Junge Kriegsgegner stören Parteitag
Die Aktion war bis ins Detail geplant. Oberstes Ziel: In die Medien kommen, Kameras um sich sammeln und sich dann unter lautem Geschrei abführen lassen.
Sechs Jugendliche aus Jena haben dem SPD-Parteitag in Nürnberg den kleinen
bunten Klecks verpasst, auf den alle sehnsüchtig gewartet haben.
"Engagee" gegen den Krieg
Über die Gästeliste für die jugendpolitische Debatte sind sie auf das hermetisch abgeriegelte Parteitagsgelände gekommen. Sie nennen sich "Engagee" und treten für den Frieden ein und gegen Krieg. Irgendwie haben sie ein Plakat mit dem Satz "SPD Kriegspartei - beim Morden wieder mit dabei" in den großen Tagungssaal schmuggeln können.
Der Zeitpunkt sich erkennen zu geben war gut gewählt: eine Stunde vor der Tagesschau. Das reicht für einen Platz in den Abendnachrichten. Einmal kräftig in die Trillerpfeifen geblasen und dann den Satz auf dem Plakat als Sprechchor herausgeschrien - und die Bundesfamilienminsterin Christine Bergmann hatte Schwierigkeiten ihre Rede fortzusetzen. Ehrensache, dass die sechs sich vom Sicherheitsdienst nur einzeln vor die Tür des Messezentrums setzen ließen.
Diskussion mit Ministerin
Heidemarie Wieczoreck-Zeul bot sich an, mit der Gruppe zu diskutieren. Die persönliche Referentin der Entwicklungsministerin überbrachte die Botschaft. Auf die Antwort musste sie warten. Erst mussten die sechs das Angebot diskutieren. "Basisdemkoratie dauert manchmal etwas länger", sagte eine der
sechs.
Die Ministerin durfte kommen. In der Kälte diskutierten sie und die Bundestagsabgeordneten Gerd Weisskirchen und René Röspel über Krieg und Frieden. Zu einem Konsens hat es nicht gereicht. Aber Heidemarie Wieczoreck-Zeul versprach, wenn es die sechs es wünschen, nach Jena zu
kommen.
Quelle:Süddeutsche Zeitung