Im CONTINENTAL-Poker saßen wir bisher nicht am Tisch. Bei 12/13 € setzen wir uns dazu. Denn
diese strategische Allianz ist einerseits ein riesiges Ärgernis, aber wohl eine Schnäppchen-Chance.
Die SCHAEFFLER-Gruppe übernimmt die Kontrolle über
CONTINENTAL und möchte dafür noch 1 Mrd € Staatshilfe.
Zu Recht löst dies Zorn aus, wofür es nur den Begriff
„Beziehungskiste“ geben kann. Wie sieht die Rechnung
aus der Sicht des Marktes aus? Alles vorbehaltlich des akt.
Informationsstandes, der sich noch gravierend ändern
kann. CONTI arbeitet zur Zeit mit einem Umsatz von etwa
26 Mrd € inkl. der neuen Tochter VDO. Die SCHAEFFLERGruppe
hält 49,9 % an CONTINENTAL. Die Differenz bis
ca. 90 % liegt bei den Banken (wohl treuhänderisch) und
soll verwertet werden. Einstandspreis dafür 75 € gegen
aktuell 13 €. Die Kursdifferenz ist ungeheuer groß und
kann über den Markt mit Sicherheit nicht geschlossen
werden. Dieses Risiko liegt um 4 - 4,5 Mrd €!
Aktueller Börsenwert von CONTINENTAL um 2,7 Mrd € oder gut 10 % des gesamten Umsatzes. Auch
bei 14 Mrd € Schulden ist dies extrem wenig. Zum Plan gehört, den Bereich Reifen mit zusammen 37 %
Umsatzanteil (PKW und Nfz) gesondert zu vermarkten. Die Preise dafür werden bei 5 bis 7 Mrd € veranschlagt.
Das ergäbe eine Entschuldung um fast 50 %. Rechnerisch ergibt sich ein geschätzter innerer Wert
von CONTI um etwa 5,5 bis 6,5 Mrd € auf der akt. „Informationsbasis“. Das sind rd. 150 % über akt. Kurs.
Allein das Eigenkapital beträgt 6,5 Mrd €. Eine Ebit-Rechnung ist im Moment nicht machbar, weil die
Integration der neuen Technik-Schiene VDO ebenso fehlt wie die Herausrechnung der Reifenzahlen. Eine
Goodwill-Abschreibung in der CONTI-Bilanz könnte man mit 2,5 bis 3 Mrd € annehmen. Mithin:
In der Verwertung der genannten 40 % „geparkten“ Aktien liegt der Schlüssel der Spekulation.
Sie müssen mind. 75 € erbringen, um kein Verlustgeschäft zu werden. SAL OPPENHEIM und
METZLER sind dafür die Bank-Adressen, die dies zu managen haben. Deren Risiko dürfte Null sein,
also liegt dieses Risiko bei SCHAEFFLER. Wer genau eine Sicherheit für über 1 Mrd € erhält, ist noch
juristisch umstritten und politisch offen, sie reicht aber nach guten Quellen aus, um im fraglichen Fall
zu einer Integration von SCHAEFFLER in eine gemeinsame „CONTI/SCHAEFFLER“-Holding einzumünden.
Das ergäbe eine Einbringung von SCHAEFFLER in CONTINENTAL als Ultima Ratio. Denn
SCHAEFFLER ist überschuldet und könnte sehr wohl ein Insolvenzfall werden (AB-Daily). Jedenfalls:
Alle Beteiligten müssen deutlich höhere Kurse für CONTI erreichen, damit das ganze Gebilde konkurrenzfähig
bleibt oder platzt. Denn jede Unklarheit beeinträchtigt den Marktanteil von CONTI empfindlich,
was alle Beteiligten wissen. Denn der Bruttoumsatz beider Unternehmen dürfte ohne Reifen bei gewiß 22
bis 24 Mrd € veranschlagt werden, womit „die neue CONTI“ eine absolute Weltadresse wäre.
CONTINENTAL ist jetzt ein echter Poker, was Sie wörtlich nehmen können, weil verschiedene am Tisch
sitzen, die glauben, die jeweils besten Karten zu haben. Spielen Sie mit einem kleineren Betrag mit.
Quelle Aktienbörse v. 31.1.09