Deutsche Bank warnt vor historischer Rezession
Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft verdüstern sich. Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Norbert Walter erwartet, dass die ohnehin negativen Prognosen noch unterboten werden - um einen Konjunktureinbruch um bis zu vier Prozent zu verhindern, müsse die Politik sofort die Bürger entlasten.
Berlin/Brüssel - Der deutschen Wirtschaft droht der Absturz. Eine der besonders pessimistischen Prognosen veröffentlicht jetzt die Deutsche Bank Chart zeigen: Im kommenden Jahr könne das Bruttoinlandsprodukt um bis zu vier Prozent schrumpfen, sagte der Chefvolkswirt der Bank, Norbert Walter, der "Bild"-Zeitung.
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Die Wahrscheinlichkeit dafür betrage "rund ein Drittel", sagte der Ökonom. Sollte sich die Prognose bewahrheiten, wäre dies die größte Krise seit Bestehen der Bundesrepublik. Als mögliche Ursachen für einen solchen Einbruch nannte Walter unter anderem eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation in Russland und im Nahen Osten.
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von ID Fake
Im besten Fall sei 2009 mit einem Schrumpfen des Inlandsprodukts um ein Prozent zu rechnen, sagte Walter. Der Chefökonom forderte die Bundesregierung auf, die Mehrwertsteuer "sofort für ein Jahr" auf 16 Prozent senken, um den Inlandskonsum zu stärken. Sonst sei der Absturz "nicht mehr zu verhindern".
Die Furcht vor einer langen schmerzhaften Rezession erfasst zusehends die Bundesbürger. Viele sehen schwarz für die Konjunktur im Land und sorgen sich um ihre Zukunft. Fast drei Viertel (73 Prozent) sind laut dem am Donnerstag veröffentlichten "ARD-Deutschlandtrend" der Ansicht, dass "der schlimmste Teil der Krise uns noch bevorsteht". Dies sind zehn Punkte mehr als vor einem Monat. Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) macht sich Sorgen um die persönliche wirtschaftliche Zukunft.
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Auch die Europäische Zentralbank (EZB) gibt sich mit Blick auf 2009 für Europa wenig optimistisch. Am Donnerstag senkte die EZB ihre Wachstumsprognosen für das laufende und das kommende Jahr. Im kommenden Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung im Euroraum um 0,5 Prozent schrumpfen, sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet nach der Leitzinsentscheidung der Notenbank. Bislang war die EZB von einem Wachstum von durchschnittlich 1,2 Prozent ausgegangen. Auch für das laufende Jahr kappte die EZB ihre Projektion. Statt eines Wachstums von 1,4 Prozent wird nun nur noch eine Rate von 1,0 Prozent erwartet. 2010 dürfte die Wirtschaft ebenfalls um 1,0 Prozent wachsen.
Angesichts der drohenden Konjunkturkrise hat die EZB am Donnerstag im großen Stil die Zinsen gesenkt. So wurde der Leitzins um 75 Basispunkte auf 2,5 Prozent nach unten korrigiert.
Trichet begründete den kräftigen Zinsschritt mit der sich verschlimmernden Wirtschaftslage. Der Beschluss sei im EZB-Rat einstimmig erfolgt, da die Entspannung bei der Teuerung anhalte, die Risiken für die Konjunktur aber weiter zugenommen hätten. Er habe zwar Grund zu der Annahme, dass sich die Wirtschaft wieder erholen werde. 2009 werde aber insgesamt negativ gesehen.