Die richtige Aktien-Strategie
Gegen Ende letzten Jahres habe ich hier am Ariva-Board einen Beitrag gelesen, in dem der Verfasser ganz emotional von seinen Anlagefehlern im Jahre 1999 geschrieben hat. Obwohl er viele Gelegenheiten hatte, gewaltige Gewinne ins trockene zu bringen, würde er für jenes Jahr wohl nur mit einem mickrigen Plus schliessen. Dieser Artikel hat mich eigentlich nie richtig los gelassen, denn auch ich war in derselben Lage oder sogar schlimmer, denn für mich sah es so aus, als würde ich mit roten Zahlen schliessen. Zum Glück kam es dann nicht so schlimm, doch mit einem Plus von schäbigen 0,92% war meine Performance alles andere als berauschend.
Andere meldeten sich in jenem Artikel auch zu Wort, haben geschrieben war sie falsch gemacht haben. Einer sagte, sein grösster Fehler war, dass er nicht genug Durchhaltevermögen hatte; hätte er die Aktien ein paar Wochen länger gehalten, hätte er mit einem bestimmten Titel wieder einen Profit gehabt. Ein anderer dagegen schrieb, er hätte mit "Stops" arbeiten sollen. Ein rechtzeitig realisierter Verlust hätte ihm vor manchem noch grösserem Verlust bewahrt. Interessant ist, dass diese beiden Positionen, obwohl völlig richtig, 180° in eine andere Richtung zeigen!!! Auch ich schwor mir, alles besser zu machen. Ich wollte nicht mehr soviel Gewinn herausholen, richtig bescheiden werden. Mit einer anderen Strategie, nämlich "Buy and Hold" sollte das erreicht werden. Also eine dritte Strategie sollte es bringen? Auch wenn wir uns die Professionellen anschauen, gibt es da verschiedene Ansätze, die zum Erfolg führen sollen.
Da ist mal Warren Buffett, der mit seinem Berkshire Fonds sich streng an "Qualitätstitel" der Old Economy hält. Er sagte zudem noch, investieren nur in Unternehmen, deren Produkte du auch verstehst und wurde zum grössten Coca-Cola Aktionär. Doch 1999, das Jahr in dem der technologielastige NASDAQ-Index 80% zulegte, wurde für ihn zum grössten Flop Jahr.
Einen anderen Ansatz fährt Joachim Brandmaier mit seinem Stuttgarter Aktionärsclub. Er schaut sich die Performance der letzten paar Jahre an. Dann werden die Titel gemäss der charttechnischen Ausschläge in 5 Gruppen (von einem bis fünf Diamanten) eingeteilt. 5 Diamanten erhalten jene Unternehmen, deren Aktien kontinuierlich, mit möglichst wenigen Ausschlägen wachsen, wobei die Steilheit resp. das jährliche Wachstum eine untergeordnete Rolle spielt. Seine Performance sah 1999 zweifellos besser aus, als jene von Warren Buffett, denn er hat neben Coca-Cola und Gillette auch Titel wie Nokia und Microsoft in seinem Portefeuille. Allerdings glaube ich, dass seine Performance in diesem Jahr einen Dämpfer erfahren hat. Neben den schon erwähnten Aktien empfiehlt er weitere Titel wie Hennes & Mauritz, Roche, Philip Morris, Mattel und andere. Sein Ansatz erscheint mir gut. Aber er ist wenig flexibel, wenn es darum geht, einen Titel zurückzustufen. Das Philip Morris Debakel war voraussehbar. Aber auch bei anderen Unternehmen war es unschwer festzustellen, dass sich die Randbedingungen für das bisherige Wachstum verdüstert haben.
Es ist zwar richtig, dass Aktien alle anderen Anlagen in Rendite übertreffen, wenn wir einen langen Zeitraum anschauen. Also Aktien kaufen und 10, 20 Jahre liegen lassen? Das könnte funktionieren, doch aufgepasst. Es gibt Aktien und Aktien. Ich habe mir mal den schweizerischen Aktienführer genauer angeschaut. Ich habe gezählt, wieviel Schweizer Aktien über 10 Jahre in der Lage waren, den Index zu schlagen. Ich war sehr erstaunt zu sehen, dass es wesentlich weniger als 10% der Titel waren! Genau da fängt das Problem an. Welches sind denn die Perlen?
Jetzt kommen wir langsam zum springenden Punkt. Es gibt keine richtige Strategie, die über Jahre hinweg Erfolg bringt. Ausser... FLEXIBILITÄT ! Ich bin der Meinung, dass jede Strategie zum richtigen Zeitpunkt zum Erfolg führt. Oder anders gesagt, man muss immer überprüfen wo man steht, und wenn sich das Umfeld geändert hat, auch bereit sein die Konsequenzen zu ziehen, resp. die Strategie ändern. Dazu möchte ich von André Kostolany zitieren. Von seinen zehn Geboten scheinen mir Nummer 5, 6 und 7 in diesem Zusammenhang relevant:
5) Elastisch sein und immer damit rechnen, dass in der Vorstellung ein Irrtum war
6) Verkaufen, wenn man sich dessen bewusst wird, dass eine neue Konstellation vorhanden ist
7) Die Liste der Werte von Zeit zu Zeit durchschauen und prüfen, welche man auch jetzt kaufen würde
Soviel für heute.
Grüsse, CHF
Gegen Ende letzten Jahres habe ich hier am Ariva-Board einen Beitrag gelesen, in dem der Verfasser ganz emotional von seinen Anlagefehlern im Jahre 1999 geschrieben hat. Obwohl er viele Gelegenheiten hatte, gewaltige Gewinne ins trockene zu bringen, würde er für jenes Jahr wohl nur mit einem mickrigen Plus schliessen. Dieser Artikel hat mich eigentlich nie richtig los gelassen, denn auch ich war in derselben Lage oder sogar schlimmer, denn für mich sah es so aus, als würde ich mit roten Zahlen schliessen. Zum Glück kam es dann nicht so schlimm, doch mit einem Plus von schäbigen 0,92% war meine Performance alles andere als berauschend.
Andere meldeten sich in jenem Artikel auch zu Wort, haben geschrieben war sie falsch gemacht haben. Einer sagte, sein grösster Fehler war, dass er nicht genug Durchhaltevermögen hatte; hätte er die Aktien ein paar Wochen länger gehalten, hätte er mit einem bestimmten Titel wieder einen Profit gehabt. Ein anderer dagegen schrieb, er hätte mit "Stops" arbeiten sollen. Ein rechtzeitig realisierter Verlust hätte ihm vor manchem noch grösserem Verlust bewahrt. Interessant ist, dass diese beiden Positionen, obwohl völlig richtig, 180° in eine andere Richtung zeigen!!! Auch ich schwor mir, alles besser zu machen. Ich wollte nicht mehr soviel Gewinn herausholen, richtig bescheiden werden. Mit einer anderen Strategie, nämlich "Buy and Hold" sollte das erreicht werden. Also eine dritte Strategie sollte es bringen? Auch wenn wir uns die Professionellen anschauen, gibt es da verschiedene Ansätze, die zum Erfolg führen sollen.
Da ist mal Warren Buffett, der mit seinem Berkshire Fonds sich streng an "Qualitätstitel" der Old Economy hält. Er sagte zudem noch, investieren nur in Unternehmen, deren Produkte du auch verstehst und wurde zum grössten Coca-Cola Aktionär. Doch 1999, das Jahr in dem der technologielastige NASDAQ-Index 80% zulegte, wurde für ihn zum grössten Flop Jahr.
Einen anderen Ansatz fährt Joachim Brandmaier mit seinem Stuttgarter Aktionärsclub. Er schaut sich die Performance der letzten paar Jahre an. Dann werden die Titel gemäss der charttechnischen Ausschläge in 5 Gruppen (von einem bis fünf Diamanten) eingeteilt. 5 Diamanten erhalten jene Unternehmen, deren Aktien kontinuierlich, mit möglichst wenigen Ausschlägen wachsen, wobei die Steilheit resp. das jährliche Wachstum eine untergeordnete Rolle spielt. Seine Performance sah 1999 zweifellos besser aus, als jene von Warren Buffett, denn er hat neben Coca-Cola und Gillette auch Titel wie Nokia und Microsoft in seinem Portefeuille. Allerdings glaube ich, dass seine Performance in diesem Jahr einen Dämpfer erfahren hat. Neben den schon erwähnten Aktien empfiehlt er weitere Titel wie Hennes & Mauritz, Roche, Philip Morris, Mattel und andere. Sein Ansatz erscheint mir gut. Aber er ist wenig flexibel, wenn es darum geht, einen Titel zurückzustufen. Das Philip Morris Debakel war voraussehbar. Aber auch bei anderen Unternehmen war es unschwer festzustellen, dass sich die Randbedingungen für das bisherige Wachstum verdüstert haben.
Es ist zwar richtig, dass Aktien alle anderen Anlagen in Rendite übertreffen, wenn wir einen langen Zeitraum anschauen. Also Aktien kaufen und 10, 20 Jahre liegen lassen? Das könnte funktionieren, doch aufgepasst. Es gibt Aktien und Aktien. Ich habe mir mal den schweizerischen Aktienführer genauer angeschaut. Ich habe gezählt, wieviel Schweizer Aktien über 10 Jahre in der Lage waren, den Index zu schlagen. Ich war sehr erstaunt zu sehen, dass es wesentlich weniger als 10% der Titel waren! Genau da fängt das Problem an. Welches sind denn die Perlen?
Jetzt kommen wir langsam zum springenden Punkt. Es gibt keine richtige Strategie, die über Jahre hinweg Erfolg bringt. Ausser... FLEXIBILITÄT ! Ich bin der Meinung, dass jede Strategie zum richtigen Zeitpunkt zum Erfolg führt. Oder anders gesagt, man muss immer überprüfen wo man steht, und wenn sich das Umfeld geändert hat, auch bereit sein die Konsequenzen zu ziehen, resp. die Strategie ändern. Dazu möchte ich von André Kostolany zitieren. Von seinen zehn Geboten scheinen mir Nummer 5, 6 und 7 in diesem Zusammenhang relevant:
5) Elastisch sein und immer damit rechnen, dass in der Vorstellung ein Irrtum war
6) Verkaufen, wenn man sich dessen bewusst wird, dass eine neue Konstellation vorhanden ist
7) Die Liste der Werte von Zeit zu Zeit durchschauen und prüfen, welche man auch jetzt kaufen würde
Soviel für heute.
Grüsse, CHF