1. Wieso gibt es überhaupt Atomtransporte?
Atomkraftwerke erzeugen hochradioaktive Abfälle, in Deutschland pro Jahr rund 450 Tonnen. Die hochaktiven Abfälle strahlen für viele Tausend Jahre. Auf der ganzen Welt hat man bisher kein sicheres Endlager gefunden, das für solche Abfälle geeignet wäre. Und selbst Experten wie der Umweltsachverständigenrat gehen nicht davon aus, dass ein für alle Zeiten sicheres Endlager gefunden werden kann. Deshalb wird Atommüll verschoben: Er rollt aus Atomkraftwerken zu zentralen Zwischenlagern (Ahaus, Nordrhein-Westfalen und Gorleben, Niedersachsen) oder zu den ausländischen Wiederaufbereitungsanlagen (La Hague, Frankreich und Sellafield, Großbritannien) die einzigen von den Aufsichtsbehörden bisher zugelassenen "Entsorgungswege".
2. Was ist der Unterschied zwischen Transporten zu den Wiederaufarbeitungsanlagen und in die Zwischenlager?
Für die verschiedenen Transportarten werden verschiedene Behältertypen eingesetzt. Für die Transporte in die Zwischenlager Ahaus und Gorleben verwendet man sogenannte Transport- und Lagerbehälter, bekannt als Castor-Behälter. In den Atomkraftwerken werden abgebrannte Brennelemente in die Castor-Behälter geladen. Die Castoren werden in die Zwischenlagerhallen transportiert und dort für einen Zeitraum von rund 40 Jahren gelagert.
Für die Transporte zu den Wiederaufarbeitungsanlagen verwendet man reine Transportbehälter. Da diese nur für den relativ kurzen Zeitraum des Transports eingesetzt werden, müssen sie nur geringere Sicherheitsanforderungen erfüllen. Die verwendetet Behälter für die WAA-Transporte werden in Frankreich und Großbritannien hergestellt und tragen Namen wie beispielsweise TN13/2, TN17/2, Excellox 6. Da diese Namen jedoch zu umständlich sind, wird in der Regel für alle Transportbehälter der Name "Castor" und für alle Atomtransporte der Begriff "Castortransport" verwendet.
3. Was ist eigentlich Wiederaufarbeitung?
Bei der Wiederaufarbeitung werden in einem chemischen Verfahren hochgiftiges Plutonium und Uran aus den abgebrannten Brennelementen abgetrennt. Für die Wiederaufarbeitung sind zahlreiche Hilfsstoffe, Chemikalien und Werkzeuge notwendig. Dadurch vervielfacht sich der gesamte Atommüllberg, der letztendlich entsorgt werden muss. Die End-"Produkte" der Wiederaufarbeitung - Plutonium, Uran, hochradioaktiver verglaster Atommüll (sogenannte Glaskokillen) und leicht- und mittelradioaktive Abfälle - müssen von Deutschland zurückgenommen werden. Die Wiederaufarbeitung ist also keine Entsorgung sondern eine Müllvermehrung. Einen Teil des Atommülls entledigen sich die Betreiber der Wiederaufarbeitungsanlagen auf billige Weise über ihre Abwasserpipelines. Täglich werden rund 10 Millionen Liter radioaktives Abwasser von den Betreibern der Wiederaufarbeitungsanlagen in den Ärmelkanal und die Irische See gepumpt.
Die deutschen Atomkraftwerksbetreiber haben Verträge mit den zwei großen Wiederaufarbeitungsanlagen in La Hague/ Frankreich und Sellafield/ Großbritannien.
4. Wie sieht es in La Hague und Sellafield aus?
Durch die Wiederaufarbeitung werden ganze landstriche radioaktiv verseucht. Beispiel La Hague: Greenpeace führte im April 1997 erste Messungen am Abwasserrohr der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague durch. Im Juni und September 1997 wurden Meerestier-, Sediment- und Abwasserproben von Greenpeace-Tauchern in unmittelbarer Nähe der Abwasser-Pipeline, teilweise unter Aufsicht eines vereidigten Sachverständigen, entnommen. Die Proben wurden von zwei unabhängigen Labors analysiert.
Nach den Analysen sind die inneren Ablagerungen der Pipeline so hoch verstrahlt, dass sie nach dem derzeitigen deutschen Recht in Zement verpackt und tiefengeologisch endgelagert werden müssten. Proben von Meeressediment und Rohrablagerungen enthielten derart viel Plutonium, dass diese Proben nach deutschem Recht als kernbrennstoffhaltig einzustufen sind. Auch Proben von Krebsen zeigen, dass die Meeresverseuchung bei La Hague Ausmaße angenommen hat, die mit Kontaminationen nach nuklearen Großunfällen vergleichbar sind.
5. Wieso wird die Wiederaufarbeitung zugelassen, obwohl sie die Umwelt zerstört?
Obwohl die Wiederaufarbeitung Menschen und die Natur radioaktiv verseucht, halten die Atomkraftwerksbetreiber an dieser umweltverachtenden Praxis fest. Der Grund: Die Wiederaufarbeitung gilt als "Entsorgungsnachweis", und dieser ist unbedingt nötig, wenn ein Atomkraftwerk die Genehmigung für den Betrieb nicht verlieren will. Viele Atomkraftwerke müssten abschalten, wenn es die Wiederaufarbeitung nicht gäbe und die Betreiber keine alternativen Entsorgungswege nachweisen könnten.
Auch die rot-grüne Bundesregierung gab unter dem Druck der mächtigen Stromkonzerne klein bei und lässt die Verschieberei von Atommüll ins Ausland zu. Das eigentlich zynische dabei: Noch als Oppositionsparteien hatten SPD und Bündnis 90/ Die Grünen in mehreren Gutachten nachgewiesen, dass die Wiederaufarbeitung ein Verstoß gegen das deutsche Atomgesetz ist. Als Bundesregierung haben die gleichen Parteien jetzt entschieden, die Wiederaufarbeitung weiter fortzusetzen. Entgegen der Koalitionsvereinbarung im Oktober 1998 hat die Bundesregierung dem Druck der Energieversorger nachgegeben und ihnen zugebilligt, ihren Atommüll für weitere fünf Jahre nach La Hague und Sellafield zu transportieren. Dadurch wird ein offensichtlicher Rechtsbruch durch die Bundesregierung legalisiert.
6. Wieviele Atomtransporte gibt es pro Jahr?
Bis zum dem Transportstopp, den die damalige Umweltministerin Angela Merkel in Folge des Skandals um kontaminierte Transportbehälter im Frühjahr 1998 verhängt hat, gingen pro Jahr zwischen 50 und 100 Transporte in die beiden Wiederaufarbeitungsanlagen in La Hague und Sellafield, seit 1973 insgesamt rund 1500 Stück. In die Zwischenlager Ahaus und Gorleben konnten aus den Atomkraftwerken aufgrund der großen Proteste seitens der Atomkraftgegner bisher nur 11 Castor-Behälter transportiert werden.
Innerhalb des Atomkonsenses hatten sich die Bundesregierung und die Atomindustrie darauf verständigt, die Transporte zu den Wiederaufarbeitungsanlagen bis zum 30.6.2005 weiterlaufen zu lassen. Bis dahin dürfen die Stromkonzerne weitere rund 2000 Tonnen hochradioaktiven Müll ins Ausland schaffen. Dies entspricht rund 500 Transporten in den kommenden fünf Jahren.
7. Wie kann ich mich gegen die Castortransporte wehren?
Schreiben/Faxen/Emailen Sie an die großen Stromkonzerne. Fordern Sie die Konzerne auf, die Produktion von Atommüll einzustellen und die Castortransporte zu stoppen.
Nehmen Sie ihr Recht auf friedlichen Widerstand gegen die bevorstehenden Castortransporte in Anspruch.
Steigen Sie persönlich aus der Atomenergie aus. Wechseln Sie zu einem Anbieter von sauberen Strom, beispielsweise Greenpeace energy
Adressen:
RWE Energie AG
Kruppstr. 5
45128 Essen
Tel: 0201-12-01
Fax: 0201-12-24313 und -24449
info@energie.rwe.de
Vorstandsvorsitzender: Manfred Remmel
EnBW Energie Baden Württemberg AG
Durlacher Allee 93
76131 Karlsruhe
Tel: 0800-99999-66
Fax: 0800-99999-99
info@enbw.com
Vorstandvorsitzender: Gerhard Goll
E.ON Energie AG
Nymphenburger Str. 39
80335 München
Tel: 0511-4392227
Fax: 0511-4394373
info@eon-energie.com
Vorstandsvorsitzender: Dr. Hans-Dieter
Quelle: Greenpeace