Ein Jahr Börse. Was hat es mir gebracht?

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Reila:

Ein Jahr Börse. Was hat es mir gebracht?

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10.01.01 00:30
Und noch wichtiger:
Was habe ich daraus gelernt?

Ich bin 42 Jahre alt und zu jung für viel Börsenerfahrung.
Anfang März vergangenen Jahres sagte eine Studiefreund zu mir: R. verkaufe alle Deine Aktien und Fonds. Es wird in Kürze knallen. Die Euphorie ist zu groß. (Seine Schwester hatte gerade alles verkauft.) Das habe ich durchaus nicht so gesehen. Ich war ja euphorisch. Mein Depot stieg täglich um 1.000, 2.000, 4.000 Euro. Soviel kann doch kein Mensch mit "normaler" Arbeit verdienen. Darauf wollte ich nicht verzichten. Den Rest der Entwicklung kennt ihr.
Danach habe ich versucht, mich weiter zu informieren, habe Börsenbriefe gelesen, mich in Boards wie ARIVA umgehört. Zwar hatte ich meine Japan-Fonds rechtzeitig verkauft, weil ich mir sagte: Die sind ja nur so gestiegen, weil sie so am Boden waren. Weil ein Wachstum der Wirtschaft nicht erkennbar war, verkaufte ich diese Fonds nach gutem Anstieg mit ordentlichem Erfolg. Der Anlageberater meiner Lebensgefährtin, der uns seinerzeit diese Fonds verkauft hatte, war beleidigt. Er frohlockte, weil die Fonds noch etwas stiegen. Inzwischen ist er ruhig.
Aber ich kaufte weiter Aktien. Zwar fielen inzwischen alle Indizes. Aber in diesem Börsenbrief wurde mit guter Begründung eine Aktie empfohlen, deren Kursrückschlag man zum Einstieg nutzen sollte. Ähnliches hörte ich aus jenem Board. Wenn mir die Begründung einleuchtend erschien, kaufte ich. Glücklicherweise war fast nichts aus dem Neuen Markt dabei. So bin ich bis heute mit einem blauen Auge davon gekommen.

Heute Abend las ich zum erstenmal die TELEBÖRSE und fand ein paar interessante Artikel u.a. über Standard Oil sowie einen über die Ansichten eines Hedge-Fonds-Managers zum Ölmarkt. Nebenbei fiel mir auf, daß - obwohl wir gerade in einer ordentlichen Baisse stecken - alle einzelnen Artikel nur die positiven Aspekte der einzelnen Werte beleuchten. Da wurde mir auf einmal richtig deutlich, daß das auch für die anderen Anlegermagazine gilt, wie auch für mein eigenes Denken. Auch der von mir sehr geschäzte 'Der Aktionär', durch den ich auf viele Werte überhaupt erst aufmerksam wurde, hat NIE geraten: "Wir haben jetzt den Höhepunkt einer Hausse. Fangen Sie an zu verkaufen. Jetzt geht es mit den Börsen bergab. Dem kann sich niemand entgegenstellen. Wir werden sie weiter über einzelne Werte informieren. Spekulieren Sie die nächsten Wochen und Monate auf fallende Kurse. Steigende Kurse können sie nur noch im Intraday-Handel oder bei ganz, ganz wenigen Werten sehen."
Und so habe ich bei fallendem Markt immer wieder einzelne Titel gekauft, von denen ich überzeugt war, sie wären besser als die anderen. Mein Fehler war, mich so vehement gegen den Trend zu stellen. Fast alle diese Einzeltitel haben heute verloren. Ich würde besser dastehen, hätte ich im März oder April oder Mai oder Juni alles verkauft. Zwar sind meine Verluste gering aber ich bin statt satt im Plus im Minus.

Fazit:
- Nie wieder gegen einen starken Trend.
- In jeder Übertreibung das Gegenteil tun, von dem, was die anderen machen.
- In einer Baisse auch bei gesunden Aktien nur auf kurzfristigste Erholungen setzen.

Hätte ich das alles vorher wissen können? Ja. Ich hatte das gelesen von Leuten, die diese Zyklen schon oft erlebt haben. Ich habe meinen eigenen Überlegungen nicht vertraut und bin zu spät auf Züge aufgesprungen, die schon in die falsche Richtung fuhren, bloß weil sie vor dem Bahnsteig kurz rangierten. Ich habe mich von der Stimmung anderer (der Masse) anstecken lassen. "Der Markt ist schlecht. Aber xyz bringt morgen eine tolle Meldung und wird outperformen." Schuld waren aber NIE die anderen. Immer habe ich Entscheidungen über Käufe und Verkäufe selbst getroffen.

Ich sehe es heute als großes Glück an, daß ich innerhalb eines Jahres ein extremes Hoch und ein extremes Tief erleben durfte. Ich habe mich anstecken lassen von der Stimmung. Aber ich erinnere mich auch noch, wer wann was gesagt hat, und was ich empfunden habe. Wenn ich daraus nicht lerne, war das Lehrgeld umsonst gezahlt. Denn alles wird sich wiederholen.

Guten Morgen Börse

R.
So habe ich auch gedacht. Dabei
satyr:

@reila

 
10.01.01 02:23
Halo reila obwohl wir festgestellt haben dass wir politisch nicht auf der gleichen Linie liegen scheinen wir die Börse ähnlich zu sehen.Bin 46 seit etwa 1.5 Jahren an der Börse im Moment nicht investiert da ich einen geldfressenden Altbau habe,somit sogar noch einigermassen im plus.Wie gesagt das liegt aber nur daran ,dass ich kein Geld hatte zu investieren.Somit konnte ich mir die Sache in Ruhe anschauen.
Habe jetzt mit interesse deinen Beitrag gelsen und muss sagen ich sehe die Sache ähnlich.Der von mir erwähnte Robert j. Shiller hat auch in einem Interview gesagt dass die Leute wenn sie durch Glück oder den richtigen Einstieg etwas oder auch mehr Geld gemacht haben ,denken sie hätten alles im Griff und dann erwarten sie daß sich der Markt nach ihnen richtet.
Die die sich jetzt wundern dass auch Werte wie Nokia und Singulus gnadenlos abgestraft werden müssen sich fragen lassen (ich meine das keineswegs hönisch oder schadenfroh)habt ihr eine der wichtigsten Börsenregeln vergessen, DER MARKT HAT IMMER RECHT ,also in diesen Zeiten Werte im depot nicht durch ein stop-loss abzusichern ist mehr als fahrlässig.Ich gebe dir auch in dem Punkt recht dass man niemals gegen den Trend handeln sollte ,investieren dann wenn das Blut fliesst,aber kniehoch und raus wenn die Englein singen hat doch schon Altmeister kosto gesagt.Die kurzfristigen Erholungen zum traden nutzen,durch stoploss absichern und so schnell wie möglich Gewinne mitnehmen auch mal kleine ,Irrtümer sofort einsehen verkaufen,nicht schimpfen was die bösen Fonds die blöden Banken wieder gemacht haben,ist sinnlos dagegen anzuschreiben.Sich keinesfalls in irgendwelche Papiere verlieben das trübt den Blick für die Ralität.

Als Fazit bleibt nie die Grundregeln vergessen,die heissen so weil sie über jahre gelten,betrachtet die Sache so nüchtern wie möglich handelt ohne Emotionen dann kann man auf Dauer an der Börse Geld verdienen.
Nur vielleicht noch eines,vom Aktionär und von Förtsch habe ich nie viel gehalten,Frick auch nicht,denn wenn einer in Zeiten der Euphorie mit seinen Empfehlungen Geld macht,als man eh nicht allzuviel falsch machen konnte und um den es in miesen Zeiten still wird der ist nicht mehr als eine Sternschnuppe am Börsenhimmel.Ich hoffe zu dem Beitrag kommen noch einige vernüftige Antworten denn ich glaube man sollte sich in schlechten Zeiten Gedanken machen an was es gelegen hat,dass man Geld verloren hat.Die Anderen wie viele meinen sind nicht Schuld jeder trägt seine Schuld GANZ alleine denn euch hat niemand gezwungen zu investieren, auf irgendwelche
Empfehlungen zu hören,hat jeder für sich allein getan.Also Leute lernt aus euren Fehlern und versucht es in Zukunft besser zu machen.Aber ich weiss genau dass in ein paar Monaten falls der Markt wieder anzieht ihr alles wieder vergessen habt und die Schreihälse wieder ihre Jünger finden werden.
Noch was zum schluss für die die auf mich einprügeln wollen und einige Tippfehler finden, ich weiss dass ich nicht gut tippen kann.  
Reila:

Hi satyr, du Kommunoanarchosozialist,

 
10.01.01 02:32
wenn wir das, was wir in den letzten Monaten gelernt haben (ich unter Schmerzen), wieder vergessen, dann verdienen wir auch die schlimmsten Strafen. Ich könnte mir z.B. vorstellen, daß ich dann unter Deiner Regierung leben müßte und als Kleinkapitalist enteignet werden würde. Dem würde ich mich selbstverständlich gerechterweise unterwerfen.

Alles gute

R.
zombi17:

hallo reila

 
10.01.01 07:53
in deinen worten steckt viel wahrheit, leider hatte ich nie das glück satt im plus zu sein. bin erst im märz richtig eingstiegen und wenn mich meine
börsenzeitung oder andere medien vorzeitig gewarnt hätten, wäre mir wahrscheinlich einiges erspart geblieben.aber schwamm drüber,was solls ,das leben geht weiter.
für mich persönlich ist das board hier eine große hilfe, da ich doch sehe ich steh nicht alleine so da.
mfg zombi
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