Und noch wichtiger:
Was habe ich daraus gelernt?
Ich bin 42 Jahre alt und zu jung für viel Börsenerfahrung.
Anfang März vergangenen Jahres sagte eine Studiefreund zu mir: R. verkaufe alle Deine Aktien und Fonds. Es wird in Kürze knallen. Die Euphorie ist zu groß. (Seine Schwester hatte gerade alles verkauft.) Das habe ich durchaus nicht so gesehen. Ich war ja euphorisch. Mein Depot stieg täglich um 1.000, 2.000, 4.000 Euro. Soviel kann doch kein Mensch mit "normaler" Arbeit verdienen. Darauf wollte ich nicht verzichten. Den Rest der Entwicklung kennt ihr.
Danach habe ich versucht, mich weiter zu informieren, habe Börsenbriefe gelesen, mich in Boards wie ARIVA umgehört. Zwar hatte ich meine Japan-Fonds rechtzeitig verkauft, weil ich mir sagte: Die sind ja nur so gestiegen, weil sie so am Boden waren. Weil ein Wachstum der Wirtschaft nicht erkennbar war, verkaufte ich diese Fonds nach gutem Anstieg mit ordentlichem Erfolg. Der Anlageberater meiner Lebensgefährtin, der uns seinerzeit diese Fonds verkauft hatte, war beleidigt. Er frohlockte, weil die Fonds noch etwas stiegen. Inzwischen ist er ruhig.
Aber ich kaufte weiter Aktien. Zwar fielen inzwischen alle Indizes. Aber in diesem Börsenbrief wurde mit guter Begründung eine Aktie empfohlen, deren Kursrückschlag man zum Einstieg nutzen sollte. Ähnliches hörte ich aus jenem Board. Wenn mir die Begründung einleuchtend erschien, kaufte ich. Glücklicherweise war fast nichts aus dem Neuen Markt dabei. So bin ich bis heute mit einem blauen Auge davon gekommen.
Heute Abend las ich zum erstenmal die TELEBÖRSE und fand ein paar interessante Artikel u.a. über Standard Oil sowie einen über die Ansichten eines Hedge-Fonds-Managers zum Ölmarkt. Nebenbei fiel mir auf, daß - obwohl wir gerade in einer ordentlichen Baisse stecken - alle einzelnen Artikel nur die positiven Aspekte der einzelnen Werte beleuchten. Da wurde mir auf einmal richtig deutlich, daß das auch für die anderen Anlegermagazine gilt, wie auch für mein eigenes Denken. Auch der von mir sehr geschäzte 'Der Aktionär', durch den ich auf viele Werte überhaupt erst aufmerksam wurde, hat NIE geraten: "Wir haben jetzt den Höhepunkt einer Hausse. Fangen Sie an zu verkaufen. Jetzt geht es mit den Börsen bergab. Dem kann sich niemand entgegenstellen. Wir werden sie weiter über einzelne Werte informieren. Spekulieren Sie die nächsten Wochen und Monate auf fallende Kurse. Steigende Kurse können sie nur noch im Intraday-Handel oder bei ganz, ganz wenigen Werten sehen."
Und so habe ich bei fallendem Markt immer wieder einzelne Titel gekauft, von denen ich überzeugt war, sie wären besser als die anderen. Mein Fehler war, mich so vehement gegen den Trend zu stellen. Fast alle diese Einzeltitel haben heute verloren. Ich würde besser dastehen, hätte ich im März oder April oder Mai oder Juni alles verkauft. Zwar sind meine Verluste gering aber ich bin statt satt im Plus im Minus.
Fazit:
- Nie wieder gegen einen starken Trend.
- In jeder Übertreibung das Gegenteil tun, von dem, was die anderen machen.
- In einer Baisse auch bei gesunden Aktien nur auf kurzfristigste Erholungen setzen.
Hätte ich das alles vorher wissen können? Ja. Ich hatte das gelesen von Leuten, die diese Zyklen schon oft erlebt haben. Ich habe meinen eigenen Überlegungen nicht vertraut und bin zu spät auf Züge aufgesprungen, die schon in die falsche Richtung fuhren, bloß weil sie vor dem Bahnsteig kurz rangierten. Ich habe mich von der Stimmung anderer (der Masse) anstecken lassen. "Der Markt ist schlecht. Aber xyz bringt morgen eine tolle Meldung und wird outperformen." Schuld waren aber NIE die anderen. Immer habe ich Entscheidungen über Käufe und Verkäufe selbst getroffen.
Ich sehe es heute als großes Glück an, daß ich innerhalb eines Jahres ein extremes Hoch und ein extremes Tief erleben durfte. Ich habe mich anstecken lassen von der Stimmung. Aber ich erinnere mich auch noch, wer wann was gesagt hat, und was ich empfunden habe. Wenn ich daraus nicht lerne, war das Lehrgeld umsonst gezahlt. Denn alles wird sich wiederholen.
Guten Morgen Börse
R.
So habe ich auch gedacht. Dabei
Was habe ich daraus gelernt?
Ich bin 42 Jahre alt und zu jung für viel Börsenerfahrung.
Anfang März vergangenen Jahres sagte eine Studiefreund zu mir: R. verkaufe alle Deine Aktien und Fonds. Es wird in Kürze knallen. Die Euphorie ist zu groß. (Seine Schwester hatte gerade alles verkauft.) Das habe ich durchaus nicht so gesehen. Ich war ja euphorisch. Mein Depot stieg täglich um 1.000, 2.000, 4.000 Euro. Soviel kann doch kein Mensch mit "normaler" Arbeit verdienen. Darauf wollte ich nicht verzichten. Den Rest der Entwicklung kennt ihr.
Danach habe ich versucht, mich weiter zu informieren, habe Börsenbriefe gelesen, mich in Boards wie ARIVA umgehört. Zwar hatte ich meine Japan-Fonds rechtzeitig verkauft, weil ich mir sagte: Die sind ja nur so gestiegen, weil sie so am Boden waren. Weil ein Wachstum der Wirtschaft nicht erkennbar war, verkaufte ich diese Fonds nach gutem Anstieg mit ordentlichem Erfolg. Der Anlageberater meiner Lebensgefährtin, der uns seinerzeit diese Fonds verkauft hatte, war beleidigt. Er frohlockte, weil die Fonds noch etwas stiegen. Inzwischen ist er ruhig.
Aber ich kaufte weiter Aktien. Zwar fielen inzwischen alle Indizes. Aber in diesem Börsenbrief wurde mit guter Begründung eine Aktie empfohlen, deren Kursrückschlag man zum Einstieg nutzen sollte. Ähnliches hörte ich aus jenem Board. Wenn mir die Begründung einleuchtend erschien, kaufte ich. Glücklicherweise war fast nichts aus dem Neuen Markt dabei. So bin ich bis heute mit einem blauen Auge davon gekommen.
Heute Abend las ich zum erstenmal die TELEBÖRSE und fand ein paar interessante Artikel u.a. über Standard Oil sowie einen über die Ansichten eines Hedge-Fonds-Managers zum Ölmarkt. Nebenbei fiel mir auf, daß - obwohl wir gerade in einer ordentlichen Baisse stecken - alle einzelnen Artikel nur die positiven Aspekte der einzelnen Werte beleuchten. Da wurde mir auf einmal richtig deutlich, daß das auch für die anderen Anlegermagazine gilt, wie auch für mein eigenes Denken. Auch der von mir sehr geschäzte 'Der Aktionär', durch den ich auf viele Werte überhaupt erst aufmerksam wurde, hat NIE geraten: "Wir haben jetzt den Höhepunkt einer Hausse. Fangen Sie an zu verkaufen. Jetzt geht es mit den Börsen bergab. Dem kann sich niemand entgegenstellen. Wir werden sie weiter über einzelne Werte informieren. Spekulieren Sie die nächsten Wochen und Monate auf fallende Kurse. Steigende Kurse können sie nur noch im Intraday-Handel oder bei ganz, ganz wenigen Werten sehen."
Und so habe ich bei fallendem Markt immer wieder einzelne Titel gekauft, von denen ich überzeugt war, sie wären besser als die anderen. Mein Fehler war, mich so vehement gegen den Trend zu stellen. Fast alle diese Einzeltitel haben heute verloren. Ich würde besser dastehen, hätte ich im März oder April oder Mai oder Juni alles verkauft. Zwar sind meine Verluste gering aber ich bin statt satt im Plus im Minus.
Fazit:
- Nie wieder gegen einen starken Trend.
- In jeder Übertreibung das Gegenteil tun, von dem, was die anderen machen.
- In einer Baisse auch bei gesunden Aktien nur auf kurzfristigste Erholungen setzen.
Hätte ich das alles vorher wissen können? Ja. Ich hatte das gelesen von Leuten, die diese Zyklen schon oft erlebt haben. Ich habe meinen eigenen Überlegungen nicht vertraut und bin zu spät auf Züge aufgesprungen, die schon in die falsche Richtung fuhren, bloß weil sie vor dem Bahnsteig kurz rangierten. Ich habe mich von der Stimmung anderer (der Masse) anstecken lassen. "Der Markt ist schlecht. Aber xyz bringt morgen eine tolle Meldung und wird outperformen." Schuld waren aber NIE die anderen. Immer habe ich Entscheidungen über Käufe und Verkäufe selbst getroffen.
Ich sehe es heute als großes Glück an, daß ich innerhalb eines Jahres ein extremes Hoch und ein extremes Tief erleben durfte. Ich habe mich anstecken lassen von der Stimmung. Aber ich erinnere mich auch noch, wer wann was gesagt hat, und was ich empfunden habe. Wenn ich daraus nicht lerne, war das Lehrgeld umsonst gezahlt. Denn alles wird sich wiederholen.
Guten Morgen Börse
R.
So habe ich auch gedacht. Dabei