Der Euro als Spielverderber - Aufwärtstrend intakt
von Thomas Grüner, Thomas Grüner Vermögensmanagement GmbH
Währungsbereinigte Performance
Der gegenüber dem US-Dollar starke Euro erweist sich für europäische Anleger zunehmend als Performance-Bremse. US-Anleger profitieren von dieser Entwicklung.
Während der Nasdaq 100 seit Anfang des Jahres um stolze 12,36% zulegen konnte, bleiben währungsbereinigt nur 5,49% als Rendite übrig. Der S&P 500 brachte trotz eines absoluten Zugewinns von 4,22% sogar ein währungsbedingtes Minus von 2,16%.
US-Anleger verbuchten jedoch trotz eines nur 1,71%-igen Anstiegs beim DAX eine bereinigte Performance von 8,35%. Der zum Jahresultimo 2002 mit -2,61% notierende Euro-Stoxx-50 erbrachte per saldo immerhin noch einen Zuwachs von 3,75%.
Ausgangslage
Seit seiner Einführung am 1. Januar 1999 kannte der Euro im Verhältnis zum US-Dollar nur eine Richtung: Abwärts!
Schnell wurde er von der Öffentlichkeit zum vermeintlichen Sündenbock für eine zu bürokratische und realitätsfremde europäische Verwaltung abgestempelt. Die Akzeptanzquote in der deutschen Bevölkerung erreichte Rekordtiefs. Die ehemals stabile D-Mark, Sinnbild des deutschen Wirtschaftswunders, wurde schmerzlich vermisst. Über die kränkelnde Währung wurden Witze gemacht, die Medien unterstützten diese Entwicklung tatkräftig. In ganzseitigen Zeitungsanzeigen forderte eine Interessengruppe bereits wieder die Abschaffung des Euro und die Wiedereinführung der D-Mark. Geradezu klassisch vollzog der Euro in diesem Sentiment die Trendwende.
Einführung des Euro-Bargeldes als Wendesignal
Mit der Einführung des Euro-Bargeldes am 1. Januar 2002 in zwölf europäischen Ländern folgte die Trendwende.
Aus der für viele als synthetisch empfundenen, europäischen Gemeinschaftswährung Euro ist durch den kräftigen, über 35%-igen Anstieg seit dem Tief bei 0,8225 nun jedoch ein Spielverderber - für europäische Anleger und Firmen - gleichermaßen, geworden.
Exportorientierte europäische Unternehmen erlösen für ihre Umsätze in den USA in Heimatwährung weniger, europäische Anleger erleiden Währungsverluste mit ihren amerikanischen Aktien und Anleihen.
An eigener Stärke kann der Euro jedoch nur die Tatsache nachweisen, dass die Einheitswährung seit ihrer physischen Einführung eine steigende Geldnachfrage erfährt. Der komplette Schwarzmarkt wurde in vielen Ländern der Erde während der Übergangsfrist zum Euro in US-Dollar abgewickelt. Seit dem 1. Januar 2002 ist dieser Belastungsfaktor weggefallen.
Die Zinsdifferenz am kurzen (Geldmarkt) und auch am langen Ende (Bondmarkt) spricht ebenfalls noch für den Euro.
Die junge europäische Notenbank kämpft weiter um ihre Reputation, die jedoch durch den schwelenden Streit um die Nachfolge für Wim Duisenberg nicht gerade gefördert wird.
Eher US-Dollar-Schwäche als Euro-Stärke
Wer in den Jahren 1995 bis 2001 als deutscher Anleger auf den Dollar vertraute, der konnte nicht viel falsch machen. Die Wall Street war das Ziel großer, weltweiter Kapitalströme und es flossen stolze Summen aus dem Ausland in die USA. Zu den beträchtlichen Kursgewinnen kamen Währungsgewinne dazu.
Doch seit Februar 2002 ist die Erfolgsserie beendet. Seitdem hat der oft schon totgesagte Euro die Oberhand gewonnen und sich einen bis heute intakten Aufwärtstrend erkämpft. Der breiten Masse der Anleger und Medien ist diese Entwicklung erst durch den symbolträchtigen Sprung über die Parität im Juli 2002 so richtig bewusst geworden.
Anders als in den vergangenen Jahren fallen die gegen den Dollar sprechenden Faktoren wieder stärker ins Gewicht. Plötzlich spielt in den Überlegungen auch das enorme Außenhandelsdefizit der USA wieder eine Rolle. Intensiver als zuvor wird in den Handelssälen zudem die Gefahr eines Platzens der Immobilien- und Konsumblase in Amerika diskutiert.
Krisenbonus ist weg
Die US-Devise hat dieses Mal, anders als sonst in Krisenzeiten üblich, auch ihren Status als Sicherheitshort verloren. Vor und während des Irak-Krieges gab die US-Devise weiter nach. Anleger und Länder, welche die Politik der USA nicht gut heißen, scheinen auf die Idee zu kommen, weniger Dollar als bisher zu kaufen.
Aufwärtstrend intakt
Um beim Verhältnis Euro-Dollar einen etablierten Aufwärtstrend zu Gunsten des Euro zu erkennen, muss man nicht viele Argumente austauschen. Wer es sich einfach machen will, setzt deshalb so lange auf einen anziehenden Euro, wie dieser Aufwärtstrend nicht verletzt wird.
Fazit
Trotz der kurzfristig in allen Zeitebenen stark überkauften Situation und einer wahrscheinlichen, technischen Korrektur, sollte der Euro mittel- und langfristig weiter tendenziell zulegen können. Das aktuelle Tempo des Anstieges wird sich jedoch verlangsamen, da ab Kursen von ca. 1,15 Interventionen der Notenbanken - gegen einen zu schnellen Dollarverfall - zunehmend wahrscheinlicher werden.
Europäische Anleger sollten aus währungstechnischer Sicht die heimischen Aktienmärkte übergewichten. Das Chance-Risiko-Verhältnis erscheint uns wesentlich günstiger.
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www.technical-investor.de/content.asp?P=anl/analyse.asp&id=4431
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