oder (alternativer Posting-Titel):
Winkelzüge im WährungsweltkriegDas Statement der Goldmänner in # 058 ist vieldeutig und lässt sich erst auf den zweiten Blick richtig einzuschätzen.
Zunächst fragt man sich:
Handelt es sich um
(1) eine
Warnung vor staatlichen Übergriffen auf Privatkonten (bärisch?), oder
(2) die Ankündigung einer finalen
Rettung (bullisch?) der Eurozone (bzw. der hiesigen Banken) durch diese Zwangsabgaben?
Goldman ist selber (Investment-)Bank und dürfte insofern (2) favorisieren. Die Nullzinspolitik der Fed samt üppiger Kreditvergabe, die den US-Banken Fristentransformationsgeschäfte (= risikofreie Zinseinnahmen auf Kosten der Sparer) ermöglicht, ist ja ebenfalls eine Art Bailout auf Kosten der Öffentlichkeit, der allerdings indirekter erfolgt als die für Europa favorisierte "Soli-Steuer".
Gemäß der bärischen Interpretation (1) würde Geld vom Euro in den Dollar ("sicherer Hafen") fließen. Das würde aber den Dollar stärken und dem Dollar-Carrytrade der Big Five (= Hochpushen von Assets wie Öl/Rohstoffe/Aktien durch Drücken des Dollarkurses) im Wege stehen.
Kein Wunder also, dass Goldman die Interpretation (2) bevorzugt, bei der sich die Soli-Steuer als finale Heilung der Eurozone verkaufen lässt. Diese würde den Euro stärken, und die Big Five (führende 5 Zockerbanken in USA) könnten in Ruhe den Dollar-CT "weiterschieben".
Man darf in dem Kontext nicht vergessen, dass der Dollar-CT (= Algo-Trading im Ebenholz-getäfelten Büro) das wichtigste verbliebene Geschäftsmodell der Amis ist, nachdem sie die industrielle Produktion ("stinky" Drecksarbeit) weitgehend in Billiglohnländer verlagert haben."Soli-Steuer" klingt dabei in deutschen Ohren doppelt zynisch. Auffallend ist, dass Goldman gemäß dem Artikel in den Deutschen Wirtschaftsnachrichten
ausschließlich landesinterne Lösungen anführt, bei denen z. B. italienische Sparguthaben für die Begleichung italienischer Staatsschulden herangezogen würden. Tatsächlich hingegen wurde in der Eurozone in Gestalt des ESM bereits klammheimlich eine Gemeinschaftshaftung eingeführt. Einen "Soli-Abschlag"
innerhalb der Länder wird es daher nur
pro forma geben, der Löwenanteil des fehlenden Geldes dürfte den PIIGS über Transferzahlungen zufließen, die über den ESM querfinanziert werden.
Interessanterweise nennen die Deutschen Wirtschaftsnachrichten in ihrem Artikel vom 18. März (= Quelle von # 058) die bereits am 17. März im Bärenthread von Navigator und [ausführlich] von mir...
www.ariva.de/forum/...SA-Baeren-Thread-283343?page=4160#jumppos104021...genannte Studie der Boston Consulting Group aus dem Jahr 2011. Diese Studie kommt zu dem Schluss, dass Inflationierungslösungen zum Scheitern verurteilt sind. So gesehen sieht die Studie der Boston Consulting Group auf den ersten Blick bärisch aus (wurde von mir ja auch in # 021 so interpretiert). Denn dann müsste QE auch in USA zwangsläufig scheitern.
Tatsächlich scheint die BCG-Studie aber eine - aus US-Sicht - "bullische" Strategie zu verfolgen: In Europa sollen - weil "QE nichts bringt" - die Bank- und Staatsschulden via Zwangsabgaben und Transferzahlungen beglichen werden, während die Amis QE "wie gewohnt" weiter praktizieren dürfen (sie haben schließlich die Weltleitwährung).
Sollten diese Überlegungen zutreffen, dann ist (2) ein strategisches Unterfangen im Abwertungs-Weltkrieg, das USA eine effektivere Währungsabwertung ermöglichen soll als der Eurozone.
[In früheren Postings hatte ich die These vertreten, dass das Kaputtschießen der Eurozone durch die Amis (Zockerbanken und Ratingagenturen) vor allem den Dollar stärken soll, weil der Euro zu einer "unbequemen Alternative" für globale Anleger geworden ist. Dies könnte zu kurz (oder zu wenig um die Ecke herum) gedacht gewesen sein. Denn Ami-Strategien sind immer (vordergründig) positiv und bullisch. Man bringt das Fernziel globale Inflationierung nicht voran, wenn man die Eurozone kaputt schießt. Verkauft die Amis die Soli-Steuer in Europa hingegen positiv als Heilung, dann können sie (scheinbar) positiv davon im Dollar-Carrytrade profitieren. In USA wird es vermutlich nie eine "konstruktive" Heilungslösung geben, die in Dollarstärke resultiert. Daher ziehe ich diesen frühere These nun zurück.]Für meine neue These spricht auch, dass die Boston Consulting Group eine derart aufwendige Studie überhaupt durchführt hat. Irgendwer mit strategischem Interesse muss Geld dafür ausgegeben haben, offenbar in der Erwartung, an den daraus resultierenden "Politik-Implikationen" am Ende noch mehr Geld scheffeln zu können.
Zusammenfassend könnte es daher folgenden "Masterplan" geben:In Europas Exportüberschussländern gibt es reichlich Sparguthaben, an denen sich die Goldmänner ja bereits im Zuge des Subprime-Beschiss (bis 2008) üppig bedient hatten. Nun soll - als zweite Attacke auf diese Spar- bzw. Sichteinlagen - in Europa "strategisch" eine Soli-Steuer-Lösung auf den Weg gebracht werden. Diese kann dann propagandistisch als "organische Heilung" verkauft werden, weil die Bank- und Staatschulden dabei mit realer, harter, klingender Sparermünze beglichen werden.
Unterdessen bleiben die Amis beim vermeintlich "alt-bewährten" Gelddrucken via QE. Die "Heilung" Europa via staatlicher Spar- und Sichteinlagen-Beschlagnahmung - für die Zypern ein Test-Ballon war - wertet in der von Goldman "favorisierten" Interpretation" (2) den Euro auf, was den Big-Five-Zockerbanken strategisch hilft, den Dollar-Carrytrade - in ebenfalls "alt-bewährter" Manier - weiter zu schieben.
Wobei die Amis tunlichst verschweigen sollten, dass "ihre" Heilung via QE, die ja nur mit virtuellen Sterntalern erfolgt, die unsolidere Variante ist.
Sie funktioniert nur, weil bei der Kombination aus Fed-QE und Dollar-Carrytrade die virtuellen Ami-Sterntaler via Dollarentwertung letztlich aus Europas harten "Soli-Euros" finanziert werden.Man braucht für diese Spielchen zwingend Foreign Suckers (= ausländische Dummköpfe), die sich nach wie vor zum Geldwerterhalt - und damit verbundener Schuldenrückzahlung "mit harter Münze" - bekennen. Sonst zieht man aus dem Währungsweltkrieg, in dem es vor allem auf Timing und Strategie ankommt, keinen Gewinn.