Die nächste Internet-Revolution: Strenge Rechnung, sicheres Geld
Nach dem Zusammenbruch der New Economy war bei Internet-Projekten Sparen um jeden Preis angesagt. Jetzt wird der Return on Investment zur Richtschnur.
Das US-Softwarehaus BroadVision hat mit der Ankündigung, den Frankfurter Neuen Markt zu verlassen, großes Aufsehen erregt. Für die Entscheidung des nach eigenen Angaben führenden Anbieters von maßgeschneiderten E-Business-Anwendungen gibt es viele Gründe - das Schrammen an der Pennystock-Grenze von einem Euro, das im ersten Quartal 2002 neuerliche Anwachsen des Nettoverlustes und einen Umsatzeinbruch um 36 Prozent oder den hohen Preis der Notierung an der einstigen Wachstumsbörse.
Der letzte Punkt ist auf jeden Fall ein Grund, und nicht nur ein finanzieller. Denn BroadVision kämpft laut Österreich-Chef Gerald Lanzerits um den "guten Ruf, der nach dem Ende des Internet-Hypes entscheidend geworden ist". Es sei "besser, kein Projekt zu realisieren, als es aus Erfolglosigkeit stoppen zu müssen". Der soeben zum Vice President für Zentral- und Osteuropa samt Deutschland und Schweiz ernannte Manager ist überzeugt, daß die Ära vorbei sei, als nach dem Hype jedes Internet-Projekt so lange auf Kosteneffizienz überprüft wurde, bis es nicht mehr umsetzbar war.
Das neue Herangehen an Projekte ist bei BroadVision in eine Software gegossen worden: Mit SVP ("Solution Value Proposition") wird potentiellen Kunden veranschaulicht, welches Internet-Projekt ab welchem Zeitpunkt "Geld verdient" - wann also ein positiver Return on Investment (ROI/
Verzinsung der investierten Summe) eintritt. Deshalb ist das dreistufige SVP so angelegt, daß es gegebenenfalls auch das Nichtdurchführen eines Projektes empfiehlt. "Wir wollen die Hit-Rate, also den Anteil realisierter Projekte, heben", sagt Lanzerits. Bei BroadVision betrage diese 80 Prozent. Das Tool liefere somit "auch Argumente gegenüber Anlegern".
"Richtige" Investition
Zwei Großkonzerne stimmen in diesen Chor ein. Die Beratungsgruppe von IBM warnt vor dem Denken in Kategorien der Kosteneffizienz (in einem schiefen Sprachbild dem "Einsatz des Sparstifts nach dem umgekehrten Gießkannenprinzip"). Vielmehr gelte es, durch "richtige" Investitionen den Geschäftswert zu erhöhen bzw. Kosten zu optimieren. Mittels methodischer Ansätze könne der Return on Investment alternativer IT-Szenarien verglichen werden.
Unisys hatte Ende 2001 in einer Studie nachgewiesen, daß die "digitale Spaltung" nicht zwischen Unternehmen mit hohen bzw. niedrigen IT-Investitionen verlaufe, sondern nach dem Return on Investment. Firmen wurden in drei Kategorien eingeteilt: 43,5 Prozent seien "ROI Surgers" mit positiven Rückläufen, 42,5 Prozent gehörten zu den "ROI Stagnants", bei denen Investitionen eine schwarze Null ergäben, und 14 Prozent kämpften mit negativen Rückflüssen, seien also "ROI Strugglers".
Diese Sicht führt laut Experten zu einer Umwälzung des Umgangs mit dem Internet. So behauptet das US-Nachrichtenmagazin "Newsweek", die Hightech-Industrie befinde sich in der Frühphase einer neuen Revolution: Im Weltzentrum Silicon Valley konzentriere man sich wieder auf Innovationen, statt nur "Milliarden zu machen". Paul Saffo, Direktor des "Institute for the Future", behauptet: "Der Dotcom-Kollaps mag ein Desaster für Wall Street gewesen sein, aber er war ein Segen für Silicon Valley." Er sei das "willkommene Ende eines abnormalen Zustandes, der das Gebiet in einem Überschwappen von Erfolg beinahe zerstört hätte".
Nach dem Zusammenbruch der New Economy war bei Internet-Projekten Sparen um jeden Preis angesagt. Jetzt wird der Return on Investment zur Richtschnur.
Das US-Softwarehaus BroadVision hat mit der Ankündigung, den Frankfurter Neuen Markt zu verlassen, großes Aufsehen erregt. Für die Entscheidung des nach eigenen Angaben führenden Anbieters von maßgeschneiderten E-Business-Anwendungen gibt es viele Gründe - das Schrammen an der Pennystock-Grenze von einem Euro, das im ersten Quartal 2002 neuerliche Anwachsen des Nettoverlustes und einen Umsatzeinbruch um 36 Prozent oder den hohen Preis der Notierung an der einstigen Wachstumsbörse.
Der letzte Punkt ist auf jeden Fall ein Grund, und nicht nur ein finanzieller. Denn BroadVision kämpft laut Österreich-Chef Gerald Lanzerits um den "guten Ruf, der nach dem Ende des Internet-Hypes entscheidend geworden ist". Es sei "besser, kein Projekt zu realisieren, als es aus Erfolglosigkeit stoppen zu müssen". Der soeben zum Vice President für Zentral- und Osteuropa samt Deutschland und Schweiz ernannte Manager ist überzeugt, daß die Ära vorbei sei, als nach dem Hype jedes Internet-Projekt so lange auf Kosteneffizienz überprüft wurde, bis es nicht mehr umsetzbar war.
Das neue Herangehen an Projekte ist bei BroadVision in eine Software gegossen worden: Mit SVP ("Solution Value Proposition") wird potentiellen Kunden veranschaulicht, welches Internet-Projekt ab welchem Zeitpunkt "Geld verdient" - wann also ein positiver Return on Investment (ROI/
Verzinsung der investierten Summe) eintritt. Deshalb ist das dreistufige SVP so angelegt, daß es gegebenenfalls auch das Nichtdurchführen eines Projektes empfiehlt. "Wir wollen die Hit-Rate, also den Anteil realisierter Projekte, heben", sagt Lanzerits. Bei BroadVision betrage diese 80 Prozent. Das Tool liefere somit "auch Argumente gegenüber Anlegern".
"Richtige" Investition
Zwei Großkonzerne stimmen in diesen Chor ein. Die Beratungsgruppe von IBM warnt vor dem Denken in Kategorien der Kosteneffizienz (in einem schiefen Sprachbild dem "Einsatz des Sparstifts nach dem umgekehrten Gießkannenprinzip"). Vielmehr gelte es, durch "richtige" Investitionen den Geschäftswert zu erhöhen bzw. Kosten zu optimieren. Mittels methodischer Ansätze könne der Return on Investment alternativer IT-Szenarien verglichen werden.
Unisys hatte Ende 2001 in einer Studie nachgewiesen, daß die "digitale Spaltung" nicht zwischen Unternehmen mit hohen bzw. niedrigen IT-Investitionen verlaufe, sondern nach dem Return on Investment. Firmen wurden in drei Kategorien eingeteilt: 43,5 Prozent seien "ROI Surgers" mit positiven Rückläufen, 42,5 Prozent gehörten zu den "ROI Stagnants", bei denen Investitionen eine schwarze Null ergäben, und 14 Prozent kämpften mit negativen Rückflüssen, seien also "ROI Strugglers".
Diese Sicht führt laut Experten zu einer Umwälzung des Umgangs mit dem Internet. So behauptet das US-Nachrichtenmagazin "Newsweek", die Hightech-Industrie befinde sich in der Frühphase einer neuen Revolution: Im Weltzentrum Silicon Valley konzentriere man sich wieder auf Innovationen, statt nur "Milliarden zu machen". Paul Saffo, Direktor des "Institute for the Future", behauptet: "Der Dotcom-Kollaps mag ein Desaster für Wall Street gewesen sein, aber er war ein Segen für Silicon Valley." Er sei das "willkommene Ende eines abnormalen Zustandes, der das Gebiet in einem Überschwappen von Erfolg beinahe zerstört hätte".