New York: Massenflucht vor Worldcom
(Instock) Trotz positiver Signale von der Konjunkturseite – der US-Einkaufsmanager-Index ist im Juni von 55,7 auf 56,2 Zähler stärker als erwartet gestiegen – zeigte sich der Aktienmarkt recht mißgestimmt. Die Standardwerte verabschiedeten sich nach einer Berg- und Talfahrt im negativen Terrain, ähnlich trostlos sah es an der Nasdaq aus. Unter anderem schien das verlängerte Wochenende – am Donnerstag bleiben die US-Märkte wegen des "Independence Day" geschlossen, am Freitag stellt die NYSE bereits um 19 Uhr ihren Handel ein – die Akteure zu lähmen.
Der Dow-Jones-Index büßte 134 Zähler oder 1,5 Prozent auf 9.108 Punkte ein, während der breiter gefasste S&P-500 21 Zähler oder 2,1 Prozent auf 968 Punkte nachgab. Am Morgen hatte Merrill Lynch sein 12-Monatsziel für den S&P 500 von 1.200 auf 1.050 Punkte gesenkt und Anlagen in Cash empfohlen.
An der Technologiebörse Nasdaq schloss der Composite-Index mit 1.403 Punkten – ein Abschlag von 59 Zählern oder 4,1 Prozent.
Am Rentenmarkt gab die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen Staatsanleihe 1 Stelle auf 4,81 Prozent nach. Die 30-jährige Staatsanleihe rentierte zuletzt mit 5,50 Prozent (- 1 Stelle).
Im Blickpunkt
Mit einem Desaster endete für Worldcom der erste Handelstag nach einer mehrtägigen Unterbrechung. Der wegen Bilanzfälschung in die Schlagzeilen geratenen Telefongesellschaft droht nur gar zum Ende der Woche das Delisting. Inzwischen sind die Kredite des Unternehmens für notleidend erklärt worden. Intern will die Gesellschaft nun ihre gesamten Bilanzen von 1999 bis 2001 überprüfen. Das Ergebnis der Massenflucht ist ein Abschlag von 92,8 Prozent. Schlußkurs: 0,06 Dollar.
Computer-Dienstleister EDS (- 18 Prozent auf 30,45 Dollar) rechnet mit Belastungen im dritten und vierten Quartal. Grund: Die durch den wichtigsten Großkunden Worldcom hervorgerufene Unsicherheit.
IBM sackte zu Wochenbeginn 6,1 Prozent auf 67,60 Dollar ab und zog den gesamtem Markt in die Tiefe.
Im Chipsektor sorgte J.P. Morgan für Verstimmung: Die Analysten stuften den Halbleiterhersteller Altera von "long-term buy" auf "market perform" ab. Die Aktie rutschte 6,5 Prozent auf 12,72 Dollar ab. Branchenprimus Intel gab 4 Prozent auf 17,54 Dollar nach.
Gerüchten zufolge wird Verisign weitere Mitarbeiter entlassen. Das Internet-Unternehmen könnte demnach 30 Prozent seiner Belegschaft nach Hause schicken. Das Papier knickte 3,7 Prozent auf 6,92 Dollar ein.
Überraschend hat 3M seine Prognosen für das zweite Quartal hochgeschraubt, worauf das Papier 3,8 Prozent auf 127,76 Dollar zulegte. Vor Sonderposten will der Mischkonzern nun 1,33 Dollar je Aktie verdienen, nach 1,12 Dollar im Vorjahr. Analysten hatten bislang mit 1,25 Dollar Gewinn gerechnet. 3M verwies zur Begründung auf höhere Umsätze vor allem im asiatisch-pazifischen Raum.
Das Gerangel um den Rüstungskonzern TRW (- 0,7 Prozent auf 56,56 Dollar) hat ein Ende. Northrop Grumman übernimmt den Konkurrenten nach einer mehrmonatigen Übernahmeschlacht für 7,56 Milliarden Dollar oder 60 Dollar je Aktie. Durch die feindliche Übernahme wird Northrop zum zweitgrößten Rüstungskonzern der USA. Zuletzt verlor das Northrop-Papier 5,5 Prozent auf 118,19 Dollar.
Im Pharmasektor verlor das Schwergewicht Johnson & Johnson 3,4 Prozent an Wert. Die US-Zulassungsbehörde hat die Zulassung des Schizophrenie-Medikamentes "Risperdal" überraschend abgelehnt. Nun hofft der Konzern auf eine spätere Zulassung. Letzte Notiz: 50,50 Dollar.
[ Montag, 01.07.2002, 22:26 ]
gruss julius