Boeing unterschätzt
Serienstart bei A380, Diskussion um die A350, Verkaufsrekorde bei A320: Die EADS-Tochter Airbus muss in diesen Monaten zahlreiche Wachstumsfelder organisieren. Verglichen mit der Stimmung vor drei oder vier Jahren ist die Situation aber komfortabel - es geht nicht mehr um Arbeitsplatzsicherung und unsichere Perspektiven, sondern das industrielle Wachstum zu bändigen.
"Die Branche hat sich erholt und der Ausblick sieht sehr gut aus", sagte Airbus-Vorstandschef Gustav-Humbert am Mittwoch auf der Luftfahrtmesse ILA in Berlin. Das Unternehmen habe seit 2001 jährlich rund 2000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Airbus will in diesem Jahr rund 430 Flugzeuge an seine Kunden ausliefern. Beim Konkurrenten Boeing sehen die Perspektiven ähnlich gut aus.
Die Diskussion um eine Überarbeitung der neuen A350 laufe derzeit intern und mit den Kunden. "Das Spiel ist keinesfalls vorbei, das Spiel geht diesen Sommer erst richtig los", sagte Humbert zur Konkurrenz mit Boeing in der Kategorie mittelgroßer Langstreckenflugzeuge zwischen der 787 und der A340 und A350. Am Dienstag war eine Entscheidung bis zur Luftfahrtmesse im britischen Farnborough Mitte Juli angekündigt worden.
BOEING 787 UNTERSCHÄTZT
Humbert räumte ein, dass Airbus die Boeing 787 möglicherweise unterschätzt habe. "Wir sehen uns jetzt die A350 und A340 an und werden dann bis zum Sommer über Veränderungen entscheiden", kündigte Humbert an. Sein Vorgänger Noël Forgeard hatte die 787 auf der ILA 2004 noch als "Kopie der erfolgreichen A330" bezeichnet.
In der Kategorie für mittelgroße Langstreckenflugzeuge bietet Boeing seit den 90er Jahren die erfolgreiche 777 an. Im Jahr 2008 soll auch die neue, etwas kleinere 787 in den Liniendienst gehen. Für dieses Flugzeug hat der US-Hersteller bereits 350 Aufträge verzeichnet. Für die A350 hat Airbus bisher 182 Aufträge und Absichtserklärungen vorliegen.
Sollte sich Airbus zu umfangreichen Modifikationen an der A350 entschließen und zum Beispiel den Rumpf vergrößern, würde dies zwar sicherlich kurzfristig die Entwicklung verzögern und die Kosten erhöhen. Andererseits käme Boeing mit seinem Verkaufsschlager 777 unter Druck, wenn Airbus eine größere Version der A350 anbieten würde.
A380 HAT HÄLFTE DER ERPROBUNG ABSOLVIERT
Der riesige Airbus A380 hat inzwischen gut die Hälfte des Erprobungsprogramms absolviert und nimmt Kurs auf den Serieneinsatz bei Singapore Airlines. Nach Angaben von Programmdirektor Charles Champion vom Mittwoch haben die Versuchsmaschinen bisher 367 Flüge und dabei 1238 Flugstunden absolviert.
"Wenn sie jetzt ein Flugzeug bestellen, müssen sie bis 2011 warten", sagte Champion. Bisher liegen 159 Bestellungen von 16 Kunden für die A380 vor. Dieser kommerzielle Erfolg legt die Latte für die Airbus-Mitarbeiter und Zulieferer hoch: Weitere Verzögerungen kann sich der Hersteller kaum erlauben, Erstkunde Singapore Airlines will das Flugzeug in diesem Jahr noch in den Liniendienst stellen. Boeing hat auf den Verkaufserfolg der A380 mit der Ankündigung einer neuen Version des erfolgreichen Jumbo-Jets Boeing 747 reagiert.
Für den Militärtransporter A400M soll Anfang 2008 "der Erstflug sein, wir erwarten ein Exportpotenzial von 200 bis 300 Flugzeugen", sagte Humbert. Er befürwortete die stärkere Internationalisierung der Airbus-Produktion. "Je mehr Jobs wir in den neuen Märkten schaffen, umso mehr sichern wir auch die Arbeitsplätze in Europa."/st/DP/tav
ISIN
NL0000235190 US0970231058 Quelle dpa-AXC0142 2006-05-17/15:00
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