Computer und Internet erobern den Alltag

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Computer und Internet erobern den Alltag

 
08.02.02 10:39
Stuttgart (dpa) - Mit seinem Werbespruch «Ich bin drin» hat Boris Becker das Bild des heutigen Computer-Benutzers geprägt: Der klotzige PC auf dem Schreibtisch, dazu ein Internet-Zugang und die eigene Adresse für elektronische Post. Diese Vorstellung könnte allerdings bald der Vergangenheit angehören.

Denn Computer stecken inzwischen schon in allen möglichen Alltagsgegenständen: Im Handy, im Auto, in der Waschmaschine. Und wenn die Vision der Experten Wirklichkeit wird, können diese Geräte künftig per Funk miteinander Kontakt aufnehmen und sich über das Internet vernetzen.

«Pervasive Computing», weit verbreitetes Rechnen, heißt dieser Trend im Fachjargon. Online überall, jederzeit - diese Formel soll bei den Verbrauchern die Vorfreude darauf wecken, eines Tages vom Büro aus per Knopfdruck dem Handwerker zu Hause die Tür zu öffnen. Die internetfähigen WAP-Handys erwiesen sich zwar als Flop. Doch auf der diesjährigen CeBIT in Hannover denken die Unternehmen schon einen Schritt weiter und präsentieren Mobiltelefone mit farbigen Displays, eingebauter Kamera und MP3-Player, die neben Texten auch Fotos, Animationen oder Musik verschicken können.

Noch weiter in die Zukunft blicken die Forscher des Computerkonzerns Hewlett-Packard (HP). «Cooltown» heißt ihr Projekt, eines der ambitioniertesten Experimente des Pervasive Computing. «Cooltown ist eine erweiterte Realität, gebaut im Internet», erklärt HP-Projektleiter Simon Crouch. Jeder Gegenstand erhält eine eigene Seite im weltweiten Datennetz. Ein Museumsbesucher steht zum Beispiel vor einem Gemälde, und ein elektronisches Etikett verweist seinen Taschencomputer automatisch auf die Webseite des Bildes, wo er alle Erklärungen zur dessen Geschichte und dem Maler findet.

In der britischen Stadt Bristol, dem «Labor» der HP-Forscher, soll Cooltown Gestalt annehmen. Ein Satellitensystem ortet die Position eines Kneipenbesuchers, der dann erfährt, welche seiner Freunde ebenfalls auf dem Weg dorthin sind. Die elektronische Warnung eines früheren Besuchers verweist ihn darauf, dass die Bierpreise in dem Pub gerade erhöht wurden. Was man von Cooltown auch halten mag - es entsteht dabei eine virtuelle Welt aus Informationen, mit deren Hilfe die wirkliche noch mehr Spaß machen soll. Und die Teilnahme ist natürlich freiwillig.

Kommunikation zwischen Menschen ist keine einfache Sache: Sie sprechen verschiedene Sprachen oder Dialekte und interessieren sich für unterschiedliche Themen. Auf ganz ähnliche Schwierigkeiten stoßen die Pervasive Computing-Forscher. «Das Schlüsselproblem ist die Standardisierung», berichtet Horst Henn, Chef-Berater beim Computerriesen IBM. Zusammen passen muss vor allem die Software der vernetzten Geräte. Eine Vorreiterrolle könnten dabei zum Beispiel die Autohersteller übernehmen, die ihre Modelle längst in fahrbare Rechner verwandelt haben.

Ein weiteres Hindernis auf dem Weg in die totale Online-Welt ist die komplizierte Bedienung der Hilfsmittel. «90 Prozent der Funktionen werden nur von fünf Prozent der Anwender genutzt», meint Stefan Ropers, Mitgründer der Stuttgarter trivum technologies GmbH, die Produkte für einen vernetzten Haushalt entwickelt. Die Technik soll auf den Anwender und die Umgebung abgestimmt sein: «In der Küche will ich keine Rechnungen bezahlen.» Trivum setzt daher nicht auf ein Gerät, das alles kann und mobil ist, sondern auf ganz verschiedene, mit denen der Benutzer dann je nach Standort mehr oder weniger intuitiv Kontakt aufnimmt.

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