Die roten Strolche
(Vorsicht Satire!)
Was bisher im Wald geschah:
1998 Wahlsieger Schröder bellte vor Vergnügen, und die
roten Strolche jubelten, als sie ins Oberförsterhaus einzogen
Mitten in Europa liegt gut versteckt ein verzauberter Wald, den niemand zu betreten wagt. Dort leben die roten Strolche, eine Bande nichtsnutziger Kreaturen, die am liebsten alle anderen Bewohner des Waldes herumkommandieren. Doch nur wer Oberförster ist und im Försterhaus sitzt, hat im Wald das Sagen. Viele Jahrzehnte regierte ein mächtiger, dicker Förster den Wald und fraß jeden auf, der ihm nicht passte.
Das ärgerte die roten Strolche gewaltig. Sie wollten, dass die Waldbewohner ihren Anführer Ziege zum Förster wählten. Es war im Jahr 1994, da schrieben sie auf ein großes Plakat »Versucht Ziege zu wählen«, doch der Dicke lachte nur und regierte einfach weiter. Da suchten sich die Strolche einen neuen Anführer. Schröder, ein gerissener Hund mit starkem Paarungsdrang und großem Maul, trat gegen den dicken Oberförster an und verjagte ihn mit lautem Gekläff aus dem Försterhaus. Die roten Strolche hatten es geschafft.
Goldene Zeiten schienen anzubrechen. Alle Bewohner des Waldes jubelten, weil der Dicke endlich weg war. Vom Himmel regnete es WalD-Mark, die Dax- und Nemax-Bäume wuchsen in den Himmel, in den Bächen flossen wahlweise Milch und Schampus, niemand musste mehr arbeiten, und in den Waldschulen bekamen die Schüler vier Jahre lang strolchefrei. Jeden Tag dachten sich die roten Strolche neue lustige Sachen aus. Mal wollten sie die Schwerkraftwerke abschaffen, mal sollten alle Waldbewohner Laubsteuer bezahlen, und am nächsten Tag wurde das Hosenpfand eingeführt. Unsere roten Racker hatten einen Heidenspaß.
Schröder bellte vor Vergnügen, Eichel, die fleißige Sparmaus, und Assistent Dr. Hoden kassierten alle Kastanien und Bucheckernvorräte der Waldbewohner ein, Joschka, der alte Krawall-Uhu, warf voller Übermut mit Bomben und Granaten auf fremde Forstreviere, und Johannes, das Schnabeltier, frömmelte, was sein Schnabel hergab. Der weise Baum Münte orakelte den ganzen Tag, und Ziege planschte mit seiner Freundin, der Gräfin von Gewitterziege, im Waldpfuhl herum. Renate, die flotte Waldschutzigelin, passte auf, dass Ziege nicht rinderwahnsinnig wurde.
Bald aber war Schluss mit lustig, denn, wie jeder weiß, verstehen die Strolche nicht die Haselnuss von Forstwirtschaft. Heute ist der Müntebaum verdorrt und orakelt dummes Zeug. Maus Eichel und Dr. Hoden wollen am liebsten den ganzen Wald zersägen und das Holz verkaufen, um all die Schulden zu bezahlen. Die WalD-Mark ist verschwunden, dafür ist Teuro-Falschgeld im Umlauf. Dax- und Nemax-Bäume gehen ein, kein Waldbewohner kann mehr lesen und schreiben, stattdessen stehen sie Schlange vor dem Wald-Ameisamt. Kurz: Der ganze Wald und das Försterhaus gleichen einem Saustall, und jetzt steht auch noch die nächste Försterwahl vor der Tür. Natürlich will Oberförster Schröder weiter im Forsthaus bleiben und verspricht allen, die ihn wählen, eine Flasche Fichtennadel-Schaumbad.
Aber da gibt es ja noch Edi, den blonden Pelikan, und sein Penetranz-Team. Sie schreiben an jeden Baum »Schröder ist ein blöder Köter« und behaupten »Der Peli kann's«. Ein wüster Haufen, den Edi um sich versammelt hat, da kann einem angst und bange werden. Der tückische Marder Dr. Schäuble tüftelt jeden Tag einen neuen teuflischen Plan aus; Guido, die Gelbbauchunke, erzählt verrückte Geschichten, dass einem ganz wirr im Hirn wird, Fritz, der Wurm, macht sich wichtig und kriecht in jeden Winkel des Waldes. Währenddessen versorgt die Kuh Angela das Lager des Penetranz-Teams mit der Milch der blonden Denkungsart.
Kann Schröder, der alte Hund, die Försterwahl gegen Edi, den Peli, gewinnen? Um die Waldgötter günstig zu stimmen, hat er Ziege geopfert, aber ob das reicht?
HEUTE Oh weh, der Wald ist zum Saustall verkommen, der Müntebaum
ist verdorrt. Und Edi, der Herausforderer, malt fiese Plakate
Die Waldbewohner
Schröder
Edi Pelikan
Guido
Eichel
Staatssekretär Dr. Hoden
Renate
Dr. Schäuble
Münte
joschka
fritz
Angela
Quelle: stern und
www.stern.deZeichner der roten Strolche sind Achim Greser und Heribert Lenz, die Autoren sind Christian Y. Schmidt und Hans Zippert. Alle vier waren früher Redakteure der Satirezeitschrift »Titanic« und veröffentlichten im Wahljahr 1994 mit großem Erfolg den ersten Waldschadensbericht unter dem Titel »Die roten Strolche - Versucht Ziege zu wählen«