Sind Aktien nach der Rally bereits überbewertet?
Wer macht im kommenden Jahr das Rennen? Nachdem 2000 und 2001 das Jahr der Anleihe sind, gehen die Vorhersagen darüber, ob sich 2002 Bonds oder Aktien besser entwickeln, weit auseinander.
pk/som/Bloomberg NEW YORK/ FRANKFURT/M. Geht es nach Douglas Cliggott, dem Chefinvestmentstrategen von J.P. Morgan & Chase Co., dann sollten Anleger jetzt amerikanische Aktien verkaufen und ihr Geld in Anleihen investieren. Die Unternehmensgewinne seien mager und Aktien nach der zweimonatigen Rally überbewertet, meint Cliggott. In seinem Musterportfolio hat der US-Stratege den Anteil der Aktien von 60 auf 50 % gesenkt.
Kein anderer der 14 Strategen die Bloomberg News befragt hat, bewertet den Aktienmarkt so pessimistisch. Dafür erhöhte Cliggott den Anteil der Anleihen von 20 auf 25 %. Die restlichen 25 % hält er in bar. „Die Welt ist alles andere als perfekt. Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um den Anteil der US-Aktien zu reduzieren“, meint Cliggott.
Seit dem 21. September hat der Standard & Poor's 500 Index 19 % zugelegt, der Nasdaq Composite Index gewann 34 %. In Deutschland gewannen der Deutsche Aktienindex (Dax) 35 % und der Neue Markt rund 100 %.
Cliggott kalkuliert, dass der Betriebsgewinn der im S&P 500-Index enthaltenen Unternehmen im kommenden Jahr auf durchschnittlich 57 $ pro Aktie steigen müsse, um den aktuellen Zählerstand von 1 150 zu rechtfertigen. Er geht nur von 36 $ je Aktie aus und schätzt, dass der S&P im nächsten Jahr auf 950 Punkte fallen wird. Das wären 17 % unter dem aktuellen Niveau.
Aktien werden Rentenpapiere 2002 klar schlagen, meinte dagegen Klaus Hagedorn von Metzler Investment gestern in Frankfurt. Dividendenpapieren traut der Chefstratege vom gegenwärtigen Niveau aus ein Erholungspotenzial von 40 % auf Zwölfmonatssicht zu. Argumente für ein nachhaltiges Comeback der Aktien seien vor allem die Liquidität. In den USA seien beispielsweise 2,3 Bill. $ in Geldmarktfonds geparkt, was ungefähr 23 % der dortigen Aktienmarktkapitalisierung entspreche.
Außerdem sei das für die Spätphase einer Baisse typische Phänomen zu beobachten, dass die Gewinnschätzungen der Analysten mittlerweile schlechter seien als die Realität. Auf Basis des S&P-500-Index hätten im dritten Quartal dieses Jahres 51 % der Unternehmen die Ergebniserwartungen übertroffen, nur 20 % hätten die Prognosen verfehlt, der Rest entsprach den Schätzungen. Ein weiteres Argument für die Aktie seien die drastischen Restrukturierungen – vor allem bei US-Konzernen – in deren Folge die Gewinnschwellen in einigen Fällen halbiert worden seien.
Die makroökonomischen Rahmenbedingungen sind laut Hagedorn so positiv wie lange nicht mehr. Die expansive Geld- und Fiskalpolitik in den USA, die Hypothekenumschuldungen hin zu günstigeren Konditionen und die niedrigeren Benzin- und Heizölrechnungen der privaten Haushalte setzten in der Summe rund 200 Mrd. bis 250 Mrd. Dollar frei, die mangels Anlagealternativen teilweise auch dem Aktienmarkt zugute kommen sollten.
HANDELSBLATT, Dienstag, 27. November 2001, 19:02 Uhr
Wer macht im kommenden Jahr das Rennen? Nachdem 2000 und 2001 das Jahr der Anleihe sind, gehen die Vorhersagen darüber, ob sich 2002 Bonds oder Aktien besser entwickeln, weit auseinander.
pk/som/Bloomberg NEW YORK/ FRANKFURT/M. Geht es nach Douglas Cliggott, dem Chefinvestmentstrategen von J.P. Morgan & Chase Co., dann sollten Anleger jetzt amerikanische Aktien verkaufen und ihr Geld in Anleihen investieren. Die Unternehmensgewinne seien mager und Aktien nach der zweimonatigen Rally überbewertet, meint Cliggott. In seinem Musterportfolio hat der US-Stratege den Anteil der Aktien von 60 auf 50 % gesenkt.
Kein anderer der 14 Strategen die Bloomberg News befragt hat, bewertet den Aktienmarkt so pessimistisch. Dafür erhöhte Cliggott den Anteil der Anleihen von 20 auf 25 %. Die restlichen 25 % hält er in bar. „Die Welt ist alles andere als perfekt. Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um den Anteil der US-Aktien zu reduzieren“, meint Cliggott.
Seit dem 21. September hat der Standard & Poor's 500 Index 19 % zugelegt, der Nasdaq Composite Index gewann 34 %. In Deutschland gewannen der Deutsche Aktienindex (Dax) 35 % und der Neue Markt rund 100 %.
Cliggott kalkuliert, dass der Betriebsgewinn der im S&P 500-Index enthaltenen Unternehmen im kommenden Jahr auf durchschnittlich 57 $ pro Aktie steigen müsse, um den aktuellen Zählerstand von 1 150 zu rechtfertigen. Er geht nur von 36 $ je Aktie aus und schätzt, dass der S&P im nächsten Jahr auf 950 Punkte fallen wird. Das wären 17 % unter dem aktuellen Niveau.
Aktien werden Rentenpapiere 2002 klar schlagen, meinte dagegen Klaus Hagedorn von Metzler Investment gestern in Frankfurt. Dividendenpapieren traut der Chefstratege vom gegenwärtigen Niveau aus ein Erholungspotenzial von 40 % auf Zwölfmonatssicht zu. Argumente für ein nachhaltiges Comeback der Aktien seien vor allem die Liquidität. In den USA seien beispielsweise 2,3 Bill. $ in Geldmarktfonds geparkt, was ungefähr 23 % der dortigen Aktienmarktkapitalisierung entspreche.
Außerdem sei das für die Spätphase einer Baisse typische Phänomen zu beobachten, dass die Gewinnschätzungen der Analysten mittlerweile schlechter seien als die Realität. Auf Basis des S&P-500-Index hätten im dritten Quartal dieses Jahres 51 % der Unternehmen die Ergebniserwartungen übertroffen, nur 20 % hätten die Prognosen verfehlt, der Rest entsprach den Schätzungen. Ein weiteres Argument für die Aktie seien die drastischen Restrukturierungen – vor allem bei US-Konzernen – in deren Folge die Gewinnschwellen in einigen Fällen halbiert worden seien.
Die makroökonomischen Rahmenbedingungen sind laut Hagedorn so positiv wie lange nicht mehr. Die expansive Geld- und Fiskalpolitik in den USA, die Hypothekenumschuldungen hin zu günstigeren Konditionen und die niedrigeren Benzin- und Heizölrechnungen der privaten Haushalte setzten in der Summe rund 200 Mrd. bis 250 Mrd. Dollar frei, die mangels Anlagealternativen teilweise auch dem Aktienmarkt zugute kommen sollten.
HANDELSBLATT, Dienstag, 27. November 2001, 19:02 Uhr