Von Christian Schütte, Berlin
Hoffnungen auf eine Konjunkturwende in den nächsten Monaten haben am Montag einen deutlichen Dämpfer erhalten. Unternehmensbefragungen in der Euro-Zone, in den USA und Japan, die als wichtige Frühindikatoren gelten, signalisierten für September einen beschleunigten Abschwung.
Gleichzeitig reduzierte die Investmentbank JP Morgan ihre Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum. Die globale Wirtschaftsleistung werde im vierten Quartal dieses Jahres gerade noch 0,2 Prozent höher sein als ein Jahr zuvor. Das wäre das schwächste Plus seit 30 Jahren. Für die Industrieländer erwarten die Ökonomen im vierten Quartal sogar ein Minus von 0,1 Prozent zum Vorjahr. Für die USA wird eine Schrumpfung um 0,5 Prozent vorhergesagt.
In den USA und in der Euro-Zone hatten Befragungen von Einkaufsmanagern im August eine Verlangsamung des Abschwungs in der Industrie signalisiert. In den USA war der viel beachtete Index der Nationalen Vereinigung der Einkaufsmanager (NAPM) sogar recht kräftig gestiegen. Viele Volkswirte hatten dies als erstes Zeichen einer beginnenden Stabilisierung interpretiert.
Im September fielen die Einkaufsmanagerindizes jedoch wieder deutlich zurück. In der Euro-Zone sank der von Reuters ermittelte Einkaufsmanager-Index von 47,5 auf 45,9 Punkte. Das ist der niedrigste Stand seit Einführung des Index 1996. Für Deutschland ergab sich ein Wert von 45,1 nach 46,4 Punkten im August. Der französische Index fiel von 47,9 auf 45,6 Punkte. Lediglich in Großbritannien legte der Index minimal von 46,4 auf 46,5 Punkte zu. Indexwerte unter 50 signalisieren ein Schrumpfen des Sektors.
In den USA sank der NAPM-Index um 0,9 auf 47,0 Punkte, er konnte damit einen Großteil der Verbesserung vom August halten. Volkswirte hatten mit einem noch deutlicheren Rückgang gerechnet. Zahlreiche Manager hatten in der Umfrage allerdings erklärt, dass es noch zu früh sei, um die die Auswirkungen der Terroranschläge richtig abschätzen zu können. "Das wird für längere Zeit die letzte gute Zahl gewesen sein", kommentierte eine Analystin der Deutschen Bank in New York.
Positiv vermerkten Ökonomen, dass die Teilindizes für Produktion und Auftragseingang in den USA weiterhin eine schwache Expansion anzeigen, und dass der Teilindex für die Beschäftigungsentwicklung sich verbesserte. Die Auftragseingänge aus dem Ausland verschlechterten sich aber nach der NAPM-Umfrage deutlich. Damit gibt es verstärkte Anzeichen des gefürchteten "Boomerang-Effekts" der US-Flaute. Nachdem die US-Schwäche auch andere Länder erfasst hat, schlägt sie nun in der zweiten Runde in Form verringerter Exportchancen auf die USA zurück.
In Japan berichtete die Notenbank am Montag, dass der Tankan-Index, der auf einer Befragung der industriellen Großunternehmen beruht, im dritten Quartal um 17 Punkte auf minus 33 Punkte gefallen ist. Das war der stärkste Einbruch seit drei Jahren. Der breitere Index, in dem auch kleinere und mittlere Unternehmen berücksichtigt sind, fiel von minus 30 auf minus 43 Punkte. Drei Viertel der Befragten hatten erst nach den Terroranschlägen geantwortet.
Japans Industrie hatte ihre Hoffnung zuletzt auf einen raschen Aufschwung in den USA gesetzt. Die Rückschläge dort drücken deshalb die Stimmung in der exportorientierten Industrie massiv.