Deutsche Telekom von QSC angegriffen
QSC tritt gegen die Deutsche Telekom an und hat durchaus Chancen, dem Riesen ein Bein zu stellen: QSC-Chef Bernd Schlobohm zwingt die Telekom in eine Anhörung vor der Regulierungsbehörde für Telekommunikation - und öffnet sich damit vielleicht schon bald einen ganz neuen Markt.
Es geht um einen letzten großen Vorteil des ehemaligen Monopolisten Deutsche Telekom: Den Zugang zum Endkunden. Was den Bonnern im Moment zusätzliches Kopfzerbrechen bereitet, ist eine Anhörung vor der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP). Nachdem die EU schon entschieden hat, die Telekom müsse den Privatkundenzugang für das superschnelle Internet öffnen, geht es für Ron Sommer um jeden Monat.
QSC will gleiche Rechte für Super-Internet
QSC-Chef Bernd Schlobohm kämpft um eine zeitnahe Gleichbehandlung für seine Technik; ein Verfahren, dass die Telekom selbst für ihre TDSL-Dienste nutzt. Line-Sharing nennt sich das Verfahren, welches das Kupferkabel mittels technischer Vorrichtungen (Splitter) in einen hohen und einen niedrigen Frequenzbereich aufteilt. Der niedrige Bereich dient der Sprachübertragung. Der Hochfrequenzbereich wird für die Sprache nicht benötigt, abgespalten und für die Datenpakete reserviert.
QSC bietet seinen superschnellen, Breitband-Internetzugang zurzeit vornehmlich Geschäftskunden an. Für keinen Mitbewerber der DSL-Technik lohnt es sich, für den einzelnen Privatkunden die „letzte Meile“, den direkten Zugang zum Kunden, zu legen. Den will Sommer auf jeden Fall so lange wie möglich behalten. 700.000 Anträge auf den TDSL-Anschluss harren der Bearbeitung.
Seine Argumente in der Anhörung sind fragwürdig: QSC berichtet von der Anhörung, dass sich die Telekom damit verteidigt, das Line-Splitting sei technisch nicht möglich. Die QSC Anwälte zeigen ein technisches Handbuch des magentafarbenen Riesen vor, in dem genau dieses Verfahren beschrieben wird. Außerdem, so argumentieren die Kölner, nutzt die Telekom die Technik selbst. Also eher schwache Argumente gegen die Gleichbehandlung.
Damit scheint klar, dass die Telekom den Zugang schon bald erlauben muss; schnellstens bis April kann die Behörde entscheiden. Dann ist der Weg für QSC frei.
Mit AOL wird der DSL-Zugang auch für den Privatkunden attraktiv
Schon im letzten Jahr ein wurde Privatkundenprodukt „mit einem großen Partner“ angekündigt. Der Mitstreiter ist der Internet-Serviceprovider AOL, der mit den Inhalten von TimeWarner ideal für die zukünftige Vermarktung von attraktiven interaktiven Angeboten ist. Die Partnerschaft ist zwar nicht offiziell, wird aber immer weniger vehement dementiert. „T-Online wird es nicht sein,“ lacht QSC-Sprecher Angsten. AOL-Deutschland Chef Uwe Heddendorp kündigt einen Zugang an, der „mit dem Telekom-Angebot preislich konkurrieren kann.“
Mit der Vision der Internet-Telefonie kann sogar die Cash Cow der Telekom angegriffen werden
Wenn sich QSC durchsetzt, dann könnte es für die Telekom bald um die Zukunft gehen: Bei den erreichten Übertragungsraten ist Voice Over IP, die Telefonie über das Internet, schon bald möglich.
„Wir haben in unserem Businessplan keine Mark aus dem möglichen, neuen Geschäft eingerechnet,“ bleibt Bernd Schlobohm auf dem Teppich. Denn die Telekom wird QSC nach einem möglichen Erfolg bei der Regulierungsbehörde wahrscheinlich noch genug Knüppel zwischen die Beine werfen. „Wichtig für uns ist erst einmal, dass unser Geschäftsmodell bis zum Erreichen von schwarzen Zahlen sauber durchfinanziert ist,“ sagt Schlobohm. Wenn die Entscheidung der Regulierungsbehörde positiv ist, dann könnten die Gewinne schneller sprudeln, als bisher für 2003 geplant.
P.S.: Vielleicht sieht Telekom-Sommer die QSC-Offensive gar nicht ungern: Bei einem Pressekolloquium rief der Telekom Chef Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf, in einer Art "konzertierter Aktion" den Ausbau Deutschlands zur Internetnation voranzutreiben. Die QSC-Angestellten würden bestimmt gerne und schnell helfen.
Autor: Thomas Siedler, 15:54 07.02.01