Wirtschaftsspionage
„Die Europäer bestechen dauernd, die Amerikaner
nie!“
Von Cornelia Pretzer
3. Feb. 2001 Die Amerikaner spionieren in Europa, um unfaire
Wirtschaftsmachenschaften aufzudecken. Das ist zumindest das
offizielle Statement. Der britische Journalist Duncan Campbell,
der für die Europäische Union zum Thema Wirtschaftsspionage
gearbeitet hat, ist allerdings der Meinung, dass „unfair“ oft im
Auge des Beschauers liegt.
„Die amerikanische Strategie, die in offiziellen Stellungnahmen
sehr klar wird, besteht darin, dass sie die Kommunikation
europäischer Firmen und Regierungen abhören“, so Campbell
gegenüber FAZ.NET. Aber natürlich spioniert Amerika nur, wenn
Amerika den Eindruck hat, dass es unfair zugeht. Beim
ehemaligen CIA-Chef Woolsey heiße das dann: „Natürlich
spionieren wir euch aus, weil ihr dauernd bestecht und wir nie.“
Campbell zufolge definiert die amerikanische Regierung
Bestechung als Ungerechtigkeit, aber auch die Tatsache, dass
europäische Firmen ein billigeres Produkt haben, das die
Amerikaner ihres Erachtens besser herstellen.
Wie viel Europa verliert
Die Amerikaner geben also zu zu spionieren. Und geben die
Höhe des abgerungenen Geldes auch an. 145 Milliarden Dollar
Handelsvolumen haben die Vereinigten Staaten nach offiziellen
Angaben europäischen Ländern und Firmen zwischen 1993 und
2000 abgejagt. Es gibt natürlich auch andere Schätzungen. „Am
unteren Ende stehen die Presseberichte anerkannter
amerikanischer Journalisten, die sehr wahrscheinlich
Regierungsinformationen bekommen haben. Diese kommen auf
Verträge im Wert 12 Milliarden Dollar“, sagt Campbell.
Er leitet aus diesen Zahlen folgende Rechnung ab: Wenn die
Hälfte des Vorteils, den die Amerikaner zugegebenerweise mit
Geheimdienstinformationen erhielten, auf europäische Firmen
entfällt, sind das etwa 70 Milliarden Dollar in sieben Jahren -
zehn Milliarden pro Jahr. Campbell gibt zu bedenken, dass die
amerikanische Regierung selbst das Volumen preisgebe. „Wir
können auf Basis dieser Zahlen sagen, dass europäische Firmen
wahrscheinlich mehrere zig Milliarden Dollar pro Jahr aufgrund
von Aktivitäten der amerikanischen Regierung verloren haben,“
schätzt Campbell.
Die Englisch sprachige Allianz
Zur Frage, wie die Briten ihre amerikanischen Partner im
UKUSA-Abkommen sehen, antwortet er: „Großbritannien ist
gespalten zwischen seiner atlantischen Verbindung und seinen
europäischen Verbindungen.“ Auf der anderen Seite hätten die
Amerikaner in Großbritannien aber gerne einen treuen Diener:
„Und meistens sind wir das in diesen Belangen auch.“
Text: @cop
„Die Europäer bestechen dauernd, die Amerikaner
nie!“
Von Cornelia Pretzer
3. Feb. 2001 Die Amerikaner spionieren in Europa, um unfaire
Wirtschaftsmachenschaften aufzudecken. Das ist zumindest das
offizielle Statement. Der britische Journalist Duncan Campbell,
der für die Europäische Union zum Thema Wirtschaftsspionage
gearbeitet hat, ist allerdings der Meinung, dass „unfair“ oft im
Auge des Beschauers liegt.
„Die amerikanische Strategie, die in offiziellen Stellungnahmen
sehr klar wird, besteht darin, dass sie die Kommunikation
europäischer Firmen und Regierungen abhören“, so Campbell
gegenüber FAZ.NET. Aber natürlich spioniert Amerika nur, wenn
Amerika den Eindruck hat, dass es unfair zugeht. Beim
ehemaligen CIA-Chef Woolsey heiße das dann: „Natürlich
spionieren wir euch aus, weil ihr dauernd bestecht und wir nie.“
Campbell zufolge definiert die amerikanische Regierung
Bestechung als Ungerechtigkeit, aber auch die Tatsache, dass
europäische Firmen ein billigeres Produkt haben, das die
Amerikaner ihres Erachtens besser herstellen.
Wie viel Europa verliert
Die Amerikaner geben also zu zu spionieren. Und geben die
Höhe des abgerungenen Geldes auch an. 145 Milliarden Dollar
Handelsvolumen haben die Vereinigten Staaten nach offiziellen
Angaben europäischen Ländern und Firmen zwischen 1993 und
2000 abgejagt. Es gibt natürlich auch andere Schätzungen. „Am
unteren Ende stehen die Presseberichte anerkannter
amerikanischer Journalisten, die sehr wahrscheinlich
Regierungsinformationen bekommen haben. Diese kommen auf
Verträge im Wert 12 Milliarden Dollar“, sagt Campbell.
Er leitet aus diesen Zahlen folgende Rechnung ab: Wenn die
Hälfte des Vorteils, den die Amerikaner zugegebenerweise mit
Geheimdienstinformationen erhielten, auf europäische Firmen
entfällt, sind das etwa 70 Milliarden Dollar in sieben Jahren -
zehn Milliarden pro Jahr. Campbell gibt zu bedenken, dass die
amerikanische Regierung selbst das Volumen preisgebe. „Wir
können auf Basis dieser Zahlen sagen, dass europäische Firmen
wahrscheinlich mehrere zig Milliarden Dollar pro Jahr aufgrund
von Aktivitäten der amerikanischen Regierung verloren haben,“
schätzt Campbell.
Die Englisch sprachige Allianz
Zur Frage, wie die Briten ihre amerikanischen Partner im
UKUSA-Abkommen sehen, antwortet er: „Großbritannien ist
gespalten zwischen seiner atlantischen Verbindung und seinen
europäischen Verbindungen.“ Auf der anderen Seite hätten die
Amerikaner in Großbritannien aber gerne einen treuen Diener:
„Und meistens sind wir das in diesen Belangen auch.“
Text: @cop