Kursmanipulation in der Schweiz: Deutsche Polizei ermittelt gegen Finanzbetrüger
Eine international organisierte Bande soll Investoren um Millionen betrogen haben. Ihr Trick: Sie brachte wertlose Firmen an die Börse und manipulierte die Kurse.
Zu der international organisierten Tätergruppe gehören unter anderem vier deutsche Verdächtige, wie die Staatsanwaltschaft Lübeck und das deutsche Bundeskriminalamt mitteilen. «Der Kreis der Verdächtigten ist aber viel grösser», so die zuständige Staatsanwältin Wenke Alm.
Die Täter sollen wertlose Firmen an den ungeregelten Markt (Open Market oder Entry Standard) der Deutschen Börse gebracht haben und die Kurse durch Pressemitteilungen, Börsenbriefe und mit fingiertem Aktienhandel in die Höhe getrieben haben. Als dann gutgläubige Investoren ebenfalls in diese Aktien investierten, liessen die Verdächtigen die Kurse einbrechen, um so Gewinne von mehreren Millionen Euro zu erzielen. Auch im Aktienhandel in den USA und der Schweiz sollen die Betrüger mitgemischt haben.
An insgesamt zwanzig Orten in Norddeutschland und der Schweiz sei es diesen Mittwoch zu Durchsuchungen gekommen. «Im Ausland gegründete Aktiengesellschaften, etwa aus den USA, Kanada oder der Schweiz, werden häufig in den Freiverkehr an deutschen Börsen einbezogen», erklären die Behörden: «In der Vergangenheit haben verschiedene Börsenbriefe viele dieser Gesellschaften zum Kauf empfohlen. Anstelle des von den Anlegern erhofften Kursanstiegs kam es in den meisten Fällen jedoch innerhalb kürzester Zeit zu enormen Kursverlusten».
Titel aus der Mode- und Rohstoffbranche
Gegen die mutmasslichen Täter wird wegen des Verdachts auf Betrug und des Verstosses gegen das deutsche Wertpapierhandelsgesetz (Kursmanipulation) ermittelt. Die deutschen Behörden lehnten weitere Angaben über die Verdächtigen und über den Namen der Firmen ab. «Es kann durchaus sein, dass die Investoren den Betrug noch nicht bemerkt haben», sagt Wenke Alm. Die wertlosen Firmen sollen aus der Trend- und Modebranche sowie dem Rohstoff- und Telekommunikationssektor stammen. (se/rap/ap)
(www.tagesanzeiger.ch)