Inflation keine Gefahr

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Inflation keine Gefahr

 
01.07.01 19:15

Inflation keine Gefahr


Von Dieter Wermuth

Alles deutet darauf hin, dass der Höhepunkt der Inflation im Mai lag und sie von nun an rasch fallen wird. Dadurch ergeben sich für die EZB Spielräume für weitere Zinssenkungen.

Unter Analysten herrscht nahezu Konsens, dass die Sätze noch in diesem Jahr zweimal um jeweils einen Viertelpunkt auf dann vier Prozent zurückgenommen werden. Ich denke, dass das noch nicht das Ende sein wird und drei Prozent als nächste Zielmarke wahrscheinlicher sind als fünf Prozent. Am wichtigsten scheint mir, dass es angesichts der hohen Arbeitslosigkeit und möglicherweise auch als Folge eines Paradigmenwechsels bei den Gewerkschaften bisher kaum Lohninflation gibt; zudem fehlen die Anzeichen, dass sich das demnächst ändern könnte. Die Lohnstückkosten lagen zuletzt nur um etwa 1,5 Prozent über ihrem Vorjahresstand.

Hinzu kommt, dass die Importe, die zweite wichtige gesamtwirtschaftliche Kostenkomponente, wegen der Nachfrageschwäche auf den Weltmärkten und dem intensiven Wettbewerb, der sich daraus ergibt, tendenziell billiger werden. Sollte sich der Dollarkurs irgendwann doch einmal normalisieren, käme es dadurch zu einem zusätzlichen positiven Effekt. Gegen Ende des Jahres dürften die Einfuhrpreise daher unter ihren Vorjahreswerten liegen.


Was den dritten Kostenblock, die Kapitalkosten, angeht, ist die Vorhersage nicht so leicht: kurzfristige und langfristige Fremdmittel dürften sich als Folge der Geldpolitik und sinkender Inflationserwartungen weiter verbilligen. Ob der Rückgang der Aktienkurse - der ja eine Verteuerung der Eigenmittel darstellt - schon in diesem Jahr beendet werden kann, scheint mir angesichts der Gewinnlage und der hohen Bewertungen fraglich. Insgesamt dürften die Kapitalkosten entweder stagnieren oder leicht ansteigen.


Inflationsdämpfend wirkt weiterhin, dass die Nachfrage zurzeit langsamer zunimmt als das potenzielle Angebot, wodurch die freien Kapazitäten wieder größer werden. Der scharfe Rückgang der Wachstumsrate der Geldmenge M1 ist ein Indiz dafür, dass die inländische Nachfrageschwäche noch eine Weile anhalten dürfte. Vom Ausland kommen ohnehin kaum noch Impulse; ohne die Abwertung des Euro sähe es dabei noch trüber aus.


Ich rechne damit, dass die durchschnittliche Inflationsrate im nächsten Jahr bei 1,6 Prozent liegen wird und damit etwas unterhalb des Mittelwertes der jüngsten EZB-Projektion. Anders als im Mai wird Herr Duisenberg künftig weniger Probleme damit haben, seine Zinssenkungen zu rechtfertigen.


Dieter Wermuthist Europa-Chefvolkswirt der Tokai Bank in Frankfurt.



© 2001 Financial Times Deutschland
ecki:

Bitte drängt den Düsi nicht zu sehr!

 
01.07.01 19:22
Unter äußerem Druck wird er nicht senken, nur um unabhängigkeit zu wahren...
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