Im Grunde ist die Thematik einfach, aber im Detail wiederum sehr speziell.
Erst einmal die einfachen Grundzüge:
1. Wir befinden uns zeitlich immer noch in der Restabwicklung der WMI-Insolvenz. Nachdem 2012 die Insolvenzverhandlungen beendet wurden und mit dem Reorganisationsplan (POR7) die weiteren Bedingungen festgelegt wurden, wurde im weiteren Verlauf der Liquidating Trust (WMILT) damit beauftragt, die vorhandenen Restgelder zu verteilen, Steuerstreitigkeiten zu klären, Verhandlungen zu führen und eventuell noch Geld bei Drittparteien einzuklagen. Diese ganze Restabwicklung nennen wir den Wasserfall, weil das zur Verfügung stehende Geld zuerst bei den Vorrangigen Gläubigern landet und dann nach hinten raus immer weiter zu den nachrangigen "Begünstigten" fließt, wobei es gegen Ende immer unsicherer wird, dass da überhaupt noch Geld übrig ist.
Der Wasserfall ist in 6 Tranchen aufgeteilt, in denen sich die "Gruppen" befinden, die Geld zu erwarten haben... oder eben das Geld noch einklagen möchten. Denn es ist nicht bei allen Beteiligten in den Tranchen klar, ob sie jetzt was bekommen und wenn ja, wie viel es sein wird. Und da hatten wir gerade einen jahrelangen Prozess mit den ehemaligen Angestellten der Firma, die über den Wasserfall Geld haben wollten. Die haben aber jetzt endgültig verloren und somit wurde nochmal Geld aus der zurückgehaltenen Reserve frei, damit der WMILT jetzt endlich die Tranche 4 komplett ausbezahlen konnte. D.h., bis einschließlich Tranche 4 ist alles bezahlt.
Es folgt die Tranche 5 mit "unsicheren" Forderungen... da warten wir noch auf einen "offiziellen" Plan vom WMILT, was da jetzt genau ansteht, weil der WMILT bisher dort in der Tranche 5 nur die Klasse 18 als nächste Gruppe erwähnt hat... wer da genau dazu gehört, wissen wir nicht. In dieser Tranche 5 kann noch um den ein oder anderen Dollar gerichtlich gestritten werden, weil ja nicht klar ist, ob den Leuten auch das Geld zusteht... also zeitlich nicht ganz klar...sollte aber keine Jahre mehr dauern, weil die Entscheidungen schneller gefällt werden sollten...
Danach kommt nur noch die Tranche 6, in der sich die Escrow-Halter befinden. Also alle damaligen Releaser der Stammaktien, der P- und K-Vorzüge und die TPS-Leute (die hatten auch nur Vorzüge). Das entscheidende in dieser Gruppe ist, dass eventuelles Restgeld einfach im Verhältnis von 75% (Vorzugs-Escrows) zu 25% (Stammaktien-Escrows) aufgeteilt wird... und fertig. Das wäre dann das Ende des Wasserfalls.
Finanziell kann in der Tranche 6 nach jetzigem Stand nur ein ganz kleiner zweistelliger Millionenbetrag verteilt werden, weil nicht mehr da ist. Soweit sind zumindest die einfachen Grundzüge des Wasserfalls klar. Kompliziert wird es nur, wenn Spekulationen besagen, dass im Wasserfall noch eine Menge Geld auftauchen wird. Davon aber gleich mehr.
2. Es gibt aber auch neben dem Wasserfall noch weitere einfach Grundzüge, die für uns nicht ohne sind, denn die WMI hat nachweislich in den Jahren bis zur Insolvenz bis zu einer Billionen (1000 Milliarden) Dollar an Krediten verbrieft. Und wir konnten durch abgeschlossene Prozesse sehen, dass die Bank der WMI, die WMB selbst verbriefte, und diese Sachen alle mit von JPMC als Bankempfänger mit übernommen wurden... ist ja auch einleuchtend. Alles was direkt zur WMB gehörte, hat JPMC auch mit übernommen.
Jetzt ist aber auch unwiderlegbar klar, dass ein Großteil der ganzen Verbriefungen nicht zur WMB gehören, sondern von Tochterunternehmen der WMI verpackt, gekauft oder wasauchimmer wurden. Dazu gibt es einige bestätigte offizielle Aussagen von anderen. Hier ( investorshub.advfn.com/boards/...sg.aspx?message_id=146260193 ) werden einige der offiziellen Quellen genannt.
Damit ist auch schon mal klar, dass diese Verbriefungen noch da sind, weil solche Verbriefungen vor einer Insolvenz geschützt sind (das nennt man "safe harbor" = sicherer Hafen; und diese Verbriefungen werden auch Performing Trusts genannt) und so lange eine Insolvenz der betroffenen Firma läuft (bei uns die WMI) werden die Ausschüttungen ausgesetzt, bis der Abwicklungsprozess der insolventen Firma so weit fortgeschritten ist, bis diese ausgesetzten Werte wieder fließen dürfen.
UND SCHON sind wir wieder beim jetzigen Zeitpunkt des Wasserfalls, weil wir den Punkt erreicht haben, wo die anspruchsberechtigten Gläubiger (Tranche 4) fertig ausbezahlt wurden und demnach könnten diese ausgesetzten Werte wieder fließen. Ob diese anstehende Klasse 18 ein Fließen der Werte noch verhindert, wissen wir nicht genau. Da gehen die Meinungen auseinander.
Somit kommen wir zu den komplizierteren Sachen, weil die Meinungen zu den weiteren Punkten sehr stark auseinander gehen:
3. Gibt es überhaupt Werte, die der WMI (also jetzt uns) zustehen?
Möglich wäre das durchaus, weil bei den Verbriefungen Zinsen, Gebühren und Rückzahlungen anfallen. Und wenn die WMI wirklich Begünstigter ist, dann steht der WMI auch dieses Geld zu. Wenn aber die Verbriefungen verkauft wurden, also auch die "Gewinne" schon gleich mit verkauft wurden, gehören die Gewinne auch den Käufern. Bisher ist es uns nicht möglich, dies genau zu sagen. Und deswegen bleibt der Punkt im Reich der Möglichkeiten.
4. Wo sind diese möglich Werte überhaupt?
Nach der Verbriefung und während einer Insolvenz übernehmen Treuhänder (meist Banken) die Betreuung dieser Verbriefungen und kümmern sich um die Aussetzung und Wiedereinsetzung der Gewinnausschüttungen. Die Treuhänder unterliegen strengen Gesetzen, die es ihnen nicht möglich machen, etwas zu veruntreuen ( ein Schelm, wer da schon wieder Böses denkt :-o )
5. Wie sollen diese möglichen Werte verteilt werden?
Einige sagen, dass das den Wasserfall betrifft und in Tranche 6 verteilt wird... also 75/25. Belegbar ist das allerdings nicht so einfach weil der Wasserfall nur die Werte innerhalb einer Insolvenz behandelt, aber nicht Werte, die vor der Insolvenz geschützt waren.
Andere sagen, dass die Treuhänder die Werte über den Zentralverwahrer ( ist sozusagen der Ort, wo ALLE gehaltenen Aktienpositionen, Escrowanteile usw. aufgezeichnet sind) direkt an die jeweiligen Broker verteilen. So gibt es heute schon die ersten Leute, die in ihr Depot schauen, um die erste Überweisungen zu entdecken. Möglich wäre das, weil dieser Weg offiziell am logischsten ist und jeder WMI-Nachfolger (das sind alle Escrow-Halter) dort (außerhalb des Wasserfalls) auch genau erfasst ist.
Die dritte Partei sagt allerdings, dass es die Werte für die WMI gar nicht gibt, weil die WMI nie als begünstigter benannt sein kann, weil die Bank die Kredite ausgegeben hat und die noch existierenden Verbriefungen komplett verkauft wurden (da gibt es wiederum Gegenargumente, aber wir lassen das einfach so stehen).
Ok. Es ist also nicht genau zu klären, ob und wieviel Werte frei werden. Deswegen können wir auch nur die genannten Schätzungen hernehmen, die von Gesamtwerten von 0 bis über 400 Mrd.$ schwanken. User Dmdmd geht von ca. 26% des Gesamtverbriefungswertes (1 Bio.$) aus, die kommen werden und liegt damit an der Spitze. Alle anderen halten sich mit Berechnungen zurück, wobei die Performing Trusts doch insgesamt im guten zweistelligen Millardenbreich (+?) abwerfen sollen.
- Rechnerisch ist das dann im Escrow-Kalkulator ersichtlich, was das pro Escrow bedeutet...
- Steuerlich wird das natürlich relevant... entweder über die Abgeltungssteuer oder über die Einkommensteuer, je nachdem, wie die Werte bei uns ankommen.
- ob wir das überhaupt ernsthaft für möglich halten? Eigentlich schon. Denn ganz abwegig hören sich die Möglichkeiten nicht an, denn bis auf den letzten Beweis der Wertezugehörigkeit zur WMI ist der Weg der Performing Trusts klar nachvollziehbar. Und wenn die WMI wirklich ein Verbriefungsmonster war (1 Bio.$ ist schon mal ne Hausnummer), dann kann es für Abkassierer schon mal ein ordentliches Häuschen rausspringen. selbst Schuld wenn die Leute bei der WAMU so lange ausgeharrt haben und dann auch noch Releases erteilt haben. Dann müssen sie auch mit dem Geld klar kommen, dass dann verteilt wird... gell? :-)
- klar sind viele froh, wenn der Einsatz wieder raus kommt. Das wäre im Falle der Escrow-Pleite aber nur noch über die Reorganisierte Firma (jetzt COOP) möglich. Da heißt es aber warten, bis sich die Investitionen bezahlt gemacht haben.
Apropos COOP. Da gibt es ja auch noch Meinungen, dass die Firma als Reorganisierter Nachfolger der WMI auch von den Performing Trusts profitieren wird... wie genau lassen wir aus Gründen einer gewissen Unsicherheit bei der Thematik mal außen vor. Gerade Spekulationen zur gehandelten Aktienfirma handhabe ich eher vorsichtig, weil man dort ne Menge Geld verbraten könnte, was ja beim Thema Escrows nicht möglich ist. Das sind die Spekulationen lediglich Zeitvertreib oder Interessehalber und finanziell ungefährlich.
Ach ja. Um den Abkassierer gleich mal wieder das stille Örtchen aufsuchen zu lassen; die spekulativen Escrow-Werte liegen folgendermaßen:
Pro P-Escrow: 0 - 30887$
Pro K-Escrow: 0 - 772$
Pro Q-Escrow: 0 - 61$
LG
union