Experten erwarten eine weitere kräftige Kurskorrektur beim US- Leitindex. Dies könnte eine fatale Sogwirkung auf den Dax haben
Fassungslosigkeit ist diesem Broker ins Gesicht geschrieben, nachdem der Dow Jones auf ein Fünfjahrestief gefallen ist
Von Michael Fabricius
Berlin - Die Baisse nährt die Baisse. Verkäufe führen zu sinkenden Kursen, sinkende Kurse veranlassen die Investoren zu weiteren Verkäufen. Nichts scheint diese Abwärtsspirale derzeit stoppen zu können, zumal das Umfeld keinerlei neue Impulse liefert. Im Irak-Konflikt gibt es kaum Bewegung, die Konjunkturdaten sind offenbar bis zum Jahresende im roten Bereich fest verankert, und die Unternehmensergebnisse für das dritte Quartal sind schon jetzt als miserabel abgehakt. Bleiben also nur die Antriebskräfte, die sich der Markt quasi selbst schaffen kann. Doch hier dominieren noch die Verkaufssignale. "Aus charttechnischer Sicht", so die Bankgesellschaft Berlin, sei der Dax noch in einem "intakten Abwärtstrend". Analysten sehen das Börsenbarometer in den nächsten Tagen bis auf 2600 Punkte fallen.
Als letzte Rettung gilt die Europäische Zentralbank. Umfragen zufolge erwartet die Mehrheit der Volkswirte spätestens bis Jahresende eine weitere Zinssenkung, was der Konjunktur und damit dem Aktienmarkt wieder Auftrieb geben könnte. Doch in dieser Woche wird EZB- Präsident Wim Duisenberg die Börsianer wohl noch zappeln lassen. Den Erwartungen nach beschließt der Zentralbankrat auf der Sitzung am Donnerstag keine Änderung. Auch die Rede Duisenbergs vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss der Europäischen Kommission am Dienstag wird allenfalls in Nuancen auf eine mögliche Lockerung der Geldpolitik hinweisen.
Somit wird sich der Dax wieder an den Dow Jones koppeln - für die Analysten von Helaba Trust keinesfalls ein gutes Zugpferd: "Als Risikofaktor erweist sich die Tatsache, dass der Dow Jones bislang deutlich weniger korrigiert hat als Dax oder Euro-Stoxx-50", so die Experten. "Ein Unterschreiten der zurückliegenden Tiefstände am US- Markt dürfte dann auch hier zu Lande zu weiteren Kursbelastungen führen." Und dass der US-Index in dieser Woche stärker unter Druck gerät, gilt bei den Auguren als sicher. So kommt der Arbeitskampf in den Häfen an der Westküste die US-Wirtschaft mittlerweile teuer zu stehen. Experten gehen von einer Mrd. Dollar Schaden pro Tag aus. Am Freitag könnten zudem Daten zum US-Einzelhandelsumsatz im September und der Index der Universität Michigan für weitere Enttäuschungen sorgen. "Der Bericht über die Einzelhandelsumsätze wird recht schwach ausfallen", warnt William Dudley, Chefvolkswirt von Goldman Sachs. "Wir wissen bereits, dass der Autoabsatz im September gegenüber August deutlich gesunken ist und auch die Zahlen der großen Einzelhandelsketten schwach ausfallen." Volkswirte erwarten im Durchschnitt einen Umsatzrückgang um 0,5 Prozent im Einzelhandel. Der Michigan-Index zum Verbrauchervertrauen könnte indes leicht zugelegt haben.
In Deutschland werden am Dienstag die Arbeitsmarktdaten für September veröffentlicht. Experten rechnen angesichts der vielen angekündigten Entlassungen mit einem Anstieg der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl. Weitere Hinweise auf eine mögliche zweite Rezession könnten die am Montag anstehenden Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe und die Zahlen zur Industrieproduktion im August (Mittwoch) geben. Am Donnerstag wird die BIP-Schätzung der EU-Kommission für das dritte und vierte Quartal veröffentlicht.
Die Berichtssaison in den USA läuft in dieser Woche nur langsam an. Am Mittwoch werden der Internet-Konzern Yahoo und am Donnerstag der Netzwerkausrüster Juniper Networks über die Geschäftsentwicklung im vergangenen Quartal berichten. Am Freitag gibt zudem General Electric Zahlen bekannt. Die Ergebnisse "dürften aber weder in puncto Gewinnausweis noch beim Ausblick positiv überraschen", so die ernüchternde Prognose der Bank Vontobel.
Quelle: DIE WELT
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Trader
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