wie der Yen-Carrytrade, bei dem man bis 2008 ja scheinbar auch "nichts verkehrt machen konnte"? (Mehr dazu unten).
Zunächst zu Stöffen in # 773:
Du vergleichst die aktuelle Lage mit Anfang 2007.
Man könnte sie auch mit Jan. 2008 (mein Favorit), Jan. 2009 oder Jan. 2010 vergleichen.
2007, 2008, 2009 und 2010 hatten gemein, dass es im ersten Quartal zumindest einen größeren Rutsch gab.
- 2007 war es Anfang Feb. (kurz nach Eröffnung dieses Threads): Es gab nach langem Anstieg nur ein Micker-Rutsch um etwas über -5 %. Der damalige Bullenmarkt blieb intakt.
- 2008 geschah es Anfang Jan. und ging kräftig runter um -10 %. Im März (Bear Stearns Pleite) kam eine zweite Rutsche um -10 %. Nach Zwischenerholung im Sommer folgte einer der übelsten Bärenmärkte aller Zeiten. Der SP-500 startete 2008 bei ca. 1400 und beendete das Jahr bei 900.
- 2009 eröffnete der SP-500 bei etwa 900 und stand am 9. März, etwa 9 Wochen später, bei 666. Das war ein weiterer kräftiger Rutsch um -25 %. Damit war das Bärenmarkt-Tief erreicht. Ab März 2009 ging es fast pausenlos bergauf. Am Jahresende stand der SP-500 bei ca. 1120.
- 2010 ging es ab 15. Jan. erneut runter - um knapp -10%.
In allen vier Jahren seit 2007 - egal ob Bullen- oder Bärenjahr - gab es spätestens im Feb. eine kräftige Korrektur. Es spricht nichts dagegen, dass es dieses Jahr nicht wieder so kommen könnte - mögen die Charts und Bubblevision-Sirenengesänge auch allerorten die Hirne vernebeln.
Rosenberg hat die aktuelle Entwicklung am US-Aktienmarkt in seinem Newsletter wiederholt mit dem Austoppen/Roll-Over in 2007/2008 verglichen. Demnach würde das erste Quartal 2011 in etwa so verlaufen wie das erste Quartal 2008: Wir stünden vor einer deutlichen Korrektur. Auslöser soll laut Rosenberg sein, dass das BIP-Wachstum im 1. Q. mit 4 % austoppt (es erhält im 1. Q einen einmaligen Sonderschub durch der US-Lohnsteuersenkung um 2 %). Bis Jahresende soll das BIP-Wachstum dann langsam aber sicher gegen Null konvergieren (Details: siehe seine Newsletter).
Die "guten Zahlen" im 1. Q. würden demnach mit "sell-the-good-news" abverkauft; d.h. die Börsen beginnen den folgenden Niedergang einzupreisen. 2011 und 2012 könnten dann zu neuerlichen Bären-Jahren an der Börse werden. (Dies deckt sich mit Ritzholtz' alter These aus 2006, dass die US-Märkte von 2000 bis 2016 in Wellen seitwärts laufen).
Die Schnaps-Idee einer V-Erholung nach der schwersten Finanzkrise seit den 1930ern, die Bernanke ebenso schnapsnasig mit "noch mehr Schulden" zu kurieren hofft, wird sich dann endgültig als Illusion erweisen. (2012 ist ein Präsidenten-Wahl-Jahr, und die sind statistisch oft Rezessionsjahre.)
Doug Kass sieht in 2011 eher ein Seitwärts- bis Abwärtsjahr, d.h. die US-Indizes könnten das Jahr seiner Meinung nach (leicht) im Minus beenden. Würde Kass recht behalten, wäre Short-Call die ideale Strategie (für Kübi).
Rosenberg und Kass sind die letzten noch verbliebenen Bären ("last bears standing") im sonst fast unisono (inkl. Gehrt) bullischen Konsens.
Im Sinne der "Echoblasen-Theorie", der auch Wawidu anhängt (siehe u. a. hier">http://www.ariva.de/...en_Thread_t283343?page=2950#jumppos73756">hier ) wäre die "Echoblasen-Rallye" von März 2009 bis jetzt eine Art "Zwei-Jahres-Kurzfassung" der vierjährigen Primär-Blasen-Rallye von 2003 bis 2007/8. Echoblasen laufen kürzer als Primärblasen und erreichen die alten Hochs nicht. Typisch ist auch ein gegen Ende "ballistischer" Verlauf (Erschöpfungs-Top im Gegensatz zum oft parabolischen "Fahnenstangen"-Top von Primärblasen-Rallyes).
Der Melt-up im Dezember könnte sich in dem Sinne als Bullenfalle und "letztes Bullen-Hurra" erweisen - mit dem Ziel, die letzten verbliebenen Bären (außer "Petz Perma") zum Kapitulieren zu zwingen - auf dass nun völlig Bären-bereinigt "der Boden rausfallen" kann (Für Kübi: Ähnlich wie beim Ende der EUR/JPY-Rallye in 2008...).
Die These, dass QEx die Märkte auf Jahre immer weiter nach oben treiben kann, halte ich ebenfalls für eine Schnapsidee. Das Argument ist schlicht tautologisch - wie die Möhre vor dem Maul des "ewig" ihr hinterher rennenden Esels. Sobald die Akteure die Regel "gelernt" haben, dass QEx "gut" für die Börsen ist (das QE-Geld fließt eh nicht direkt in Aktien, wie manche behaupten), wird Mr. Market (bzw. "der Goldman") diese Regel bewusst verletzen.
Die aktuelle Dollar-Stärke, die den Amis nichts ins Konzept passt (und die US-Strategen bereits emsig kaputtzureden versuchen ), weil sie dem Dollar-Carrytrade und damit dem Börsen/Rohstoff-Boom schadet, deutet mMn bereits in diese Richtung.
Der Yen-Carrytrade schien - wie die aktuelle Börsen-Rallye infolge von QEx - ein "ewiges Abo" zum Gelddrucken. Wer short Yen ging (gegen Euro, Dollar, Australdollar usw.) konnte scheinbar nichts verkehrt machen. Da sich Alle dessen so sicher waren, entstand von 2002 bis 2008 ein sechsjähriger fast bruchloser Down-Trend im Yen (bzw. Uptrend in EUR/JPY - siehe unten).
Das Schöne und scheinbar Narrensichere am Yen-CT war, dass er sich doppelt selber belohnte: Shorter verdienten am Yen-Verfall (ihr Dauergeshorte sorgte für entsprechende Yen-Kursverluste) und bekamen "oben drauf" auch noch die schönen "Carry-Zinsen" in Euro, Dollar oder Austral-Dollar. Ein "lupenreiner" Win-Win-Deal...
2008 jedoch hat Mr. Market völlig unerwartet "den Stecker rausgezogen". Seitdem geht es mit dem Yen gnadenlos bergauf (bzw. mit EUR/JPY bergab). Der Yen flirtet inzwischen - trotz japanischer Rekordverschuldung - mit neuen ATHs zum Dollar und Euro.
Meine These: So wie beim Kollaps des Yen-CT wird es auch beim vermeintlichen "Win-Win-Trade long US-Aktien wegen QE" laufen. Auch da kann man ja scheinbar nichts verkehrt machen...