GPRS: Die Hoffnung stirbt zuletzt
Die Hoffnung in den neuen Datendienst GPRS (General Packet Radio Service) war gross als
dieser Anfang des Jahres an den Start ging. GPRS sollte das mobile Internet populär
machen und zahlreiche neue Dienste an die Kunden bringen. Der neue Datendienst ist um
ein vielfaches schneller als unser aktueller Mobilfunkstandard GSM. Es werden die Daten
nicht in einer fixen Verbindung gesendet, sondern in einzelnen Datenpakete.
Dies ermöglicht nicht nur eine wesentlich schnellere Übertragungsgeschwindigkeit. GPRS
bietet eine "always on" Verbindung, d.h. der Nutzer ist immer im Netz und zahlt nur für das
übermittelte Datenvolumen. Je nach Gerät werden derzeit 50 Kilobit pro Sekunde erreicht.
Zukünftig sollen sogar bis zu 110 Kilobit pro Sekunde mit GPRS möglich sein. Der
Datendienst soll einen fließenden Übergang zu UMTS, dem neuen Mobilfunkstandard der
dritten Generation schaffen, der voraussichtlich Ende 2002 an den Start gehen wird.
Wie eine aktuelle Umfrage in der UMTS-Report.com - Community zeigt, ist GPRS noch längst
nicht so verbreitet wie die Mobilfunkanbieter es hoffen. Gerade mal 8 Prozent nutzen den
Datendienst regelmäßig, 16 Prozent wollen GPRS immerhin bald einmal testen. 76 Prozent
wollen derzeit nichts von GPRS wissen.
Das kommt nicht von ungefähr. In einer im Dezember durchgeführten Umfrage in der
UMTS-Report.com - Community konnten gerade 17 Prozent etwas mit dem Wort GPRS
anfangen. Wie soll sich der Dienst also durchsetzen, wenn ihn keiner kennt ?
GPRS bringt für viele Handybesitzer auf den ersten Blick einfach keine entscheidenden
Vorteile mit sich. Erst sehr zögernd brachte die Industrie geeignete Geräte auf den Markt.
Hinzu kommt die bescheidende Bewerbung von GPRS-Handys und Tarifen. Die Nutzer
sehen derzeit einfach keinen entscheidenden Vorteil in der Nutzung von WAP-Diensten.
"Wenn wir im 1. Quartal diesen Jahres mit eigenen Datendiensten starten, ist für uns der
Aspekt der einfachen Bedienung ganz entscheidend. Den Kunden interessiert es wenig, ob
das Foto, das auf sein Handy geschickt wird, via GPRS oder UMTS kommt. Es muss vor
allem unkompliziert funktionieren", sagt Matthias Quaritsch, Leiter Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit bei Mobilcom.
Kurz nach der Veröffentlichung dieses Wochenthemas erreichte uns noch ein Statement von
Holger Wild, Head of Solutions and Applications von Nokia Deutschland, auf die von uns
gestellte Frage, wieso GPRS noch nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat.
Selbstverständlich wollen wir Ihnen auch dieses Statement nicht vorenthalten:
"Stellen Sie sich vor, Sie werden im Café oder unterwegs über ein akustisches Signal
darüber informiert, dass Sie eine E-Mail erhalten haben – und Sie können diese E-Mail und
auch die Dateianhänge direkt über ihr Mobilfunkgerät öffnen, antworten oder
weiterverschicken. Stellen Sie sich vor, das Display Ihres Mobiltelefons zeigt Ihnen als
Startseite rund um die Uhr den fortlaufend aktualisierten News-Ticker Ihrer Lieblings-Website
und Ihnen stehen über das Mobiltelefon jederzeit mit einem Tastenklick sämtliche Seiten des
WWW zur Verfügung, ohne lästige Einwahlprozedur.
Dann erhalten Sie eine Ahnung davon, welches Potential die GPRS-Technologie bietet, und
welche Welten zwischen dem heutigen Mobilfunk der 2. Generation und den künftigen
Möglichkeiten mit GPRS liegen. Und dann wird auch deutlich, dass die Einführung von GPRS
einen echten Meilenstein markiert.
Nehmen Sie nur den GSM-Mobilfunk oder die SMS: Auch diese Technologien haben sich
zunächst im Kreis der Early Adopter und im professionellen Umfeld etabliert, heute gehören
sie zu unseren ganz alltäglichen Kommunikationsmitteln.
Wir schätzen, dass der Markt für GPRS-Produkte im letzten Jahr ein Volumen von etwa zehn
Millionen Geräten erreichte, gehen aber gleichzeitig davon aus, dass deren Anteil am Markt
für GSM-Geräte in den nächsten zwei Jahren auf mehr als 50 Prozent anwächst."
Neben WAP wird auch die Weiterentwicklung der beliebten SMS, die MMS (Multimedia
Messaging Service) eine wichtige Rolle spielen, ob GPRS und später UMTS erfolgreich am
Markt werden. MMS ist ein offener Standard und erlaubt es jedem Mobilfunkanbieter diesen
frei einzusetzen. Neben dem Senden von Bildern bietet MMS auch die Möglichkeit
Textnachrichten, die länger als 160 Zeichen sind problemlos zu versenden. Weitere neue
Features wie die Verwendung verschiedener Schrifttypen, das Versenden von Sounds und
Video-Abschnitten sind nur einige Beispiele was der Handy-Nutzer in Zukunft erwarten kann.
Ob GPRS dieses Jahr endlich den erhofften Durchbruch schaffen kann, wird davon
abhängig sein, wie Industrie, Anbieter und Medien den vielversprechenden Datendienst
präsentieren, weiterentwickeln und bekanntmachen.
mfg
ath