Hier einmal ein Erklärungsversuch, selbstverständlich ohne Gewähr auf Vollständigkeit und Richtigkeit, da die Materie nicht gerade unkomliziert ist (kann man ja schon allein daran erkennen, dass die Klage zunächst - zumindest gem. Urteil von Walrath - vor dem falschen Gericht erhoben worden war):
Es geht um einen Kapitalfluss in Höhe von 500 Mio. $ ("September Downstream") rd. zwei Wochen vor der Seizure von WMI zur WMB. Nach einem schriftlichen Hinweis des "Official Committees of Unsecured Creditors" ("Committee") prüfte die WMI den Sachverhalt und sendete darauf gemeinsam mit dem Committee eine schriftliche Mahnung an die (ehemaligen) Directors & Officers mit dem Hinweis, dass man gedenke, die Schadensersatzansprüche auf dem Gerichtsweg einzuklagen. Daraufhin "erinnerten" sich die D&O's an ihre Versicherungen und versuchten nun gemeinsam mit der WMI ihren Versicherungsschutz (maximal 250 Mio. $) gegenüber den Versicherern geltend zu machen. Dieser Versicherungsschutz sollte sowohl die Verteidigung geltend gemachter Ansprüche als auch etwaige Schadensersatzzahlungen beinhalten. Die Versicherungsgesellschaften wiesen die Ansprüche zurück, mit der Begründung, dass sie
1. mit Klagen von Aktionären verknüpft wären, was (im "Kleingedruckten" der Policen) ausgenommen wäre und
2. diese Ansprüche ohnehin unter die sogenannte "Insured vs. Insured"-Ausnahme (wieder im "Kleingedruckten" der Policen) fallen würde. Diese Ausnahme besagt im Prinzip, dass Schadensersatzansprüche des versicherten Unternehmens gegen die eigenen D&O's durch den/die Versicherer eben nicht gedeckt sind.
Statt zu bezahlen waren die D&O-Versicherer der Meinung, dass man sich das Geld aus älteren Versicherungen holen sollte, deren maximaler Rahmen aber bereits nahezu ausgeschöpft war (keine Ahnung, was das für eine Logik sein soll...).
Und jetzt wird es kompliziert: Weil die Versicherer weder für die Claims noch für die Verteidigungskosten aufkommen wollten, wendeten sich die Directors & Officers wiederum an ihren alten Arbeitgeber - sprich die WMI - und machten nun ihrerseits Ansprüche für bereits angefallene sowie zukünftige Anwalts- und Gerichtskosten geltend, weil die Firma nun einmal für die Verteidigungskosten verantwortlich sei, wenn die Versicherungen diese nicht übernehmen würden. Allein aus diesem Grund kam es im PoR zu einer Reserve (für die Verteidigungskosten) in Höhe von 55 Mio. $, die mittlerweile allerdings auf lediglich rd. 18 Mio. $ reduziert worden ist (das bedeutet, dass 37 Mio. $ bereits frei gegeben und an die vorrangigen WMI-Gläubiger ausgezahlt worden sind).
Bereits vor der Reduzierung der Reserve hatte der Trust vor Walraths Court Klage gegen die Versicherer eingereicht, die allerdings nicht zugelassen wurde.
Daraufhin erhob der Trust Klage vor dem Superior Court, die drei Anklagepunkte enthielt:
1. Vertragsbruch wegen der Verweigerung der Übernahme der Verteidigungskosten sowie der Verweigerung, den Versuch zu unternehmen, die Ansprüche gegen die D&O's zu "setteln".
2. Verletzung von "Treu und Glauben" sowie Handlung in "böser Absicht".
3. Feststellung der vertraglichen Rechte und Pflichten der Parteien.
Diese Klage wollten die Versicherer mit einer erneuten "Motion to dismiss" nicht zulassen. Das wurde vom Superior Court allerdings abgeschmettert, stattdessen gab es eine aus meiner Sicht recht eindeutige Opinion zu unseren Gunsten. Als nächstes hätte es ein Trial vor dem Superior Court gegeben, doch im Anschluss an die Opinion haben sich die Versicherer mit einem "interlocutory appeal" an die nächst höhere Instanz, den Supreme Court gewandt, um bereits vor dem eigentlichen Trial die Opinion überprüfen zu lassen, in erster Linie, weil sich der Superior Court in der Begründung auf ein Urteil eines anderen anderes Staates gestützt und somit für den Staat Delaware einen Präzedenzfall geschaffen hatte.
Halten wir also fest: Kurzfristig könnten bei einer erfolgreichen Klage die 18 Mio. $ aus der verbliebenen Reserve für die Verteidigungskosten "losgeeist" werden, mittelfristig könnte es auf ein Settlement mit den Versicherern bez. des Schadensersatzes in Höhe von maximal 250 Mio. $ hinauslaufen. "Schnelles Geld" - und da stimme ich mit waswesichxx überein - dürfe es aber auch bei einer positiven Entscheidung des Supreme Courts wohl nicht geben...