EZB bereitet Märkte auf Zinssenkung vor

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EZB bereitet Märkte auf Zinssenkung vor

 
14.05.03 08:36
Aus der FTD vom 14.5.2003  
EZB bereitet Märkte auf Zinssenkung vor
Von Andreas Krosta, Frankfurt und Hannes Külz, Brüssel

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Finanzministern der Euro-Zone deutlich eine Zinssenkung signalisiert und den Höhenflug des Euro gebremst. "Die EZB hat unsere Sicht zur Kenntnis genommen und klar angedeutet, dass es geldpolitischen Bewegungsspielraum gibt", sagte der französische Finanzminister Francis Mer am Dienstag nach dem Treffen der Finanzminister mit Geldpolitikern.




EZB-Vizepräsident Lucas Papademos habe gesagt, dass dieser Bewegungsspielraum wenn nötig genutzt werde. Ähnlich äußerte sich Bundesfinanzminister Hans Eichel. Die EZB gibt damit ihre zögerliche Haltung auf. Bisher wollte die Notenbank auf mehr Daten über Konjunktur und Inflation warten. Nun sieht sie offenbar klarer. Mit schwachem Wirtschaftswachstum und niedriger Inflationsrate hatten die Geldpolitiker die vergangenen Zinssenkungen im Dezember und März begründet. Die EZB versucht, in der Euro-Zone die Preise stabil zu halten, und definiert das Ziel mit einer Teuerungsrate von nahe 2,0 Prozent. Der Leitzins steht bei 2,5 Prozent.

Die Finanzmärkte hoffen nun auf eine Zinssenkung. Die Terminkontrakte für Tagesgeld fielen am Dienstag und signalisieren die Erwartungen des Marktes auf niedrigere Zinsen. "Die EZB öffnet die Tür für einen Zinsschritt um 50 Basispunkte im Juni", sagte der Europa-Chefvolkswirt der Bank BNP Paribas, Kenneth Wattret.


Der Euro sackte am Dienstagmorgen auf 1,1470 $ ab und erholte sich erst im Laufe des Tages. Er notierte am Abend bei 1,1521 $ - rund 1 Cent unter dem Höchststand von Montag. Mit einer Senkung würde die Differenz zwischen den Leitzinsen der Euro-Zone und der USA kleiner. Der Zins der US-Notenbank Fed steht bei 1,25 Prozent.


Bundesbank-Präsident Ernst Welteke nannte aber Bedingungen für einen Zinsschritt: "Wenn sich Ölpreise und Einfuhrpreise als dauerhaft niedrig erweisen, könnte es Spielraum für niedrigere Zinsen geben", sagte er Reuters. Man müsse aber noch ein bisschen abwarten.


Eichel und Mer durchbrachen mit ihren Äußerungen eine wichtige Vereinbarung zwischen Ministern und EZB. Bisher hatten die Finanz- und Geldpolitiker ihre Gespräche vertraulich behandelt. In Details gab es am Dienstag Widersprüche zwischen den Aussagen von Ministern und EZB. So sagte Mer, EZB-Vize Papademos habe eine durchschnittliche Inflationsrate von 1,7 Prozent für 2003 prognostiziert. Dies wies die EZB zurück: "Diese Aussage hat Herr Papademos nie gemacht", sagte ein Sprecher. EZB-Chef Wim Duisenberg hatte zuletzt gesagt, die Inflationsrate werde erst Ende des Jahres auf unter 2,0 Prozent fallen.



© 2003 Financial Times Deutschland
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spanien

 
05.07.04 18:37
In der Zinsfalle
 
Immobilienkredite bedrohen Spaniens Wirtschaft. Ein Crash hätte fatale Auswirkungen
 
Spaniens Immobilienmarkt ist in Gefahr. Vergangene Woche rügte die Baseler Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) im Jahresbericht, die »überdurchschnittlich hohe Verschuldung« der privaten Haushalte werde gefährlich, wenn die Zinsen steigen würden. Genau das geschieht gerade.

Stärker als in Deutschland oder Frankreich könnte dies zu enormen finanziellen Problemen für die privaten Haushalte führen, denn Zinsen werden in Spanien zu über 99 Prozent variabel vereinbart, warnte die BIZ. Zwar sah die Europäische Zentralbank (EZB) vergangene Woche keinen Bedarf für eine Zinserhöhung nach dem Beispiel der US-Notenbank. Trotzdem müssen drei Millionen Familien in Spanien nun monatlich tiefer in die Tasche greifen. Denn die variablen Zinsen sind in Spanien nicht an den EZB-Leitzins gebunden, sondern meist an den Euribor. Das ist der Zinssatz, den europäische Banken voneinander beim Handel von Einlagen mit festgelegter Laufzeit verlangen. Der Euribor war in den letzten drei Monaten gestiegen. Ab Juli haben spanische Kreditnehmer im Durchschnitt 22,50 Euro monatlich mehr zu zahlen.

Das klingt zunächst harmlos. Doch der Nationalen Statistikbehörde (INE) zufolge hatten 2003 mehr als die Hälfte aller spanischen Familien Probleme, mit ihrem Einkommen über die Runden zu kommen. In 7,92 Millionen Haushalten, das betrifft 56 Prozent der Familien, reicht das Geld nicht mehr aus, den bisherigen Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Damit sind 127 000 Haushalte mehr als im Jahr zuvor betroffen. Die Tendenz hält seit 2001 an.

Die Schulden resultieren oft aus hohen Immobilienpreisen, weil in Spanien Wohnungen eher gekauft als gemietet werden. Die Preise haben sich in den vergangenen sieben Jahren verdoppelt. Die privaten spanische Haushalte sind mit über 500 Milliarden Euro verschuldet.

Den heftigen Preisanstieg und die hohe Schuldenquote halten neben der BIZ inzwischen alle internationalen Wirtschaftsorganisationen für inakzeptabel. Eine erwartete Abschwächung des Preisanstiegs trat 2003 nicht ein. Erst jetzt scheint die Inflation leicht gebremst – in den zurückliegenden zwölf Monaten stiegen die Immobilienpreise »nur« noch um 13,8 Prozent.

Auch die OECD wählte in ihrem Frühjahrsbericht ungewöhnlich scharfe Worte und warnte vor einem »brutalen und plötzlichen« Verfall der Immobilienpreise und »mittelfristig« vor dem Platzen der Immobilienblase in Spanien. Die neue Regierung versucht, den Bericht kleinzureden, doch die Lage wird durch die allgemeine Inflation verschärft. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Preise im Juni um 3,5 Prozent. Beides dürfte sich erneut negativ auf den Konsum auswirken.

Welche Folgen ein Immobiliencrash auf die Wirtschaft Spaniens hätte, ist absehbar. Allein der Bausektor macht hier fast 18 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Ähnlich dramatische Entwicklungen wie in Japan sind nicht ausgeschlossen. Tokio leidet noch heute daran, daß 1991eine gewaltige Immobilienblase geplatzt ist. Das Bankensystem der zweitstärksten Wirtschaftsmacht der Erde konnte nur mit massiver staatlicher Hilfe vor dem Crash bewahrt werden, die Arbeitslosenquote kletterte im Wirtschaftswunderland Japan auf bis dato für unvorstellbar gehaltene 5,5 Prozent. In Spanien ist sie schon jetzt doppelt so hoch.
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