Der deutsche Aktienmarkt steht vor einem flauen Wochenauftakt. Nachdem Dax & Co. den Freitag noch mit schönen Kursaufschlägen beschlossen hatten, ging die Wall Street letztlich auf Talfahrt und sah recht deutliche Abgaben. Auch die Tokioter Börse hat Abgaben verzeichnet. Wieder aufgekeimte Zinsängste und der Ölpreisanstieg haben Anlegern die Laune verdorben.
Nennenswerte Impulse von außen sind am Montag nicht zu erwarten, da wichtige Konjunkturdaten nicht anstehen.
Rentenmarkt vor angenehmem Wochenauftakt
Der deutsche Rentenmarkt sieht sich zum Wochenauftakt guten Vorgaben aus Amerika gegenüber, wo am Freitag sowohl die Kurse der Staatsanleihen gestiegen sind als auch entsprechende Terminkontrakte. Insofern und wegen des wohl eher schwachen Auftakts am Aktienmarkts könnten Anleihen ihren zuletzt gezeigten Erholungskurs fortsetzen, nachdem der wegweisende Terminkontrakt Bund-Future mit Fälligkeit Juni am Freitag um sieben Basispunkte auf 118,68 Prozent zugelegt hatte.
Nach der Veröffentlichung der amerikanischen Arbeitsmarktdaten hatten die Renten-Futures zunächst kräftig zugelegt. Der später veröffentlichte ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe ließ sie den größten Teil ihrer Gewinne wieder abgeben. Die Angst vor einem zunehmenden Inflationsdruck habe durch die Daten neue Nahrung erhalten, hieß es. Die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft lag mit 110.000 zwar deutlich unter der Konsensprognose von 215.000, doch waren die Stundenlöhne etwas mehr als erwartet gestiegen. Dies schürte die Inflationsängste weiter. Die Daten zum ISM-Index entsprachen ungefähr den Erwartungen. Von Bedeutung sei allerdings die Entwicklung der Preiskomponente, die die Befürchtung eines weiteren Preisauftriebs und damit verbundener Zinserhöhungsängste bestätige, meinte ein Teilnehmer. Daher seien deutlichere Zinsschritte als nur 25 Basispunkte nicht ausgeschlossen. Dies begrenze das Aufwärtspotential des Bund-Futures.
Euro abermals wenig verändert
Der Euro tendiert am Montag im fernöstlichen Handel wenig verändert bei leicht fallender Tendenz. Die Gemeinschaftswährung wird bei 1,2891 Dollar gehandelt, nachdem am Freitag schwächer als erwartet ausgefallene amerikanische Arbeitsmarktdaten den Euro zeitweise über 1,30 Dollar getrieben hatten. Am vergangenen Montag hatte der Euro noch ein Sechs-Wochen-Tief von 1,2857 Dollar markiert. Der Dollar bewegt sich mit 107,65 Yen knapp unter einem Fünfeinhalb-Monats-Hoch zur japanischen Währung. Der Schweizer Franken notiert bei rund 1,2045 Franken je Dollar und etwa 1,5530 Franken je Euro.
Tokioter Börse leichter
Etwas leichter tendieren die Aktienkurse am Montag im späten Tokioter Handel. Gegen 7 Uhr MESZ verliert der Nikkei-225-Index 0,4 Prozent auf 11.677 Punkte. Unter Druck stehen vor allem die Aktien von Banken und Versicherungen, aber auch Einzelhandelstitel. Beobachter sprechen von Gewinnmitnahmen. Bei 11.600 Punkten sei der Nikkei indessen gut unterstützt. Ein Fall unter diese Marke scheine auch deshalb ausgeschlossen, weil Kursverluste in Blue Chips des Exportsektors zum Einstieg genutzt würden.
Aktienmarkt Hongkong kaum verändert
Kaum verändert zeigen sich die Aktienkurse am Montagmittag (Ortszeit) in Hongkong. Gegen 6.22 Uhr MESZ notiert der Hang-Seng-Index (HSI) mit einem Minus von einem Punkt auf 13.491. Die negativen Vorgaben der amerikanischen Börsen vom Freitag belasteten ebenso wie der hohe Ölpreis, sagen Beobachter. Auch herrsche nach wie vor Angst vor steigenden Zinsen. Das teure Öl läßt Cathay Pacific 0,3 Prozent auf 14,45 Hong Kong Dollar nachgeben. CNOOC profitieren dagegen davon und verbessern sich um 3,0 Prozent auf 4,35 Hong Kong Dollar.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Einen Hauch niedriger zeigten sich die amerikanischen Aktien am Freitag nach dem Schluß des offiziellen Handels. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator verlor 0,02 Prozent auf 1.469,11 Punkte.
Die Aktien der Isonics Corp haben am Freitag im nachbörslichen Handel zugelegt, nachdem das Unternehmen die Übernahme des Institute for Environmental Technologies-Berlin angekündigt hatte. Isonics habe eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet und wolle 1,4 Millionen Dollar in bar und in Aktien für den bisherigen Partner bei der Entwicklung eines auf Neutronen basierenden Detektors zahlen, teilte der Hersteller von Sprengstoffdetektoren mit. Isonics stiegen bis 18.29 Uhr Ortszeit auf nasdaq.com um 5,7 Prozent auf 2,60 Dollar. Key Energy Services fielen nachbörslich vorübergehend auf 11,15 Dollar, erholten sich aber bis 17.29 Uhr Ortszeit auf 11,70 Dollar und damit auf das Schluß-Niveau des regulären Handels. Die New Yorker Stock Exchange hat die Börsennotierung des Unternehmens mit Wirkung vom kommenden Freitag beendet, weil dieses seiner Pflicht zur Einreichung von Dokumenten nicht pünktlich nachgekommen war. Key Energy will die Entscheidung zunächst nicht anfechten, sondern die neuerliche Notierung beantragen, sobald die betreffenden Dokumente auf den neuesten Stand gebracht sind. Bis dahin werden die Aktien im Freiverkehr gehandelt.
Wall Street mit Abgaben
Wieder aufkeimende Ängste vor einer Zunahme des Inflationsdrucks haben am Freitag die Aktienkurse an Wall Street belastet. Hinzu kam ein neuerlicher Anstieg des Ölpreises, der im Verlauf vorübergehend ein neues Rekordhoch erreichte. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte verlor nach einer positiven Eröffnung im Verlauf über 100 Punkte und schloß schließlich mit einem Minus von 0,9 Prozent oder 99 Punkten auf 10.404. Der S&P-500-Index fiel um 0,7 Prozent oder 8 Zähler auf 1.173. Der Nasdaq-Composite-Index büßte 0,7 Prozent oder 14 Stellen auf 1.985 ein.
Bei den am Berichtstag veröffentlichten Arbeitsmarktdaten für März lag die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft mit 110.000 deutlich unter der Konsensprognose von 215.000. Die Anleger deuteten dies zunächst als Zeichen dafür, dass die Angst vor einer zunehmenden Inflation übertrieben sein könnte.
Die etwas später vorgelegten Daten zum ISM-Index entsprachen ungefähr den Erwartungen. Allerdings wies die Komponente für die bezahlten Preise einen überraschenden Anstieg auf. Dies habe die Befürchtung eines weiteren Preisauftriebs und damit verbundener Zinserhöhungen bestätigt und zu Abgabedruck geführt, meinte ein Teilnehmer.
Größter Kursverlierer im DJIA waren AIG. Die Papiere des Versicherungskonzerns büßten 8,1 Prozent auf 50,95 Dollar ein. Die Behörden untersuchen Berichten zufolge, ob es über die von AIG schon eingeräumten Unregelmäßigkeiten hinaus weitere Bilanzmanipulationen gab. Die beiden einzigen Gewinner im Index waren Exxon Mobil und Boeing mit plus 1,6 Prozent auf 60,55 Dollar und 0,6 Prozent auf 58,78 Dollar. Exxon Mobil profitierten vom hohen Ölpreis. Zudem hat ein Gericht den Strafschadenersatz, den das Unternehmen für Umweltschäden zahlen soll, drastisch gesenkt.
Lebhafte Umsätze wurden bei den Aktien der Automobilhersteller verzeichnet, die am Freitag Absatzzahlen für März vorlegten. Ford Motor fielen um 1,3 Prozent auf 11,18 Dollar, nachdem das Unternehmen für den zurückliegenden Monat ein Absatz-Minus von 1,7 Prozent gemeldet hatte. General Motors (GM) schlossen kaum verändert mit einem Abschlag von 0,01 Dollar auf 29,38 Dollar. Bereinigt um die Zahl der Verkaufstage hat GM im März eins Prozent weniger Fahrzeuge verkauft, auf absoluter Basis sei jedoch ein Plus von 3 Prozent verzeichnet worden, teilte GM mit.
Die Papiere des Automobilzulieferers Delphi, der aus GM hervorgegangen ist, gaben um 3,6 Prozent auf 4,32 Dollar nach. Das FBI beteiligt sich an den Ermittlungen, die das Justizministerium wegen des Verdachts auf Bilanzierungsfehler gegen das Unternehmen eingeleitet hat. Die Aktie des Orthopädietechnik-Herstellers Zimmer verbilligte sich um vier Prozent auf 74,67 Dollar. Auch gegen dieses Unternehmen ermitteln die Justizbehörden. Gegenstand der Untersuchung sind mögliche Absprachen mit Chirurgen.
Amerikanische Anleihen schließen wieder fester
Etwas fester haben sich die Kurse der amerikanischen Anleihen am Freitag im späten Handel gezeigt. Konjunkturdaten hatten im Verlauf der Sitzung für Volatilität am Anleihemarkt gesorgt. Nachdem die um 15.30 Uhr MESZ veröffentlichten, überraschend schwachen Arbeitsmarktdaten die Festverzinslichen zunächst kräftig hatten zulegen lassen, brachte der später ausgewiesene ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe in Amerika den Markt unter Abgabedruck. Für Verwirrung sorgte zeitweise, daß der ISM-Index für das Nicht-verarbeitende Gewerbe versehentlich ebenfalls veröffentlicht wurde, obwohl dies erst für die kommende Woche vorgesehen war. Beobachter erklärten die Verkäufe mit der Komponente für die bezahlten Preise im ISM-Index, die unerwartet kräftig gestiegen war. Dies hatte Ängste vor einem wachsenden Inflationsdruck und aggressiveren Zinserhöhungen der amerikanischen Notenbank geschürt.
Nachdem die Rendite der zehnjährigen Anleihe bis auf ein Tageshoch von 4,54 Prozent geklettert sei, seien die Käufer zurückgekehrt. Die Anleger seien zu dem Schluß gekommen, daß die Daten nichts an der grundlegenden Einschätzung der Konjunktur und der Zinspolitik geändert hätten. Im späten Geschäft gewannen zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,000 Prozent 6x/32 auf 96-12/32 und rentierten mit 4,46 Prozent nach 4,49 Prozent. Der mit 5,375 Prozent verzinste 30jährige Treasury stieg um 13/32 auf 109-18/32. Seine Rendite stand bei 4,73 Prozent nach 4,76 Prozent.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
Der Dax