East-Commerce-Aktien sind bei den Anlegern gefragt

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sir charles:

East-Commerce-Aktien sind bei den Anlegern gefragt

 
08.02.02 09:31
East-Commerce-Aktien sind bei den Anlegern gefragt

Gute Investmentchancen bietet Osteuropa derzeit. Vor allem bei Aktien aus Rußland bekommen die Analysten glänzende Augen.



Das Augenmerk der Anleger ist meist eingeschränkt: New York, Frankfurt und vielleicht London spielen die Hauptrolle, der Rest des Aktien-Universums wird nur selten wahrgenommen. Zwar wird die Moskauer Börse in den kommenden Jahren nicht London den Rang ablaufen, aber das Interesse an diesen Märkten ist deutlich im Steigen.
Das zeigt sich auch in der Performance mancher Aktien und Indizes: So hatte im vergangenen Jahr die Börse in Moskau eine Steigerung um rund 80 Prozent verzeichnet _ das war der drittbeste Wert der Welt nach Zimbabwe und China.
Und auch für 2002 sind die Experten durchaus positiv für osteuropäische Aktien eingestellt.

Vor allem Rußland habe gute Karten. "Natürlich wird es hier nach dem großen Anstieg zu Gewinnmitnahmen kommen. Aber allgemein wird sich der gute Trend fortsetzen", meint Klaus Bockstaller, Osteuropa-Experte bei Baring Asset Management. Trotz des derzeit niedrigeren Ölpreises seien die Ölaktien, die den russischen Index dominieren, ein guter Tip. "Die Kosten für die Ölproduktion sind in Rußland sehr niedrig. Solange der Ölpreis nicht unter 15 Dollar liegt, machen diese Unternehmen Gewinn", erklärt Bockstaller im Gespräch mit der "Presse".

Die Aktien, von denen sich Bockstaller das höchste Potential verspricht, sind derzeit der Elektrizitätskonzern UES, Gazprom und das Mobilfunkunternehmen MTS. "Hier ist die deutsche Telekom ein strategischer Investor, das gibt eine gewisse Sicherheit", meint Bockstaller. Gefallen findet er auch an einem russischen Börseneuling Wimm Bill Dann, dem Marktführer bei Fruchtsäften  und  Milchprodukten. Die Bank Austria (BA) ist ebenfalls für Rußland positiv gestimmt. "Bei den Ölwerten sind wir vor dem derzeitigen Ölpreisumfeld eher vorsichtig, dennoch haben wir etwa Yukos auf unserer Liste", sagt Lukas Stipkovich.

Die wichtigsten Empfehlungen seien aber der Nickelproduzent Norilsk Nickel und MTS. Die Raiffeisen Zentralbank (RZB) setzt in Rußland hingegen auf Öl und sieht gute Chancen für Yukos und Sibneft.
Favorit aufgrund der ökonomischen Daten unter den Kandidatenländern ist bei Baring Asset Management Ungarn. "Hier stimmen nicht nur die makroökonomischen Daten", meint Bockstaller. In Ungarn gebe es im Vergleich zu den anderen Ostländern die am besten geführten Unternehmen, die Aktien seien recht günstig bewertet, der Markt relativ liquide. Der Haken sei nur, daß die Anzahl an Aktien sehr begrenzt ist. Die besten Gewinnchancen sieht Bockstaller mit dem Pharmawert Gedeon Richter und mit der Bank OTP.

Empfehlungen für Ungarn

Die RZB haben ebenfalls Gedeon Richter und OTP auf ihrer Empfehlungsliste "Top-Picks für 2002". Hohes Potential wird auch im Ölkonzern MOL gesehen. In der BA hat man Ungarn als Markt allgemein leicht ungewichtet, empfiehlt aber die Aktien der MOL und der OTP.

Im Jahr 2001 hat die Budapester Börse (BET) 9,2 Prozent an Wert verloren. Zu den wenigen Gewinnern im Vorjahr gehörten unter anderem der Energiekonzern MOL (plus 4,2 Prozent) und die Bank OTP (plus 4,1 Prozent). Am meisten zulegen konnte Phylaxia, eine Gesellschaft, die sich am Rande des Konkurses bewegt, nämlich um 61,2 Prozent.
Auch in Tschechien hat Baring ein Auge auf die Banktitel geworfen. "Wir glauben, daß die Banken in den kommenden Jahren am meisten von der wirtschaftlichen Entwicklung profitieren werden. Denn einerseits ist es natürlich gut für diese Branche, wenn die Wirtschaft allgemein expandiert. Zweitens sind für sie die sinkende Inflation und die sinkenden Zinsen ein Vorteil. Und drittens sind die Ostländer im Bereich der Banken noch stark unterversorgt: So haben etwa 30 Prozent der Polen noch kein Konto, von Kreditkarten nicht zu sprechen."

In Polen sei allerdings an der Börse etwas Vorsicht geboten: "Hier ist das Bewertungsniveau der Titel höher, die Wirtschaftsaussichten unklarer", erklärt Bockstaller. Der Grund für das hohe Bewertungsniveau seien die lokalen Pensionskassen, die für Außenstehende manchmal nicht nachvollziehbar in bestimmte polnische Titel investieren und sich aus anderen zurückziehen. Im Schnitt weisen polnische Werte ein Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13 auf. Zum Vergleich: Ungarische Titel liegen bei einem KGV von 10,7, tschechische bei einem von 12,6. Der europäische Index Euro-Stoxx kommt derzeit auf ein KGV von rund 21.

Daß am polnischen Markt die Pensionsfonds eine Rolle spielen, hält Henning Eßkuchen, Osteuropa-Experte der Erste Bank, für positiv, weil die Liquidität dadurch deutlich höher sei. In Polen rät er derzeit zur Telekom Polska (TPSA), weil sie über eine starke Marktstellung verfügt. Unter den polnischen Technikwerten hätten Computerland und Prokom Potential für deutliche Kurssteigerungen.

"Guter Hebel für die Börse"

Auch die BA ist für Polen positiver eingestellt als Baring. "Die wirtschaftliche Erholung könnte ein guter Hebel für die Börsen sein", betont Stipkovich. Im Visier hat die Bank Austria derzeit zum Beispiel den Ölkonzern PKN. "Bei den Banken sind wir vorsichtiger geworden, denn die sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen", so Stipkovich.
Vielen Anlegern erscheinen die East-Commerce-Titel ein wenig schwindlig, oft haben sie das Gefühl, im Osten Geld anzulegen sei ein unsicherer Tanz auf dünnem Eis. "Man kann sich dort schon an die Börsen trauen", meint hingegen Bockstaller. Die Aktienmärkte würden nämlich von ihrem Regelwerk und ihren Vorschriften im großen und ganzen den westeuropäischen Standards entsprechen. "Die osteuropäischen Börsen müssen sich sicher nicht vor den westeuropäischen verstecken", meint Eßkuchen.


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