DJ: AUSBLICK/Hypo Real Estate verzeichnet Gewinnrückgang im 2Q
Von Rüdiger Schoß
DOW JONES NEWSWIRES
MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Hypo Real Estate AG (HRE) dürfte
angesichts der Finanzkrise im zweiten Quartal ein deutlich schwächeres Ergebnis
als im Vorjahreszeitraum erzielt haben. Zwar hatte der Vorstand Anfang Juli ein
positives Quartalsergebnis angekündigt. Von Dow Jones Newswires befragten
Analysten schauen jedoch mit Skepsis auf den Quartalsbericht, weil sie
neuerliche Abschreibungen auf Kreditderivate und ein schwaches Neugeschäft erwarten.
Zudem dürfte als Sondereffekt die Bewertung eines in der
Pflichtwandelanleihe eingebetteten Derivats den Nettogewinn belastet haben. HRE
finanziert die Übernahme des Staatsfinanzierers Depfa mit einer
Pflichtwandelanleihe und hat diese mit Derivaten abgesichert. Bei steigenden
HRE-Aktienkursen fällt der Wert des Derivats und bei fallenden Kursen steigt er.
Im zweiten Quartal war nun der HRE-Kurs gestiegen.
Insgesamt rechnen Analysten für die am Mittwoch erwarteten
Quartalszahlen im Schnitt mit einem Rückgang des Vorsteuergewinns auf 42 (Vj
320) Mio EUR. Nach Steuern dürfte das Ergebnis im zweiten Quartal auf 32 (223)
Mio EUR eingebrochen sein. Während der Provisionsüberschuss auf 33 (55) Mio EUR
gefallen sein dürfte, könnte das Handelsergebnis auf minus 58 (23) Mio EUR
zurückgegangen sein. Das Finanzanlageergebnis prognostizieren die Experten mit
minus 38 (plus 86) Mio EUR.
Die größte Aufmerksamkeit werden die Analysten auf die Abschreibungen
der HRE auf besicherte Schuldverschreibungen (CDO) richten. WestLB-Analyst
Christoph Bossmann erwartet, das die Abschreibungen hier auf auf 120 Mio EUR
gesunken sind, nachdem die HRE im Vorquartal noch 175 Mio EUR an Belastungen
buchen musste und im gesamten Vorjahr 466 Mio EUR. LBBW-Analyst Martin Peter
rechnet im Quartal mit deutlich mehr als sein Kollege und erwartet 160 Mio EUR.
Zumindest teilweise wird die Abschreibung allerdings durch eine 90 Mio
EUR umfassende Modellreserve gedeckt. Mit dieser Modellreserve hatte HRE im
vierten Quartal 2007 der Unsicherheit Rechnung getragen, ob nach dem
Zusammenbruch des Derivatemarkts angewendete Bewertungsmodelle zutreffend sind.
Die Modellreserve wird genutzt, wenn die Bewertung zu niedrig war. Weicht bei
der Portfoliobewertung hingegen die Unsicherheit, kann die Rückstellung partiell
aufgelöst werden.
Das operative Geschäft dürfte sich laut Analyst Martin Peter von der
Landesbank Baden-Württemberg enttäuschend entwickelt haben. Der Experte sieht
das Neugeschäft in der Immobilienfinanzierung bei knapp einem Drittel des
"extrem starken" Vorjahresquartals und erwartet zudem "verschwindend geringe"
Vorfälligkeitsentschädigungen. Im Vorjahr hatte HRE für die vorzeitige Kündigung
von Kreditverträgen von einem Großkunden Vorfälligkeitszahlungen in
"nennenswerter" Höhe erhalten.
WestLB-Analyst Bossmann hebt bei der anstehenden Vorlage des
Quartalsberichts die Wichtigkeit des Nettozinsergebnisses hervor. Dieses dürfe
nicht enttäuschen, da es auch in Zukunft der Hauptgewinntreiber für die HRE sei.
Nicht nur Bossmann erwartet im zweiten Quartal ein Nettozinsergebnis auf dem
Niveau des Vorquartals, als HRE einen Zinsüberschuss von 299 Mio EUR erzielt hatte.
Der WestLB-Experte erwartet zudem, dass Zuwächse im Bereich
Staatsfinanzierung die Rückgänge an anderer Stelle ausgeglichen haben: Positiv
dürfte sich das Kreditgeschäft mit der Öffentlichen Hand entwickelt haben.
Belastungen könnten hingegen aus der strengeren Kreditvergabe und der höheren
Refinanzierungskosten entstanden sein.
Webseite:
www.hyporealestate.de -Von Rüdiger Schoß, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 117,
ruediger.schoss@dowjones.com
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(END) Dow Jones Newswires
August 12, 2008 10:44 ET (14:44 GMT)
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