In Amerika müsste man sein. Celanese hat am Donnerstag Zahlen vorgelegt, über die jenseits des Atlantiks niemand gemeckert hätte. Der operative Cash-Flow ist auf 726 Mio. Euro gestiegen. Dadurch konnten die Schulden um 27 Prozent auf 832 Mio. Euro gesenkt werden.
Der Bargeldzufluss war zwar vor allem dem wohl einmaligen Rückgang des Umlaufvermögens um 31 Prozent auf 687 Mio. Euro zu verdanken. Aber auch der Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Goodwill (Ebitda) lag mit 420 Mio. Euro deutlich über den Erwartungen der meisten Analysten. Die Ebitda Marge betrug 8,2 Prozent, nach 9,6 Prozent im Vorjahr. Dass der Verfall sich trotz Chemie-Rezession in Grenzen hielt, lag am rasanten Sparkurs der Kronberger. Die Dauerbaustelle Celanese hat acht Werke geschlossen und 1600 Jobs abgebaut.
Das wären zumindest an der Wall Street rundum gute Nachrichten. Die einmaligen Kosten einer schlankeren Celanese von rund 200 Mio. Euro hätten dabei kaum gestört.
Bloß bilanzieren die Kronberger nicht nach US-GAAP. Und nach HGB waren sie verpflichtet, den Buchwert einiger Töchter an die Ertragslage anzupassen. Die Wertberichtigungen fraßen die Rücklagen auf. Deshalb darf Celanese nach HGB keine Dividende zahlen, obwohl sie genug Geld hätten.
Schaden für Aktionäre
Die Regel soll die Gläubiger schützen. Diesmal hat sie den Celanese Aktionären kräftig geschadet. "Rekord-Verlust" - was bei einer Firmengeschichte von gut zwei Jahren nicht schwer ist - und Dividendenkürzung haben den Kurs zwischendurch um gut 25 Prozent gerückt. Völlig überzogen, gemessen an der Rendite von zuletzt 1,9 Prozent.
Klar hat Celanese Probleme. Als Anbieter von Massenchemikalien ist Celanese dem Preiswettbewerb schonungslos ausgeliefert, besonders bei technischen Kunststoffen für Autos und Handys, sowie im Essigsäuregeschäft Aber immerhin ist der Aufschwung noch nicht im Kurs enthalten.
Amerikanische Anbieter aus ähnlichen Segmenten, wie Eastman, Georgia Gulf, Lyondell, Millennium und Solutia sind im Schnitt den siebenfachen laufenden Ebitda wert. Der Unternehmenswert von Celanese lag schon vor dem Einbruch beim 4,8fachen Eibtda. Irgendwann wird sich die Lücke schließen - wahrscheinlich durch Absturz der Amerikaner. Aber nach den Prügeln vom Donnerstag, wäre verständlich, wenn Celanese die Pläne für eine Übersiedlung aus der Schublade holt. Das ursprünglich amerikanische Unternehmen ist bereits in New York gelistet. Wäre trotzdem schade, wo sich doch endlich in Kronberg durchgesprochen hat, dass Celanese kein Ketchup-Ersatz ist.
Adidas-Salomon
In diesen unsicheren Zeiten ist es viel wert wenn ein Unternehmen einfach das hält was es versprochen hat. Bei Adidas-Salomon ist der Umsatz für 2001 um 5 Prozent auf 6,1 Mrd.Euro gestiegen, der Nettogewinn um 15 Prozent auf 208 Mio.Euro - genau wie erwartet. Und das trotz schwierigem Umfeld und dem starken Dollar, der die Produktionskosten erhöht hat. Auch dieses Jahr sollte der Gewinn wieder zweistellig zulegen.
Nachdem Herbert Hainer seit einem knappen Jahr den Mannschaftskapitän spielt, hat der weltweit zweitgrößte Sportartikelhersteller deutlich an Tempo gewonnen. Es gibt reihenweise neue Produkte, wie die hochtechnischen ClimaCool und KobeTwo Tennis und Basketball Schuhe. Die Marken werden besser segmentiert, wobei manche mehr auf Profi-Sportler zielen, andere eher auf modebewusste Kunden.
Auch bekommt Adidas langsam die Kosten in den Griff: der operative Aufwand ist um einen Prozent gesunken im letzten Jahr. Besonders bei Werbung und Vertrieb gibt es noch Sparpotenzial. Für ihre Größe hat die Firma mit Kobe Bryant, Martina Hingis und der französischen Fußball-Nationalmannschaft recht viel teuere Stars unter Vertrag. Nach deren jetziger Form sollte Adidas vielleicht mit Bayern München, beim Sparen anfangen, wo der Konzern nicht nur Sponsor ist sondern auch noch Anteile erwerben will.
Schwachstelle in Nordamerika
Ob diese erfreuliche Erholung andauert muss sich erst weisen. Die Nachfrage nach Sportartikeln wächst längst nicht mehr so stark wie in den frühen neunziger Jahren, also müssen die Konkurrenten sich zwangsweise Marktanteile abnehmen. Und da hat Adidas eine erhebliche Schwachstelle in Nordamerika, mit einem Anteil von nur 12 Prozent gegen Nike s über 40 Prozent. Gegenwärtig wachsen die Auftragseingänge bei Nike mit 10 Prozent (Zahlen vom November) wesentlich schneller als bei den Deutschen mit 3 Prozent (September).
Dazu kommt noch das die Amerikaner, wie auch Puma und Reebok über eine stärkere Bilanz verfügen. Deswegen ist die Aktie, die mit dem neunfachen des für 2002 geschätzten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) notiert, einem 20-prozentigen Abschlag gegenüber Nike, momentan auch fair bewertet. Aber die ersten Zeichen eines besseren US-Geschäfts würden Adidas wieder interessant machen.
© 2002 Financial Times Deutschland
Der Bargeldzufluss war zwar vor allem dem wohl einmaligen Rückgang des Umlaufvermögens um 31 Prozent auf 687 Mio. Euro zu verdanken. Aber auch der Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Goodwill (Ebitda) lag mit 420 Mio. Euro deutlich über den Erwartungen der meisten Analysten. Die Ebitda Marge betrug 8,2 Prozent, nach 9,6 Prozent im Vorjahr. Dass der Verfall sich trotz Chemie-Rezession in Grenzen hielt, lag am rasanten Sparkurs der Kronberger. Die Dauerbaustelle Celanese hat acht Werke geschlossen und 1600 Jobs abgebaut.
Das wären zumindest an der Wall Street rundum gute Nachrichten. Die einmaligen Kosten einer schlankeren Celanese von rund 200 Mio. Euro hätten dabei kaum gestört.
Bloß bilanzieren die Kronberger nicht nach US-GAAP. Und nach HGB waren sie verpflichtet, den Buchwert einiger Töchter an die Ertragslage anzupassen. Die Wertberichtigungen fraßen die Rücklagen auf. Deshalb darf Celanese nach HGB keine Dividende zahlen, obwohl sie genug Geld hätten.
Schaden für Aktionäre
Die Regel soll die Gläubiger schützen. Diesmal hat sie den Celanese Aktionären kräftig geschadet. "Rekord-Verlust" - was bei einer Firmengeschichte von gut zwei Jahren nicht schwer ist - und Dividendenkürzung haben den Kurs zwischendurch um gut 25 Prozent gerückt. Völlig überzogen, gemessen an der Rendite von zuletzt 1,9 Prozent.
Klar hat Celanese Probleme. Als Anbieter von Massenchemikalien ist Celanese dem Preiswettbewerb schonungslos ausgeliefert, besonders bei technischen Kunststoffen für Autos und Handys, sowie im Essigsäuregeschäft Aber immerhin ist der Aufschwung noch nicht im Kurs enthalten.
Amerikanische Anbieter aus ähnlichen Segmenten, wie Eastman, Georgia Gulf, Lyondell, Millennium und Solutia sind im Schnitt den siebenfachen laufenden Ebitda wert. Der Unternehmenswert von Celanese lag schon vor dem Einbruch beim 4,8fachen Eibtda. Irgendwann wird sich die Lücke schließen - wahrscheinlich durch Absturz der Amerikaner. Aber nach den Prügeln vom Donnerstag, wäre verständlich, wenn Celanese die Pläne für eine Übersiedlung aus der Schublade holt. Das ursprünglich amerikanische Unternehmen ist bereits in New York gelistet. Wäre trotzdem schade, wo sich doch endlich in Kronberg durchgesprochen hat, dass Celanese kein Ketchup-Ersatz ist.
Adidas-Salomon
In diesen unsicheren Zeiten ist es viel wert wenn ein Unternehmen einfach das hält was es versprochen hat. Bei Adidas-Salomon ist der Umsatz für 2001 um 5 Prozent auf 6,1 Mrd.Euro gestiegen, der Nettogewinn um 15 Prozent auf 208 Mio.Euro - genau wie erwartet. Und das trotz schwierigem Umfeld und dem starken Dollar, der die Produktionskosten erhöht hat. Auch dieses Jahr sollte der Gewinn wieder zweistellig zulegen.
Nachdem Herbert Hainer seit einem knappen Jahr den Mannschaftskapitän spielt, hat der weltweit zweitgrößte Sportartikelhersteller deutlich an Tempo gewonnen. Es gibt reihenweise neue Produkte, wie die hochtechnischen ClimaCool und KobeTwo Tennis und Basketball Schuhe. Die Marken werden besser segmentiert, wobei manche mehr auf Profi-Sportler zielen, andere eher auf modebewusste Kunden.
Auch bekommt Adidas langsam die Kosten in den Griff: der operative Aufwand ist um einen Prozent gesunken im letzten Jahr. Besonders bei Werbung und Vertrieb gibt es noch Sparpotenzial. Für ihre Größe hat die Firma mit Kobe Bryant, Martina Hingis und der französischen Fußball-Nationalmannschaft recht viel teuere Stars unter Vertrag. Nach deren jetziger Form sollte Adidas vielleicht mit Bayern München, beim Sparen anfangen, wo der Konzern nicht nur Sponsor ist sondern auch noch Anteile erwerben will.
Schwachstelle in Nordamerika
Ob diese erfreuliche Erholung andauert muss sich erst weisen. Die Nachfrage nach Sportartikeln wächst längst nicht mehr so stark wie in den frühen neunziger Jahren, also müssen die Konkurrenten sich zwangsweise Marktanteile abnehmen. Und da hat Adidas eine erhebliche Schwachstelle in Nordamerika, mit einem Anteil von nur 12 Prozent gegen Nike s über 40 Prozent. Gegenwärtig wachsen die Auftragseingänge bei Nike mit 10 Prozent (Zahlen vom November) wesentlich schneller als bei den Deutschen mit 3 Prozent (September).
Dazu kommt noch das die Amerikaner, wie auch Puma und Reebok über eine stärkere Bilanz verfügen. Deswegen ist die Aktie, die mit dem neunfachen des für 2002 geschätzten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) notiert, einem 20-prozentigen Abschlag gegenüber Nike, momentan auch fair bewertet. Aber die ersten Zeichen eines besseren US-Geschäfts würden Adidas wieder interessant machen.
© 2002 Financial Times Deutschland