Evotec hat sich die letzten 2 Wochen ja gar nicht
so schlecht gehalten. Langfristig sollte man den
Titel auf alle Fälle ein Augenmerk schenken!
Evotec kaufen
Dienstag, 23. Mai 2006
Dr. Stefan Schröder, Analyst von SES Research, empfiehlt die Aktie von Evotec (ISIN
DE0005664809/ WKN
566480) weiterhin zum Kauf.
Die von Evotec vorgelegten Geschäftszahlen zum ersten Quartal hätten die Analystenprognosen getroffen. Während die Umsatzschätzungen der Analysten mit den berichteten Zahlen exakt übereinstimmen würden, würden EBIT und Nettoergebnis geringfügige Abweichungen zeigen.
Das deutliche Umsatzplus von 12% gegenüber dem Vorjahresquartal und die sprunghafte Verbesserung der Bruttomarge auf 39,4% (Q1/2005: 33,6%) seien im Wesentlichen auf das starke erste Quartal in der Services Division zurückzuführen.
Die Umsätze im Bereich Services seien um 14% auf 15,4 Mio. EUR (Q1/2005: 13,6 Mio. EUR) gestiegen und es sei ein positives operatives Segmentergebnis von 1,4 Mio. EUR erzielt worden. Entscheidenden Anteil am Umsatzzuwachs hätten dabei die erhaltene Meilensteinzahlung im Rahmen der Forschungskooperation mit Boehringer Ingelheim (geschätzt auf 1,7 Mio. EUR) sowie das sich positiv entwickelnde Geschäft im Bereich der chemischen und pharmazeutischen Entwicklung. Hervorzuheben seien insbesondere die verbesserte Auslastung der Produktionsanlage und die gestiegene Nachfrage in der Arzneimittelformulierung.
Die Pharmaceuticals Division habe einen Umsatz in Höhe von 0,5 Mio. EUR (Q1/2005: 0 Mio. EUR) verbucht, der auf den Erhalt einer weiteren Meilensteinzahlung aus der Kooperation mit Takeda im Bereich der Targetidentifizierung zurückgehe.
Dagegen habe die Tools and Technologies Division (Evotec Technologies, ET) ein traditionell schwaches erstes Quartal verzeichnet, nachdem das Jahresendgeschäft 2005 besonders erfolgreich verlaufen sei. Der Umsatz mit Drittunternehmen habe sich auf 2,0 Mio. EUR (Q1/2005: 2,3 Mio. EUR) belaufen und in der Hauptsache auf Service- und Wartungsverträgen beruht. Wie vom Unternehmen jedoch bestätigt worden sei, sei die Nachfrage nach Instrumenten aus ETs wachsendem Geschäft im Segment Zellbiologie (v.a. Opera-Geräte) unvermindert groß. Die Analysten seien daher für das Jahr 2006 nach wie vor zuversichtlich und würden mit einer Verbesserung des Ergebnisses im Geschäftsbereich Tools and Technologies rechnen.
Die Entwicklung der Meilensteinumsätze und die hieraus resultierende Verbesserung der Bruttomargen sowie das positive EBIT für das Servicegeschäft würden belegen, dass sich Evotecs Strategie "höhere Margen durch Erfolgs- und Risikobeteiligung" in der Services Division auszuzahlen beginne. Evotec stelle im Servicegeschäft darauf ab, die Zahl der höherwertigen, strategischen Kooperationen mit Pharmapartnern auszubauen, bei denen das Erreichen definierter Forschungsziele (Meilensteine) gegen entsprechende Erfolgsbeteiligungen im Vordergrund stehe.
Als Dienstleister beziehe Evotec dabei anfangs niedrigere Zahlungen von Vertragspartnern, habe jedoch in späteren Projektphasen Aussicht, höhere Margen durch Meilensteinzahlungen zu erzielen und substanziell am Produkterfolg durch Umsatzbeteiligungen zu partizipieren. Entsprechend habe Evotec auch größeren Anteil am Risiko von Projektausfällen, das sich allerdings durch Ausgestaltung des Projektportfolios steuern lasse.
Vor dem Hintergrund dieser Art von Serviceverträgen, deren Anteil gegenüber dem reinen Fee-for-Service-Geschäft gesteigert werden solle, seien künftig höhere Margen aus dem Dienstleistungsgeschäft zu erwarten. Die seit 2004 bestehende Kooperation mit Boehringer Ingelheim habe dabei für Evotec Modellcharakter und sei Anfang des Jahres in ihrem Auftragsvolumen weiter ausgebaut und bis 2008 verlängert worden. Mit deutlich höheren Meilensteinzahlungen aus dieser Kooperation - in Höhe von etwa 5 Mio. EUR - würden die Analysten ab 2007 bei Erreichen des präklinischen Entwicklungskandidaten (PDC) rechnen.
Es müsse in diesem Zusammenhang auch darauf hingewiesen werden, dass Meilensteinzahlungen generell nur zu definierten Zeitpunkten in Abhängigkeit von Projektfortschritten anfallen würden, weswegen in den kommenden Quartalen des Jahres 2006 die Umsatzmargen wieder deutlich zurückgehen würden - bei insgesamt positivem Effekt auf die Bruttomarge des Gesamtjahres.
Die Forschungs- und Entwicklungskosten seien erwartungsgemäß beträchtlich ausgeweitet worden und würden sich im ersten Quartal auf 9,9 Mio. EUR (Q1/2205: 2,3 Mio. EUR) belaufen. Der Löwenanteil von 8,3 Mio. EUR sei dabei auf die Pharmaceuticals Division aufgrund des Ausbaus der Medikamentenentwicklung gefallen. Wie erwartet habe die größte Einzelposition dabei die Abschlagzahlung für die MAO-B-Inhibitoren (EVT 301) dargestellt, die Anfang des Jahres von Roche einlizenziert worden sei und als Wirkstoffe gegen die Alzheimer'sche Erkrankung entwickelt würden.
Demgegenüber würden in den nächsten beiden Quartalen die F&E-Kosten deutlich niedriger ausfallen. Zugleich würden für das Gesamtjahr 2006 die F&E-Aufwendungen wie erwartet kräftig ansteigen, da das Unternehmen die klinischen Studien für seine Pipelineprojekte vorantreibe. Hinzukommen würden in Q4 Meilensteinzahlungen, die zu Beginn der Phase II fällig würden, sowie eine zweite Tranche der Einlizenzierungskosten für EVT 301. In den beiden anderen Geschäftsbereichen, Services sowie Tools & Technologies, seien die F&E-Aufwendungen angesichts des erreichten Reifegrades der Technologieplattform zurückgegangen. Insgesamt prognostiziere Evotec für 2006 F&E-Aufwendungen in Höhe von insgesamt 30 bis 35 Mio. EUR.
Evotec habe bei der Entwicklung seiner Pipeline-Projekte im ersten Quartal 2006 deutliche Fortschritte gemacht. Das Unternehmen habe drei neue klinische Studien begonnen: Zwei Phase I/II-Studien für EVT 201 zur Behandlung von Schlafstörungen und eine für EVT 301 zur Therapie der Alzheimer'schen Erkrankung. Einschließlich der Phase-I-Studie für EVT 101 führe Evotec damit vier klinische Studien parallel durch. Die Analysten würden das Unternehmen entsprechend auf Kurs sehen, die kommunizierten Ziele für das Jahr 2006 tatsächlich zu erreichen: In Q3 sei der Start der Phase-II-Studie an Patienten vorgesehen. Eine weitere Phase-II-Studie für Wirkstoff EVT 301 solle in Q4 initiiert werden.
Der Ausblick auf das Jahr 2006 sei seitens des Unternehmens weiterhin zuversichtlich. Evotec habe das bereits im März kommunizierte Umsatzwachstum zwischen 0% und 5% für das Geschäftsjahr bestätigt und stütze seine Erwartungen auf das Auftragsvolumen, das per April 2006 auf 60 Mio. EUR zugenommen habe (April 2005: 56 Mio. EUR). Unter Einbeziehung des Emissionserlöses aus der Kapitalerhöhung im April und auf der Basis der für 2006 prognostizierten F&E-Kosten rechne das Unternehmen mit einer Liquiditätsposition zum Jahresende von über 48 Mio. EUR.
Die Analysten würden ihre Prognosen aktualisieren und zusätzliche Vertriebskosten wegen der verstärkten Gerätevermarktung in den USA sowie ins vierte Quartal 2006 vorgezogene Meilensteinzahlungen berücksichtigen, die sie bislang in 2007 veranschlagt hätten. Darüber hinaus würden die Analysten gute Chancen sehen, dass Roche den Rückkauf von Wirkstoff EVT 101 nicht umsetzen werde und Evotec daher eine Phase-II-Studie für einen weiteren Wirkstoff in 2007 beginnen könne. Hierfür würden die Analysten anfallende Studienkosten berechnen. Zu beachten sei weiterhin, dass Evotec künftig keine Steuererträge ausweisen werde, was formal zum Ausweis höherer Nettoverluste führen werde. Für das von den Analysten verwendete DCF-Modell bleibe dies ohne Belang.
In Anbetracht der zügigen klinischen Entwicklung der Pipeline-Projekte, des hohen Umsatzpotenzials der Wirkstoffe sowie eines zu erwartenden weiteren Ausbaus des Portfolios an Medikamentenkandidaten empfehlen die Analysten von SES Research die Evotec-Aktie weiterhin zum Kauf und behalten das Kursziel von 4,70 EUR bei.