[ 03.03.05, 16:09 ]
Von Stefan Riedel (Börse-Online)
Gut gehandelt: TecDAX-Mitglied GPC Biotech hat sich aus der Insolvenzmasse eines Biotech-Konkurrenten verstärkt, ohne die eigenen Cash-Reserven zu beanspruchen. Die Börse reagiert auf den Zukauf mit deutlichen Kursgewinnen.
Forschung verstärkt: GPC Biotech übernimmt das Krebsprogramm von Axxima.
GPC Biotech sichert sich die wichtigsten Vermögenswerte von Axxima. Der Deal ist so gestrickt, dass er kein Kapital aus den bestehenden Forschungsprojekten abzieht.
Ohne den Cash-Bestand zu belasten, zahlt GPC Biotech den Kaufpreis von 13,7 Millionen Euro über die Ausgabe von 1,3 Millionen neuen Aktien. Der Ausgabepreis von 10,47 Euro entspricht dem Durchschnittswert der GPC-Aktie während der vergangenen 30 Handelstage.
Im Gegenzug erhält GPC Biotech unter anderem Patente, drei präklinische Wirkstoffe und eine Wirkstoff-Bibliothek von Axxima. Die Münchener Biotechfirma, die insgesamt 50 Millionen Euro aus drei privaten Finanzierungsrunden verbrannt hatte, musste im vergangenen Dezember den Antrag auf Insolvenz stellen.
Um den Forschungsbetrieb am Leben zu erhalten, hatte die von Altaktionären gebildete Auffanggesellschaft unter Führung der Venture-Capital-Gruppe TVM Techno Venture Management zuletzt noch einmal 8,7 Millionen Euro zugeschossen.
Beim Zustandekommen des Deals machte sich das "Vitamin B" zu TVM bezahlt, denn GPC zählte vor dem Börsengang zum Beteiligungs-Portfolio von TVM. Mit einem Großteil dieser Millionensumme, die in den Vermögenswerten von Axxima enthalten ist, kann jetzt GPC die Integration finanzieren.
Insgesamt 40 Mitarbeiter und damit ein Großteil des bisherigen Forschungsteams stoßen zu GPC Biotech. Bis zu neun Millionen Euro erhält der Insolvenzverwalter, falls die drei Wirkstoff-Kandidaten von Axxima sämtliche drei klinischen Phasen durchlaufen.
Teil 2: Was der Deal für den Unternehmenswert von GPC Biotech bringt.
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Axxima hat sich auf Medikamentenforschung auf Basis der Kinasen spezialisiert. Bei Kinasen handelt es sich um eine spezielle Klasse von Enzymen, die als Botenstoffe agieren. Sie spielen eine Rolle bei der Übertragung von Krankheiten durch Infektionen, aber auch beim Tumorwachstum.
Für GPC ist das eine ideale Ergänzung, denn das Unternehmen hat selbst einen Krebswirkstoff auf Kinase-Basis, der dieses Jahr in die erste klinische Testphase laufen soll. Die Programme von Axxima im Bereich Entzündungskrankheiten will GPC Biotech dagegen an Interessenten verkaufen.
Durch diesen Coup hat GPC Biotech die eigene kritische Masse verstärkt, um sich langfristig als Big Player unter den europäischen Biotechs zu etablieren. Mit dem Krebspräparat Satraplatin hat die Firma ein Medikament, das sich in der klinischen Endphase III auf der Zielgeraden befindet.
Die Übernahme des Know-Hows von Axxima verstärkt andererseits die Fähigkeit, aus einer gewachsenen internen Forschung ständig neue klinische Kandidaten zu produzieren. Und mit 144 Millionen Euro an Barmitteln ist noch genug Geld in der Kasse, um klinische Wirkstoffe einzulizenzieren.
Zurzeit kommt GPC Biotech auf eine Marktkapitalisierung von 300 Millionen Euro. Die Firma ist damit deutlich niedriger bewertet als US-Pendants, die ebenfalls ein Produkt in der zulassungsrelevanten klinischen Phase III und ein weiteres in der klinischen Phase I haben. Das aktuelle Kursniveau ist ein guter Zeitpunkt zum Einstieg.
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Kurs am 3. März: 10,20 Euro
Stoppkurs: 8,90 Euro