Wie sollte das Management Clere voranbringen?
Schauen wir doch erst einmal, was es im letzten Jahr geleistet hat:
1. Man hat eine seit Ewigkeiten Verluste schreibende operative Unternehmung verkauft, so dass keine weiteren Verluste anfallen. Für die Zukunft der Mitarbeiter wurde dabei ebenfalls gesorgt, was mir auch nicht unwichtig ist!
2. Es wurde ein Bieter gefunden, der dafür etwa den Buchwert bezahlen wollte - das hielten zuvor viele wegen des Verlustgeschäftes nicht für möglich.
3. Die Einnahmen in Höhe des Erstgebotes wurden per Sonderdividende an die Aktionäre ausgeschüttet - ich mag Dividenden.
4. Es wurden weitere Bieter gefunden und von der Substanz dieser operativen Unternehmung überzeugt, so dass sich ein Wettbieten entwickelte, das zuvor fast niemand für möglich hielt.
5. Ein schwebender Prozess in den USA wurde zu den erwarteten Kosten abgeschlossen, so dass das drohende Damoklesschwert noch höherer Strafzahlungen jetzt weggefallen ist.
6. Als Zeichen für den Neustart wurde das Unternehmen umbenannt. Dabei konnten erwartete, die Entwicklung stark verzögernde Klagen von renitenten Berufsklägern, die sich auf der HV auch lautstark zu Wot meldeten, vermieden werden.
7. Im Zusammenhang mit der Umbenennung wurde eine Kapitalkürzung durchgeführt. Das eingesparte Kapital soll am 20.10. an die Aktionäre ausgeschüttet werden.
Fazit: Vor einem Jahr lag der Aktienkurs im Tief bei etwa 2,40€ (entspricht 24€ von Clere) und der Buchwert bei etwa 4,00 € (entspricht 40€ für Clere, allerdings war fraglich, ob sich der Buchwert auch in Cash würde realisieren lassen) - ich stieß leider erst zu 2,60€ dazu. Seitdem wurden Dividenden von 1,10€ ausgeschüttet (entspricht 11€ für Clere) und der in Cash gehaltene Buchwert liegt bei etwa 3,40€.
Es wurde eine langjährig Verluste schreibende Einheit verkauft, der Buchwert in Cash gewandelt und dabei um mehr als 10% gesteigert - der Aktienkurs stieg entsprechend noch mehr.
Mit der absehbaren Kapitalausschüttung wird der Bewertungsabschlag gegenüber der verbleibenden Cashbilanz noch weiter gesteigert.
Zusammenfassend: Eine exzellente Leistungsbilanz des Managements. Weit mehr als ich erwartet hatte. Das Management hat Balda/Clere aus Aktionärssicht hervorragend vorangebracht und die schwersten Hausaufgaben gemeistert!
Was erwarte ich vom Management in den nächsten Monaten?
1. Geduld und ruhige Hände! Es besteht keinerlei Anlagedruck. In Zeiten von Minuszinsen dürfte genug Geld auf dem Markt sein, die auf wenige Schnäppchen und um so mehr Nieten treffen. Da ist mir eine ruhige und sachkundige Hand lieb, die abwarten kann und nicht jedem Angebot hinterherhecheln muss. Auch wir als Akionäre sollten m.E. keinen unangemessenen Erwartungsdruck an das Management aufbauen, das kann schnell zu unerfreulicher Geldvernichtung führen.
2. Kapitalkürzung am 10. Oktober sachgemäß durchführen, schon um die Unterbewertung offensichtlicher zu machen.
3. Bei dauerhafter Notierung deutlich unter Cash- und Buchwert auch agressive Aktienrückkäufe angehen. Elector bremst ja jetzt nicht mehr.
Das alles führt sicher nicht zu Meldungen im Wochentakt, sondern zu Langeweile und ungeduldigen Fragen, wie das Management Clere voranbringen will. Aber ich ziehe eine wertsteigernde Ruhe und Langeweile einer wertvernichtenden Dauerunterhaltung bei weitem vor.