DAX Ausblick

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DAX Ausblick Pantani

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Dax-Ausblick: Börse folgt US-Unternehmen

 

In der kommenden Woche werden wieder zahlreiche US-Unternehmen Quartalsergebnisse vorlegen. Die Zahlen beeinflussen auch die Kursentwicklung deutscher Konzerne und damit den Dax. Doch auch hierzulande öffnen einige Unternehmen die Bücher, darunter zwei aus dem Leitindex. Anleger erwarten eine ereignisreiche Börsenwoche.

HB FRANKFURT. Viel Gesprächsstoff dürfte zum Wochenbeginn der Machtkampf bei Porsche bieten. Analysten und Marktteilnehmer sprechen schon von der "Autonovela", deren Fortsetzung nach dem Paukenschlag vom Freitag spannend bleibt. Konkrete Ergebnisse im Machtpoker zwischen VW-Patriarch Ferdinand Piech und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking waren eigentlich erst von der außerordentlichen Sitzung der Aufsichtsräte erwartet worden.

Die bühnenreife Geschichte betrifft den Dax direkt zunächst nur über die VW-Aktie. Immer häufiger wird am Markt spekuliert, dass, dass am Ende des Streits die VW-Stammaktien im Dax durch die VW-Vorzüge ersetzt werden. Deren Bewertung bei rund 55 Euro schätzen einige Analysten als aussagekräftiger ein als die der Stämme, die bei rund 255 Euro liegen.

Wie sich der deutsche Leitindex darüber hinaus entwickelt, hängt wie in dieser Woche insbesondere von Unternehmensnachrichten ab. Der Dax überraschte zuletzt die meisten Finanzmarktexperten: In der abgelaufenen Woche legte der Index gut neun Prozent auf rund 5 000 Punkte zu. "Man ist wieder optimistischer unterwegs", sagt Postbank-Stratege Heinz-Gerd Sonnenschein. "Gefahrenpunkte wie die Probleme der US-Mittelstandsbank CIT werden ignoriert", fügt er hinzu. Sollte die Stimmung andauern, habe der Dax weiteres Potenzial. Das Jahreshoch von 5 177 Zählern, das der Leitindex Anfang Juni aufgestellt hatte, rücke immer näher.

In der kommenden Woche reihen sich auch einige deutsche Konzerne in den Reigen der Quartalsberichterstattung ein. Zwei Schwergewichte aus dem Dax sind dabei: die Deutsche Post und der Pharma- und Chemiekonzern Merck. Marktbeobachter erwarten aber, dass vor allem US-Unternehmen die Aktienmärkte der Welt - auch die deutschen Börsen - dominieren. Die US-Bilanzsaison steuert auf ihren Höhepunkt zu. Die Liste der Unternehmen liest sich wie ein "Who is Who" der US-Wirtschaft: Microsoft, Apple, Amazon, Yahoo, Coca Cola, McDonalds, EBay und so weiter.

"Apple, Microsoft und Co. müssen zeigen, dass Intel keine Eintagsfliege war", sagt Postbank-Experte Sonnenschein. Von Amazon und Ebay erhoffen sich die Anleger Hinweise auf das Verhalten der Verbraucher in der Rezession. Daneben werden Caterpillar und Dupont und damit zwei große US-Industriekonzerne ihre Zwischenberichte vorlegen. Die US-Fluggesellschaften Delta, Continental und United könnten Hinweise auf das Geschäft auch beim deutschen Branchenführer Lufthansa geben.

Die bislang präsentierten US-Bilanzen hat der Markt überwiegend positiv aufgenommen. Entsprechend sind die Kurse an den Börsen weltweit in die Höhe gegangen. Die Anleger interessieren sich nun aber auch für europäische Schwergewichte. Die Zahlen des britischen Telekomkonzerns Vodafone sind für die Telekom-Aktionäre sicher von Interesse, und die Volvo-Zwischenbilanz könnte Hinweise auf die Lkw-Geschäfte bei Daimler, VW und MAN geben. Bei den Banken schlägt für die Credit Suisse die Stunde der Wahrheit.

Können Anleger nun darauf hoffen, dass sich der positive Trend übers Wochenende retten lässt? Aktienstratege Heino Ruland von Ruland Research warnt, die Kursgewinne würden nicht von Fundamentaldaten getragen. "Das Plus war übertrieben, da fehlt die Nachhaltigkeit", erklärt er. Rückschläge seien nicht ausgeschlossen, warnt auch Sonnenschein.

Schlechte Zahlen in den Quartalsberichten der Unternehmen sieht Arnim E. Kogge vom Stuttgarter Bankhaus Ellwanger & Geiger nicht unbedingt als Problem - die Aktienmärkte würde damit rechnen. Insofern dürfte es hier keine größeren Einbußen geben. "Anders wird es aussehen, wenn die einzelnen Unternehmen auch ihre Erwartungen für die kommenden Monate zurückschrauben", warnt Kogge. Damit würden sie der Börse die Grundlage entziehen, dass es weiter aufwärts gehen kann.

Immer mehr Börsenstrategen blicken nach Ende des ersten Halbjahres nun schon weiter in die Zukunft und freuen sich auf den Herbst. Viele hoffen, dass es dann tatsächlich aufwärts geht. Traditionell stagnieren die Aktienkurse von Juli bis September eher, während Anleger in den letzten Monaten immer auf eine Jahresendrally setzen. Die Erwartungen sind in diesem Jahr wesentlich bescheidener als früher, aber zumindest zeigt sich ein wenig Optimismus. Die Strategen der Unicredit beispielsweise haben gerade erst ihr Dax-Ziel für das Jahresende von 4 650 auf 5 100 Punkte nach oben gesetzt und rechnen ab dem Herbst mit dem größten Schub.

"Was wir in den vergangenen Tagen gesehen haben, von steigenden Auftragseingängen bis zu einer höheren Industrieproduktion, von greifenden Fiskalprogrammen weltweit bis zur Stabilisierung in China, trägt zu einer verhalten positiven Tendenz bei", sagt Thorsten Weinelt, Leiter der Analyse-Abteilung dort. Ein Plus von rund zehn Prozent gegenüber dem aktuellen Dax-Niveau hält er dabei durchaus für realistisch.

Bis es so weit ist, brauchen die Anleger allerdings noch etwas Geduld. "Die Märkte haben viel vom Konjunkturzyklus vorweggenommen", sagt Christian Heger, der bei HSBC Trinkaus die Anlagestrategie verantwortet. Deswegen könnten jetzt erstmal Wochen, vielleicht gar Monate der Seitwärtsbewegung drohen. Im vierten Quartal könnte die Erholung dann aber so weit führen, dass die Indexstände vom Mai übertroffen werden. Beim Dax waren das 5 144 Punkte.

Ob die Krise nun tatsächlich überwunden ist, hängt nach Ansicht der Experten der Royal Bank of Scotland (RBS) vor allem vom Verhalten der Regierungen und Notenbanken ab. Die zuletzt beobachteten Kursrückgänge an den Aktienmärkten lassen die Experten vermuten, dass die Investoren nun wieder vorsichtiger werden. Die RBS-Spezialisten sehen zudem die Gefahr, dass die Wirtschaft sich zwar in den kommenden Monaten erholt, dass diese Erholung aber viel schwächer ausfällt als allgemein erwartet. Die Folge wären Schaukelbörsen, ein Auf und Ab zwischen den seit Jahresanfang gezogenen Dax-Grenzen, warnen die Marktbeobachter.

Weitere Termine der kommenden Woche

In Deutschland werden die Anleger aufmerksam die Quartalszahlen der Dax-Mitglieder Deutsche Post (Donnerstag) und Merck (Freitag) lesen. Auch in der zweiten Reihe startet die Berichtssaison. Aus dem MDax legen am Mittwoch Praktiker und Wincor Nixdorf Zahlen vor sowie aus dem TecDax die Software AG, die gerade IDS Scheer die Übernahme angeboten hat.

Spannend bleibt es in der Autobranche. Neben Porsche/VW sorgen General Motors und Opel weiter für Gesprächsstoff. Informierte Kreise wollen wissen, dass sowohl der kanadische Zulieferer Magna als auch der belgische Finanzinvestor RHJ möglichst noch am Wochenende unterschriftsreife Vorverträge für Opel vorlegen werden.

Was die Konjunkturaussichten angeht, zeigt sich die Commerzbank zuversichtlich: "Die Zeichen für ein Ende der weltweiten Rezession mehren sich. Nicht nur die Stimmungsindikatoren, sondern auch die ?harten' Konjunkturdaten zeigen zunehmend nach oben", stellen die Analysten fest. Einer der wichtigsten Stimmungsbarometer - der Ifo-Geschäftsklimaindex - wird am Freitag erwartet. Analysten rechnen mit einem weiteren Anstieg.

Am Dienstag und Mittwoch wird Fed-Chef Ben Bernanke vor den zuständigen Ausschüssen des Repräsentantenhauses und des Senats seinen Halbjahresbericht vorlegen. Die Märkte dürften genau darauf achten, wie der US-Notenbankchef die Konjunkturentwicklung einschätzt.

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Quelle: HANDELSBLATT



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