Die letzten Steuer-Paradiese

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Die letzten Steuer-Paradiese

 
17.01.02 17:30
Wer wenig oder gar keine Steuern zahlen will, zieht am besten um. Während Sportstars Monaco bevorzugen, lassen sich Tausende Firmen auf der Kanalinsel Sark nieder - Briefkästen und Vorstände werden gestellt.

Den ganzen Tag in der Sonne liegen, beschattet von Palmen vor sich hindösen, ab und zu am Glas Champagner nippen und als Lohn für die Plackerei - keine Steuern zahlen. Monaco, laut Eigenwerbung der ideale Ort für Superreiche und Superschöne, ist bereits seit 1869 frei von Einkommenssteuern. Rein optisch ist die Fiskal-Oase heute ein etwas langweiliges Singapur des Mittelmeers, bis auf den letzten Quadratmeter verbaut mit Hochhäusern, die wie Sozialbauten der 70er Jahre aussehen.

Pelze aus der Kühlkammer

Doch zur Standardausstattung der "Sozialwohnungen" gehören immerhin Marmor im Übermaß, eine Kühlkammer für Pelze, Safes für Schmuck und Juwelen, die man dank permanenter Videoüberwachung gefahrlos ausführen kann. Ins Casion etwa, wo Prinzen und Promis an mehreren Spieltischen gleichzeitig mit den ersparten Steuermillionen um sechsstellige Summen zocken. Oder ins Restaurant "Louis XV" von Starkoch Alain Ducasse, die Terrasse des Lokals ist der Logenplatz des Fürstentums. Allabendlich werden die Gäste hier Zeuge einer Rallye Monte Carlo: Herren in blütenweißen Dinnerjackets steuern englische und italienische Nobelautos möglichst langsam um den Kreisverkehr zwischen Hotel und Spielbank, stundenlang, immer in die Abgasschwaden der Rivalen eingehüllt.

Das glamouröse Leben in Monaco, es kann verflucht öde sein. Wenn man nämlich an kalten Wintertagen allein am Hafen flaniert und nachrechnen muss, ob man sich dieses Jahr genügend Tage in Monaco aufgehalten hat. Denn ohne Gegenwehr lässt der Fiskus seine Steuerbürger nicht ziehen: In Deutschland gilt das so genannte Welteinkommensprinzip, salopp formuliert: Wer hier lebt, muss sein gesamtes Einkommen hier versteuern. Will man seine Steuern sparen, hat man im Wesentlichen nur zwei Möglichkeiten: Entweder man überträgt sein Einkommen und Vermögen auf einen anderen ausländischen Rechtsträger oder man verlegt seinen Wohnsitz ins Ausland.

Das Boris-Becker-Problem

Gegen Monaco als Zufluchtsort sprechen womöglich die hohen Mieten und die Tatsache, dass die Anwesenheit im Fürstentum über 183 Tage streng geprüft wird; Boris Becker kennt das Problem. Finanzbeamte ziehen bei ihrer Recherche Strom-, Wasser- und Telefonrechnungen zu Rate. Kein Wunder, dass etliche Monegassen sich ein Zubrot damit verdienen, für den prominenten Nachbarn gelegentlich das Licht anzudrehen oder das Badewasser einzulassen.

Und wer sich allzu häufig im benachbarten Frankreich aufhält, läuft Gefahr, mit dem dortigen Fiskus in Konflikt zu kommen. Die französischen Finanzbehörden sind alles andere als mediterran-lax und zeigen sich selbst bei kleineren Streitigkeiten weniger verhandlungsbereit als ihre deutschen Kollegen. Fristverlängerungen werden so gut wie niemals bewilligt, Fristversäumnisse in der Regel prompt mit satten zehn Prozent Steueraufschlag bestraft. Ohnehin taugt das Steuerparadies Monaco bloß für Künstler, Sportler und Rentner. Unternehmen zahlen genau wie bei uns Steuern, sogar bis zu 40 Prozent.

Also wäre Campione eine Alternative. Ein Plätzchen zum Wohlfühlen in Bella Italia. Der Comer See, das Aosta-Tal, Stresa mit seinen Musikwochen liegen in der Nachbarschaft. Und Mailand ist auch nicht weit. Und das Beste: Alle Finanzgeschäfte werden über Schweizer Banken abgewickelt. Da es zwischen Italien und der Schweiz kein Amtshilfeabkommen gibt, kann auch der eifrigste Finanzbeamte von Como keinesfalls die Einkommens- und Vermögensverhältnisse der Steuerpflichtigen prüfen.

Bezahlt werden geschätzte Steuerpauschalen, die sich je nach Lebensstil zwischen gnädigen 8000 und 10.000 Schweizer Franken bewegen. Italienische Mehrwertsteuer und Kommunalsteuer werden nicht erhoben, auch fiskalische Auslieferungsabkommen sind nicht durchsetzbar: Campione ist eine italienische Enklave, die uneingeschränkt zum Schweizer Zoll- und Währungsgebiet gehört.

Ein Steuerparadies allerersten Rangs ist auch die kleine felsige Kanalinsel Sark. Während der Standardsteuersatz auf den Nachbarinseln Jersey und Guernsey 20 Prozent beträgt, liegt er auf Sark (Spitzname: "Little Switzerland") bei Null. Die weniger als 600 Einwohner des Eilands sind, glaubt man den Statistiken, allesamt Finanzgenies. Sie verwalten mindestens 15.000 Direktoren- und Aufsichtsratsposten - eine zehnmal höhere Dunkelziffer wird vermutet. Ein Sark-Direktor erhält für seine "Scheintätigkeiten" 40 bis 150 Pfund im Jahr. Reichlich wenig für ein Vorstandsgehalt, doch bei mehreren Tausend Direktorenjobs pro Person kommt eine satte Summe zusammen.

Die Kanalinseln sind weder Teil von Großbritannien noch Mitglied der EU, sie genießen in inländischen Angelegenheiten und Gesetzgebung volle Autonomie. Logischerweise haben die Inseln eigene Banknoten, deren Wert dem britischen Pfund entspricht. Das überzeugte zuletzt auch die britische Königin. Bevor sie öffentlich verkündete, von nun an Steuern zahlen zu wollen, wie jeder andere Brite auch, gründete sie schnell noch einen Trust auf den Inseln, der große Teile ihrer Gemäldesammlung umfasst - und der Queen horrende Beträge an Vermögens- und Erbschaftssteuer erspart.

Auf Mauritius zahlen Sie gar nichts

Wer zum Steuerparadies auch Sonne braucht, lässt sich besser auf Mauritius im indischen Ozean nieder. Die Insel ist größer als Monaco und Campione zusammen, die Leute sind gastfreundlich, im Einkaufszentrum Waterfront in der Hauptstadt Port-Louis gibt’s Waren aus Westeuropa, die Strände sind paradiesisch und im "Spoon des Iles" kann man erstklassig essen. Was aber wirklich zählt: Offshore-Gesellschaften zahlen keine Einkommenssteuer, keine Kapitalertragssteuer, keine Quellensteuer und keine Vermögenssteuer. Eigentlich zahlen sie überhaupt keine Steuer - nur eine jährliche Lizenzgebühr wird fällig. Sogar Ausländer, die auf Mauritius für eine Offshore-Gesellschaft arbeiten, zahlen gerade mal 15 Prozent Einkommenssteuer, maximal rund 1700 Dollar. Mauritius hat mit vielen Staaten, darunter Deutschland, Steuerabkommen geschlossen und steht trotz erheblicher Vergünstigungen auf keiner "schwarzen Liste" für Steueroasen.

Sind 15 Prozent noch immer zu viel? Dann auf zu den Cayman Islands in die tropischen Meere nahe Jamaica. Einkommens-, Kapitalertrags-, Umsatz-, Vermögens-, und Erbschaftssteuer - alles Fremdworte, nichts wird versteuert. Noch dazu befindet man sich in einem Zentrum der internationalen Finanzwelt: Zusammen mit New York, London, Tokio und Hongkong gehören die Caymans zu den wichtigsten Finanzplätzen der Welt. Der Grund: Auch solche ortsansässige Firmen, die hier überhaupt keine Tätigkeit ausüben (Non-Resident Companies), sind von allen Steuern befreit.

Touristisch sind die Cayman Islands überdies eine exklusive Adresse: Aus aller Welt reisen Taucher an wegen der legendären Korallenriffe, und Golfplätze gibt es wie Sand am Meer. Aber vor allem besteht das Inselleben aus Faulenzen und Champagner schlürfen - wofür man zum Dank nicht einen Cent Steuern zahlt.

Gruß
Happy End
taos:

Und das Casino in Monaco ist auch nicht toll!

 
17.01.02 17:38
Noch nicht einmal Black Jack gibt es dort.

Taos
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