folgendes mitgebracht, ich hoffe der/die Verfasser/in "skilly" ist einverstanden.
Hallo Leser!
Hier mein Research zu der Funkwerk AG, die in wenigen tagen am Neuen Markt debütiert. Wenn mir Fehler unterlaufen sein sollten, korrigiert mich bitte sofort. Quellen: BO / Going Public / Funkwerk.com
STORY
Die in Kölleda in Thüringen ansässige Funkwerk AG lässt sich auch von der momentan eher schlechten Stimmung an den Weltbörsen nicht von ihrem IPO-Vorhaben abbringen. Das 1992 von der Hörmanngruppe aufgekaufte ehemalige ostdeutsche Staatsunternehmen hat den Sprung zur Wachstumsfirma geschafft. Aus den früheren Tagen resultieren auch die nach wie vor guten Conncection zu osteuropäischen Eisenbahngesellschften, die bald wieder wichtig werden könnten. Doch zuerst werfen wir einen Blick auf die Geschäftstätigkeit der Ostdeutschen.
Funkwerk hat die flächendeckende Umstellung der Zugfunktechnik auf GSM-R (Global System for Communication for Railways) mitgestaltet und ist so ausgewählter Lieferant der Deutschen Bahn. So konnte mittlerweile mit der Bahn ein langjähriger Auftrag in Höhe von 350 Millionen DM abgeschlossen werden, wobei der Vorstand auch mit anderen europäischen Eisenbahnunternehmen in Verhandlungen steht.
Doch wozu braucht die DB die Technologie von Funkwerk? Rückblende: Brühl, 6.Februar 2000 Ein Zug rast ungebremst mit über 100 km/h durch eine Baustelle, entgleist und kommt erst im Wohnzimmer eines nahegelegenen Wohnhauses zum Stehen. 9 Menschen werden getötet, 140 zum Teil schwer verletzt. Doch derartige Katastrophen sollen schon bald der Vergangenheit angehören, GSM-R ist die Lösung. Der neue, an die Bahn angepasste Mobilfunkstandard ermöglicht die präzise Steurung des Bahnverkehr auch von ausserhalb. Der zuständige Lotse hätte also den Zug rechtzeitig abbremsen können, obwohl der Zugführer zur Unglückszeit unaufmerksam war. Funkwerk liefert die nötige Technologie für Zug und Zentrale. Mit Hilfe der Technologie werden Streckenprofile, Weichenstellungen, Signalschaltungen sowie Geschwindigkeitsbeschränkungen ins Cockpit des Zuges projeziert und ständig aktualisiert. Hält sich der Lokführer nicht an die Bestimmungen, wird er akustisch und optisch gewarnt, zur Not vollzieht der Zug eine automatische Vollbremsung. Die Deutsche Bahn ist Vorreiter bei der Erprobung des Systems. Europaweit haben sich 32 Staaten auf den GSM-R Standard geeinigt und wollen ihn bis 2009 umsetzen.
Der Clou dieses Geschäftsfeldes, welches Funkwerk „professionellen Mobilfunk“ getauft hat: Es kann in Zukunft sehr leicht an neue Anwendungsgebiete wie Luftfahrt, Schiffahrt und Logistik angepasst werden. Im Bereich Luftfahrt konnte mit dem Frankfurter Rhein/Main Flughafen denn auch schon der europaweit zweitgrößte Airport gewonnen werden.
Zweites Standbein der Company ist der „kommerzielle Mobilfunk“. Bei der Compenser-Verstärkertechnik für einen besseren Empfang im Auto hat Funkwerk das Monopol und hat bereits erste Verträge mit Audi, BMW und DaimlerChrysler abgeschlossen. Weiterhin werden Freisprechanlagen produziert und vertrieben, wo ein Marktanteil von 10 Prozent erobert werden konnte. Hier sollte den Thüringern das für Februar 2001 geplante Telefonierverbot für Autos ohne Freisprecheinrichtung entgegenkommen. Ausserdem entwickelt die Forschungsabteilung im Moment in Zusammenarbeit mit der Automobilindustrie eine Kommunikationsbox, mit deren Hilfe Handy, Verstärker sowie Navigationssystem sich in einem Gerät steuern lassen. Die sogenannte Kombox soll erstmals Herbst 2001 eingesetzt werden.
FINANZEN
Soviel zu der Story des Unternehmens. Werfen wir einen Blick auf die finanziellen Daten der Firma. Für die nächsten Jahre rechnet Funkwerk mit einem jährlichen Umsatzwachstum von 25-30 Prozent und einem überproportionalen Gewinnwachstum. Beim EBIT geht der Vorstand von einem Wachstum von 45 prozent per annum aus. „Die hohen Investitionen der vergangenheit beginnen sich nun langsam auszuzahlen“ begründet der Vorstandsvorsitzende Hans Grundner. Konkret wird für das laufende Geschäftsjahr ein Umsatz von etwa 37 Millionen Euro und ein EBIT von etwa 4 Millionen Euro angepeilt, wovon 60 Prozent im professionellen Mobilfunk und 40 Prozent im kommerziellen Mobilfunk generiert werden sollen. Dies entspricht einer Vorsteuermarge von etwa 10 Prozent. Für 2001 sind Umsätze von 48 Millionen Euro und Vorsteuergewinne von 6 Millionen Euro geplant. In 2002 will Funkwerk bereits 62,5 Millionen Umsatzerlöse generieren, wovon vor Steuern 8,5 Millionen übrigbleiben sollen. Ab 2001 ist eine Dividendenausschüttung geplant, welche 2001 bei 0,21 Euro und 2002 bei 0,75 Euro pro Aktie betragen soll. Das Ergebnis je Aktie soll von 0,32 Euro in 2000 über 0,70 Euro in 2001 auf 0,95 Euro in 2002 gesteigert werden. Das entspricht einem jährlichen Wachstum im Ergebnis von 2000 – 2002 von knapp unter 75 Prozent, was allerings durch die niedrige Basis zu relativieren ist. Da der Umsatz etwas schwächer wächst als der Gewinn, sollte die Marge in 2002 schon bei 13,6 Prozent liegen. Die Schätzung vom Vorstandsvorsitzenden geht konform mit Analystenschätzungen, die dem Markt für professionellen Mobilfunk in Europa ein Wachstum von etwa 27 Prozent per annum bis 2005 prophezeien.
Mit dem Erlös des Börsengangs will sich das Unternehmen, welches bisher auschließlich in Deutschland operiert, international ausrichten. Vorerst soll der Fokus dabei auf Europa liegen. Ausserdem sollen neue Technologieentwicklungen vorangetrieben werden und neue Marktsegmente erschlossen werden. Besonders grosses Potential sieht Funkwerk dabei insbesondere in den Bereichen Logistik und Transport. Gespräche über mögliche Akquisitionen laufen bereits.
BEWERTUNG
Fundamental ist Funkwerk also durch und durch aussichtsreich. Doch wieviel ist die Aktie des Unternehmens wert? Analysten rechnen mit einer Ausgabespanne von 16-24 Euro. Hier sollte man also einen Blick auf die Peer-Group werden. Funkwerk hat zwar keine direkten Konkurrenten, am ehesten vergleichbar ist die Firma jedoch mit einer Mischung aus Telemetrie (Adcon Telemetry), Telematik (ComROAD) und e-logistic (IVU Traffic Technologies).
Kurs KGV 2002 KUV 2001
Adcon Telemetrie 16,60 Euro 22,4 6,1
ComROAD 58,60 Euro 55,8 14,8
IVU Traffic 14,30 Euro 31,8 7,1
Peer-Group - 36,6 9,3
Bei einem Umsatzmultiple von 9,3 für 2001 würde die Marktkapitalisierung vom Funkwerk etwa 450 Millionen Euro betragen. Ein KGV von 36,6 für 2002 signalisiert eine Marktkapitalisierung von etwa 300 Millionen Euro. Gemäß der Peer-Group wäre also eine Marktkapitalisierung von 375 Millionen Euro fair. Dividiert durch die 7,19 Millionen Aktie entspricht dies einem Kurs von etwa 50 Euro. Soviel zur Peer-Group. Schauen wir uns die Bewertung auf Gewinnbasis an. Bei einem Wachstum von 45 Prozent p.a. kann auch das KGV im Bereich von 45 liegen. Für 2001 würde dies einen Kurs von 31,5 Euro, für 2002 einem Kurs von 42,75 Euro entsprechen.
Insgesamt scheint also ein Kurs von etwa 40 Euro durchaus fair. In guten Börsenzeiten sind auch Kurse von 50 Euro und mehr gut vorstellbar. Doch Funkwerk wird aller Vorraussicht nach billiger an die Börse gehen. Wahrscheinlich scheint eine Bookbuildingspanne von 20-24 Euro.
FAZIT
Funkwerk ist ein bewährtes Unternehmen, doch keines der Produkte ist älter als 3 Jahre – Funkwerk hat den Dreh vom Staatbetrieb zum Wachstumsunternehmen hervorragend geschafft, was auf ein excellentes Management schließen lässt. Funkwerk schreibt tiefschwarze Zahlen und überzeugt durch gutes Wachstum. Risiken sehe ich in einer gewissen Anhängigkeit von Großkunden wie der Deutschen Bahn, allerdings sind auch diese Firmen stark abhängig von Funkwerk-Technologie. Funkwerk hat sich in dem interessanten Markt „professionelle Kommunikation“ ausgezeichnet positioniert. Auch im Bereich Freisprechanlagen und Verstärker verfügen die Ostdeutschen über sehr gute Marktpositionenen. Der Wert verfügt somit über einige Alleinstellungsmerkmale und könnte daher ein Fondsliebling werden. Doch auch Phantasie ist reichlich vorhanden. Die internationale Expansion lässt Raum für eine Übererfüllung der Planzahlen. Ausserdem könnten durch die guten Connections Eisenbahngesellschaften in Osteuropa ausgerüstet werden, wo große ausserplanmäßige Umsätze generiert werden könnten.
Die Deutsche Bahn wird vom Parlament neue Zuschüsse in Milliardenhöhe erhalten, nicht auszuschließen, dass Funkwerk vom somit anschwellenden Forschungsetat des Bahn profitieren kann. Im Bereich Luftfahrt profitiert die Firma von den überquellenden Lufträumen in Europa, wo optimale Leistung von Lotsen und eben der Technologie nötig ist, um Katastrophen zu vermeiden. Dabei wird sich dieses Problem eher noch zuspitzen, denn die Luftfahrt wächst langfristig mit jährlich 5 Prozent. Hier konnte ja auch der Frankfurter Flughafen als Kunde für die Technologie gewonnen werden. Und auch der Eintritt in das neue Geschätsfeld e-Logistik bringt erhebliche Phantasie, denn börsennotierte Firmen dieses Geschäftsfeldes sind bereits sehr hoch bewertet.
Völlig unverständlich ist jedoch die Tatsache, dass ab 2001 Dividende ausgeschüttet werden soll. Bei der Firma würde das Kapital in meinen Augen einen erheblichen höheren Shareholder-Value erzielen als beim Anleger, so dass hier eventuell ein Bewertungsabschlag erforderlich ist.
Funkwerk wird wohl eher zu den koservativeren Werten am Neuen Markt gehören. Das Kursziel af Sicht von einem Jahr würde ich bei etwa 50 Euro ansetzen, wo die Aktie in etwa mit einem dynamischen KGV von 1 bewertet wäre. Bei einem geschätzten Emissionspreis von 20 – 25 Euro ist die Funkwerk AG somit eine interessante Depotbeimischung auch für konservativere Anleger. An der Börse kaufen würde ich allerdings vorerst höchstens im Bereich 30-35 Euro, ich denke jedoch, dass der Wert zeitweise deutlich unter 30 Euro zu erwerben ist.
Internet: www.funkwerk.com
Grüße, skilly