Fedex, weltweit größter Transporteur von Paket- und Expresssendungen, will die starke Abhängigkeit vom Heimatmarkt USA verringern. "Wir wollen unser Geschäft in Europa deutlich ausbauen", sagte Konzernchef Frederick Smith der Financial Times Deutschland.
ANZEIGE
Der US-Logistiker Fedex setzt auf Expansion in Europa und Asien
"Dabei werden wir uns gegebenenfalls nach Möglichkeiten für Akquisitionen umschauen", erklärte der 62-jährige Unternehmensgründer. Smith will die Internationalisierung des Konzerns mit 275.000 Mitarbeitern auch in Asien vorantreiben. "Der Auslandsanteil am Gesamtumsatz wird wachsen, und der Gesamtumsatz wird ebenfalls wachsen."
Das 1971 von Smith gegründete Unternehmen fliegt heute zwar praktisch jedes Land der Erde an. Noch immer entfallen aber rund drei Viertel des Umsatzes auf die Vereinigten Staaten. 32,3 Mrd. $ Erlöse erwirtschaftete der Konzern, nach Börsenwert der zweitgrößte Logistiker der Welt, im Ende Mai abgelaufenen Geschäftsjahr.
Fedex wird in Branchenkreisen immer wieder als Interessent für den Paketdienst TNT gehandelt. Nachdem die frühere niederländische Post ihre Logistik- und Frachtsparte abgespalten hat und sich ganz auf Brief- und Paketsendungen konzentriert, gilt das Szenario Logistikern als noch wahrscheinlicher. "Smith hegt eine gewisse Skepsis gegenüber der Verknüpfung von Paket- und Logistikleistungen" , sagte ein Berater des Unternehmens.
Smith wollte die Spekulationen nicht kommentieren. Er verwies darauf, dass die niederländische Regierung bei TNT über eine sogenannte Golden Share bei TNT verfügt, mit der sie Übernahmen und Fusionen blockieren kann. "Ich bin auch nicht sicher, ob TNT unsere Kriterien für Akquisitionen erfüllen würde", sagte der Manager.
Verschärfter Wettbewerb mit DHL in USA
Mit den Plänen zum Ausbau des Europageschäfts setzt Smith auf die gleiche Strategie wie der heimische Wettbewerber UPS. Vertriebsvorstand Kurt Kuehn hatte erst kürzlich betont, sein Unternehmen prüfe Zukäufe in Europa, sowohl im Fracht- als auch im Paketgeschäft.
Gleichzeitig versucht die Deutsche-Post-Tochter DHL, mehr Einfluss im US-Markt zu erlangen. Der Konzern schreibt im dortigen Expressmarkt, der von UPS und Fedex dominiert wird, seit Jahren rote Zahlen, hatte mit schwacher Qualität und fehlender Bekanntheit zu kämpfen. Mittlerweile ist nach Aussagen von Post-Chef Klaus Zumwinkel die Wende geschafft, die Gewinnschwelle werde dennoch erst 2009 erreicht. Smith hegt Zweifel am Erfolg. "Die Geschichte zeigt, dass man sein Ziel nicht erreicht, wenn man sich den Weg in einen Markt erkaufen will, auf dem es schon gute Wettbewerber gibt. Denn dann gibt es für die Kunden keinen Grund, den Anbieter zu wechseln", sagte der Konzernlenker auf DHL gemünzt.
Smith stellt sich dennoch auf einen zähen Konkurrenzkampf ein: "Die Deutsche Post ist ein starkes Unternehmen. Es hat viel Geld und kann es sich leisten, für eine lange Zeit Geld in den Vereinigten Staaten zu verlieren, wenn es das wünscht."
Positive Aussichten
Trotz der spektakulären Abbestellung von zehn A380 bleibe Fedex an einem starken europäischen Flugzeugbauer interessiert, versicherte Smith: "Es ist für alle in dem Geschäft gut, sowohl Boeing als auch Airbus zu haben." Er schloss nicht aus, dass der Expressgutkonzern, der mit 670 Flugzeugen eine der größten Flotten der Welt betreibt, langfristig auch Großraumjets dieses Typs anschafft. "Es könnte durchaus sein, dass wir uns den A380 noch einmal anschauen, wenn er auf dem Markt ist." Für die nächsten Jahre sei es aber "nahezu unmöglich, zwei Typen von Großflugzeugen gleichzeitig zu unterhalten".
Airbus habe eine Kompensation angeboten, um Fedex' Abbestellung wegen der verspäteten Lieferungen abzuwenden. "Aber dieser vertraglich vorgesehene finanzielle Ausgleich wäre mit dem finanziellen Schaden überhaupt nicht zu vergleichen, der uns erwartet hätte, wenn wir die Nachfrage unserer Kunden nicht hätten befriedigen können", sagte Smith. Airbus und Boeing gehen laut Smith davon aus, dass die Nachfrage nach Luftfracht in den nächsten 20 Jahren um rund sechs Prozent jährlich zunehmen wird. Der Transport von Tür zu Tür, in dem Fedex stark ist, wachse bis zu doppelt so schnell. "Wer einmal zurückfällt, wenn es gilt, die steigende Nachfrage zu befriedigen, wird dies nicht mehr aufholen", begründete Smith die Entscheidung für 2009 lieferbare 777-Großraumjets von Boeing.
Die Aussichten für die Branche seien positiv und auch durch steigende Ölpreise nicht gefährdet, sagte Smith. Er rechne nicht mit einer substanziellen weiteren Verteuerung. Die Entwicklung der US-Expressbranche gilt als Frühindikator für das Wirtschaftswachstum.
Gruß
uS