsenwert | 506 Mio. US-Dollar |
• KGV 07e | 35 |
• Umsatz 07e | 330 Mio. US-Dollar |
• Akt. Kurs | 29,48 US-Dollar / 22,97 Euro |
Unsere Wertung: 73 Punkte (max. 100) => Kaufen! |
Archer-Daniels Midland (ADM) - Mitten aus der Kornkammer
Archer-Daniels Midland mit Sitz in Decatur, Ilionois, also inmitten der "Kornkammer" der USA, ist einer der größten Getreideverarbeiter weltweit. Das Geschäft umfasst drei große Bereiche: zum ersten die Herstellung von Pflanzenölen und Lebens- und Futtermittel aus Sojabohnen, Sonnenblumenkernen, Baumwollsamen, Erdnüssen, Kakaobohnen, Raps und Flachs.
Zum Zweiten, Dienstleistungen rund um die Landwirtschaft wie die Ernte-Einbringung, Transport und Lagerhaltung und zum dritten die Verarbeitung von Mais und Weizen in Süßstoffe, Stärke, Glukose und vor allem in die Biokraftstoffe Ethanol und Biodiesel.
*Marktführer bei Ethanol
Letzteres Segment gewinnt aus dem im Leitartikel geschilderten Gründen immer mehr an Bedeutung. Mit einem Marktanteil von mehr als 30 Prozent ist ADM der größte Ethanol-Produzent der USA. Auch der größte deutsche Biodiesel-Produzent, die Ölmühle Hamburg (WKN 726 900) ist zu über 95 Prozent im Besitz von ADM.
*Hervorragende Quartalszahlen
Am Dienstag (2.Mai) meldete ADM die Zahlen für das dritte Geschäftsquartal 2006, die vom Markt sehr gut aufgenommen wurden.
Die Umsatzsteigerung fiel mit einem Plus von 8 Prozent auf 9,12 Milliarden (!) US-Dollar zwar eher moderat aus, aber unter dem Strich verblieb ein Gewinnanstieg von knapp 30 Prozent auf 348 Millionen US-Dollar oder 53 Cents je Aktie. Analysten waren nur von einem Gewinn je Aktie von 46 Cents ausgegangen.
Die Aktie kennt derzeit kein Halten mehr. Der Aufwärtstrend beschleunigte sich seit der Zahlenveröffentlichung weiter, ADM-Aktien legten gestern über 10 Prozent auf 41,90 US-Dollar zu. Ein weiter steigender Ölpreis heizt die Spekulation weiter an.
*Noch nicht zu teuer
Die Gewinnschätzungen dürften in den nächsten Tagen von den verschiedenen Analysten deutlich angehoben werden, das 2007er-KGV dürfte auf unter 20 sinken. Die Aktie ist auch auf dem jetzigen Niveau noch aussichtsreich!
MEIN FAZIT:
+Unumstrittener Marktführer
+Internationale Präsenz
+Hohe Finanzkapazität
- Keine reine Ethanol-Aktie
• Archer Daniels Midland (ADM) |
| • WKN | 854161 |
• Boersenwert | 21,8 Mrd. Euro |
• KGV 07e | 18 |
• Umsatz 07e | 40 Mrd. US-Dollar |
• Akt. Kurs | 41,90 US-Dollar / 33,05 Euro |
Unsere Wertung: 85 Punkte (max. 100) => Kaufen! |