Aus der FTD vom 4.1.2001
Leitartikel: Es riecht nach Panik
Die Zinssenkung der amerikanischen Notenbank am Mittwoch hat nicht nur im Ausmaß, sondern auch im Tempo überrascht. Beides deutet darauf hin, dass die US-Konjunktur in kritischerer Lage ist, als bislang vermutet.
Es ist erst zwei Wochen her, dass der Offenmarktausschuss der Fed das größere Risiko für die US-Wirtschaft nicht mehr in der Inflation, sondern im zurückgehenden Wachstum sah. Und die nächste offizielle Sitzung des Entscheidungsgremiums für die Geldpolitik findet erst Ende des Monats statt.
Noch vor einigen Wochen hat Zentralbank-Chef Alan Greenspan behauptet, die Lage seit bei weitem nicht so ernst wie 1998. Damals senkte die Notenbank die Leitzinsen um einen viertel Punkt, weil der Hedge-Fund LTCM eine Finanzkrise ausgelöst hatte.
Der Schreck muss den Notenbankern mächtig in die Glieder gefahren sein, wenn sie jetzt die Zinsen nun um 50 Basispunkte senken. Sie haben vermutlich den Eindruck gewonnen, dass ohne schnelle und radikale Verbilligung des Notenbankgeldes das US-Wachstum knirschend zum Stillstand kommt. Da ist dann nicht mehr von weicher oder holpriger Landung der Konjunktur die Rede, sondern vom direkten Weg in die Rezession.
Die am Mittwoch veröffentlichten Zahlen der Autoindustrie und der am Dienstag drastisch abgesackte Einkaufsmanager-Index liefern in der Tat Hinweise, dass die Lage so ernst ist, wie sie von den Pessimisten dargestellt wird. Auch der zu Jahresbeginn schwach gestartete Aktienmarkt dürfte der Fed Grund zum raschen Handeln gegeben haben. Wenn der Wert des Portefeuilles sinkt, fördert das nicht die Konsumneigung der Bürger.
Die Wall Street hat die schnelle Entscheidung der Notenbank, wie in solchen Fällen angemessen, mit springenden Aktienkursen bejubelt. Doch muss man davon ausgehen, dass die mageren Zeiten an der Börse noch nicht vorbei sind. Die Fed-Entscheidung sollte vielmehr als Warnzeichen interpretiert werden. Es geht zunächst noch um die Frage, wie steil der Abschwung ausfällt. Vermieden werden kann er wohl nicht.
© 2001 Financial Times Deutschland
p.s.:hab nen put