Wenn man sich die aktuelle Wunschanalyse bei Sharewise so ansieht, ist bei Gazprom längst nicht alles Gold was glänzt! Aber lest selbst:
Mitglieder haben diese Wunschanalyse schon vorab per Mail erhalten.
Herzlich Willkommen zur Wunschanalyse von Sharewise.com in Zusammenarbeit mit dem Heibel-Ticker.de Börsenbrief. Unsere Mitglieder haben sich diese Woche eine Analyse von Gazprom gewünscht.
Bevor ich die heutige Wunschanalyse begonnen habe, habe ich mal ein interessantes Experiment gewagt. Ich ging auf die Straße und befragte einige Passanten einfach mal dazu, was Ihnen zu dem Namen Gazprom einfallen würde.
Aus aktuellem Anlaß wurde natürlich am häufigsten der derzeitige "Gasstreit" zwischen Russland und der Ukraine, in deren Mittelpunkt die beiden Unternehmen Gazprom und Naftogaz stehen, genannt. An zweiter Stelle dann meldeten sich die Fussballfans zu Wort, die Gazprom als Hauptsponsors der deutschen Traditionsvereins FC Schalke 04 kennen. Und last but not least wurde auch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder genannt, der nach seiner Amtszeit ja unter anderem für eine Tochtergesellschaft von Gazprom arbeitet.
Doch das ist alles etwas "dünn" und daher habe ich Gazprom mal ein wenig genauer unter die Lupe genommen. Wer oder was ist Gazprom? Wie ist Gazprom überhaupt entstanden? Und die wichtigste Frage natürlich: Ist die Aktie von Gazprom aktuell kaufenswert?
Gazprom Hauptsitz in Moskau, Russland
Unternehmensgeschichte - wie entstand Gazprom?
Gazprom ist eigentlich die Abkürzung für "Gasindustrie" und war früher ein Geschäftsbereich des Ministeriums für Gasförder- und Gastransportindustrie der Union der Sozialisten Sowjetrepubliken (UdSSR). Im Zuge der sogenannten Prestrojka von Michail Gorbatschow wurde Gazprom 1989 in den russischen Staatskonzern Gazprom umgewandelt und der Minister für Erdöl- und Gaswirtschaft, Wiktor Tschernomyrdin, wurde zum ersten geschäftsführenden Vorstandschef des neuen Unternehmens gewählt.
Seit Mai 2001 ist Alexei Miller Vorstandsvorsitzender von Gazprom. Weiterhin ist seit Juni 2008 der ehemalige russische Regierungschef Wiktor Subkow Aufsichtsratsvorsitzender. Sowohl Alexei Miller als auch Wiktor Subkow sind dabei enge Vertraute des ehemalige russischen Präsidenten und derzeitigen russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin, da sie beide mit Putin in der Stadtverwaltung von St. Petersburg bereits zusammenarbeiteten. Vorgänger als Aufsichtsratschef von Gazprom war übrigens der derzeitige russische Präsident Dimitri Medwedew.
Gazprom kontrolliert dabei, als ehemaliger Bereich eines Ministeriums der UdSSR, die russische Gaswirtschaft nahezu komplett. So fallen derzeit 85% der russischen Erdgasförderung und damit rund 1/5 der weltweiten Förderung auf den Konzern. Zudem hat Gazprom ein Monopol auf den Erdgasexport aus Russland heraus - und ist somit zugleich der mit Abstand größte Gasexporteur weltweit. Wichtig in diesem Zusammenhang ist sicher auch noch die Vereinbarung von Gazprom mit den beiden deutschen Unternehmen BASF und E.ON, derzufolge eine Erdgaspipeline durch die Ostsee verlegt werden soll. In diesem Projekt arbeitet Ex-Bundeskanzler Schröder heute im Aufsichtsrat mit, was einen faden Beigeschmack hat, da es auf seine Initiative zu Stande kam.
Gazprom ist aber nicht nur im Erdgassektor tätig, sondern darüber hinaus auch noch im Erdölbereich sowie in der Stromwirtschaft, im Mediensektor und im Bankwesen. Dies führte in der Vergangenheit bereits desöfteren zu Kritik an dem Konzern, denn die enge Verbindung mit der russischen Regierung sowie das Engagement im Mediensektor wird von der Regierung, insbesondere im Wahlkampf, gerne "genutzt", um so die Wahlen zu beeinflussen.
Erklärtes Unternehmensziel der Gazprom Führung ist es jedoch, den Konzern zum weltweit führenden Energiekonzern auszubauen, weshalb man in der Vergangenheit bedeutende Beteiligungen im Ölsektor (Sibneft) sowie im Strombereich erworben hat. Dabei will sich Gazprom aber nicht nur auf Russland und den Export von Energie aus Russland heraus beschränken, sondern auch die Aktivitäten im Ausland, einschließlich des Vertriebs von Energie an Endverbraucher, verstärken. So plant das Unternehmen neuesten Angaben zufolge sogar den Aufbau eines eigene Gastankstellennetzes. Am 25. Januar 2008 unterzeichnete Gazprom zudem einen Kaufvertrag über eine Mehrheitsbeteiligung am staatlichen serbischen Energiekonzern Naftna Industrija Srbije (NIS) zum Preis von 400 Mio. Euro. Ferner einigte man sich auf den Bau der Gaspipeline South Stream über serbisches Territorium, um damit die Gasversorgung Südosteuropas zu sichern.
Gasleitungen (Gaspipelines) von Gazprom
Interessante Zahlen und Fakten sowie die Eigentümerstruktur von Gazprom
Gazprom verfügt derzeit über 1/6 aller sicher wirtschaftlich gewinnbaren Gasreserven der Welt sowie darüber hinaus über umfangreiche potentielle Ressourcen in Nord- und Westsibirien. Das Fernleitungsnetz von Gazprom hat eine Länge von ca. 150.000km. Das Weiterverteilungsnetz in rund 80.000 russische Städte und Ortschaften ist nochmal 428.000km lang. Gazprom hat ca. 470.000 juristische und natürliche Personen als Aktionäre, wobei der russische Staat über eine Mehrheit im Aufsichtsrat das Management kontrolliert. Die Anteilsstruktur sieht derzeit wie folgt aus:
Russische Förderation: 50,002%
Juristische Personen aus der Russischen Förderation: 29,482%
Natürliche Personen aus der Russischen Förderation: 13,068%
E.ON/Ruhrgas: 6,5%
Ausländische Personen: 0,948%
Die Begrenzung des Aktienanteils von Ausländern auf maximal 20% wurde Ende 2005 aufgehoben.
Die Gaspreispolitik von Gazprom in In- und Ausland
Im Inland fordert der Staatskonzern Gazprom deutlich niedrigere Gaspreise als beim Export ins Ausland. Daraus ergibt sich, dass Gazprom zwar ca. 2/3 seines Gases im Inland absetzt, damit aber nur rund 1/3 der Umsatzerlöse erzielt. Der ein oder andere Experte hält die Inlandspreise - zumindest für einzelne Verbrauchergruppen - daher auch für nicht kostendeckend. Im Exportgeschäft hingegen berechnet Gazprom sehr unterschiedliche Preise und plant zum Teil auch erhebliche Preiserhöhungen, was u.a. zu dem derzeitigen Gasstreit mit der Ukraine geführt hat. Die russische Regierung nutzt den "Moloch" Gazprom nach Einschätzung vieler Experten auch dazu, um politischen Druck auf ihr unliebsame Regierungen der ehemaligen Sowjetstaaten - wie eben die Ukraine, aber auch Weißrussland - auszuüben.
Gazprom an der Börse - die Gazprom Aktie
Doch damit genug zur Geschichte des Unternehmens Gazprom und hin zur aktuellen Börsensituation. Zunächst einmal die Fakten: Die Börse bewertet Gazprom derzeit mit ca. 240 Mrd. Euro. Demgegenüber steht ein Umsatz in 2007 in Höhe von 44,25 Mrd. Euro, der im Jahr 2008 auf deutlich über 50 Mrd. Euro, genauer auf 54 Mrd. Euro bis ca. 55 Mrd. Euro gesteigert werden dürfte, woraus sich ein KUV von etwas über 4 errechnet. Zugleich lag der Gewinn bei über 20 Mrd. Euro, woraus sich ein KGV von 11,5 errechnen lässt. Doch wie ist das nun einzuordnen?
Nun, dies ist ein zweischneidiges Schwert. Zum Einen ist da die Größe des Konzerns mit seinen 445.000 Mitarbeitern, von dem in Europa sehr viele Länder - auch wir in Deutschland - zum großen Teil abhängig sind. Auch der Umsatz und der Gewinn, insbesondere die Gewinnmarge, kann sich daher sehen lassen. Aber auf der anderen Seite sind da eben auch die politischen Abhängigkeiten, weshalb man insbesondere im Heimatmarkt Russland teilweise nicht einmal ganz kostendeckend arbeiten kann. Die Strategie des Unternehmens, insbesondere ins Ausland zu expandieren, ist daher zwar richtig, aber derzeit gerät dieses Geschäft wegen der gesunkenen Rohstoffpreise etwas unter Druck, weshalb die Aktie in den letzten Wochen und Monaten auch bereits deutlich zurückgekommen ist. So stand die Aktie noch vor etwa einem Jahr über 40 Euro und notiert heute nur noch um die 10 Euro, ein Wertverlust von mehr als 75%.
Meine Einschätzung der Gazprom Aktie
Kurzfristig erwarte ich, im Gegensatz zu manchen Experten, noch keine Stabilisierung der Rohstoffpreise. So glaube ich, wie der ein oder andere Leser hier sicher weiß, schon seit längerem an einen Ölpreis unter 20 US$ je Barrel (wenn auch nur kurzfristig in einer Übertreibung nach unten). Langfristig jedoch werden sich die Rohstoffpreise auch nach meiner Einschätzung auf einem etwas höheren Niveau einpendeln - so sehe ich den Ölpreis im Bereich von 40 US$ bis 60 US$ je Barrel. Daher könnte die Gazprom Aktie meines Erachtens aus fundamentaler Sicht kurzfristig noch etwas unter Druck geraten; Kurse von deutlich unter 10 Euro nicht ausgeschlossen. Mittel- bis langfristig halte ich die Aktie aber trotz aller Bedenken (politische Verstrickungen in Russland) für eine gute Investition. Aus fundamentaler Sicht ist die Aktie daher kurzfristig bestenfalls noch eine Halteposition, eher sogar noch ein Sell. Mittel- bis langfristig hingegen kann man zu Kursen unter 10 Euro damit beginnen die Aktie einzusammeln, mit etwas Glück kommt man vielleicht sogar zu Kursen um 8 Euro in die Aktie hinein.
Quellenverzeichnis: Die Unternehmensgeschichte von Gazprom wurde auszugsweise entnommen bei:
http://de.wikipedia.org/wiki/GazpromQuelle:
Sharewise Wunschanalyse GazpromUnter dem Link gibts die ganze Analyse, leider kann man die hier nicht einstellen... was meint Ihr dazu?
LG Enzo