China: Reich der Mitte oder des Westens?

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China: Reich der Mitte oder des Westens?

 
25.10.01 21:03
China: Reich der Mitte oder des Westens? 451750

China:

Reich der Mitte oder des Westens?


von Hinrich von Haaren  

Fast 15 Jahre hat Chinas langer Marsch bis zur Aufnahme in die Welthandelsorganisation (WTO) gedauert. Anfang nächsten Jahres soll es nun soweit sein, kurz darauf wird auch Taiwan Mitglied. Die ersehnte Mitgliedschaft ist für China ein weiterer Sprung nach vorn im großen Welthandelswettrennen, in dem das Land im letzten Jahrzehnt so rasant aufgeholt hat.



Mitgliedschaft zwingt zur Öffnung


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Mit dem Beitritt muss China über die kommenden Jahre seine Importzölle senken und ausländischen Unternehmen Zugang zu seinem lukrativen Heimatmarkt gewähren. Dies hat sowohl positive als auch negative Auswirkungen. Einerseits haben chinesische Firmen damit die Chance, sich auf dem Weltmarkt zu positionieren, andererseits aber gefährdet die neue Konkurrenz daheim das bisher unangegriffene lokale Potential, das sie bis jetzt für Anleger attraktiv machte. Diese sind daher gut beraten, nach solchen Unternehmen Ausschau zu halten, die schon jetzt in China gut positioniert sind, gleichfalls aber von einer Öffnung profitieren und sich international behaupten können.

Die Service-Industrie (z.B. Lebensmittel), Ölfirmen und Unternehmen, die bereits Partnerschaften mit ausländischen Firmen haben, sind hier von besonderem Interesse - so etwa der Erdgas- und Erdölproduzent CNOOC

Unter besonderen Druck werden nach Ansicht vieler Analysten die Sektoren Versicherungen, Banken und Telekommunikation geraten. Diese waren bisher so gut wie ganz vor ausländischer Konkurrenz geschützt. Die Folge der Internationalisierung könnte der Wegfall zahlreicher Arbeitsplätze und damit der Entzug ihrer Lebensgrundlage für eine Vielzahl von Menschen sein.

Stimmen in China, die sich gegen den WTO-Beitritt wenden, argumentieren, dass die USA die Mitgliedschaft lediglich dazu nutzen, mehr Kontrolle über Chinas Wirtschaft zu erlangen. Dies und die zunehmende Verwestlichung ist den Hardlinern ein Dorn im Auge. Ganz unbegründet sind die Ängste aber nicht, denn mit der fortschreitenden Auflösung staatlicher Monopole scheint es fast unumgänglich, dass immer mehr ausländische Unternehmen an die Stelle der alten Firmen treten.


Wachstum trotz Krise


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Doch für den Westen ist China eben der unerschlossene Riesenmarkt. Die Wachstumsraten sind beeindruckend im Vergleich zu anderen Ländern in der Region: in den ersten drei Quartalen diesen Jahres stieg des Bruttosozialprodukt um 7,6%, im dritten Quartal lag der Anstieg bei 7%. Dennoch: auch in China zeigt die weltweite Konjunkturschwäche ihre Auswirkungen, wenn auch nicht so stark wie in anderen Ländern. Im zweiten Quartal diesen Jahres hatte der BSP-Anstieg noch bei 7,8% gelegen. Für die nächsten zwei Quartale prognostizieren die Analysten bei Salomon Smith Barney ein Wachstum von 7%.

Ihrer Ansicht nach geht das Wachstum zwar auch in China zurück, doch nicht so sehr wie das Bruttosozialprodukt zu suggerieren scheint. Der Einzelhandel kann auch weiterhin steigenden Konsumentenverbrauch vorweisen, ein Faktor, der nach Ansicht der Analysten auf eine positive Entwicklung im Reich der Mitte hindeutet.


China nach dem 11. September


Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Anschläge in New York und Washington ihre Spuren auch in Beijing und Shanghai hinterlassen haben. Sichtbarste Folge ist der Rückgang von ausländischen Investitionen, vor allem aus den USA. HSBC nennt die chemische Industrie, Fluglinien, Schifffahrt, die Autoindustrie und Hersteller elektronischer Geräte als jene Sektoren, die besonders nach den Anschlägen leiden werden. Telekoms, Öl, Energie und Immobilien werden dagegen ungeschorener davonkommen. Obwohl die Angriffe auf Afghanistan zwar weiter zur herrschenden Unsicherheit beitragen, sind die Analysten der Meinung, dass "chinesische Aktien aufgrund ihrer defensiven Stellung den Hang Seng Index durchaus outperformen können".

Grund hierfür ist, dass das von den Analysten ausgemachte Risiko für China-Stocks relativ gering ist, da die meisten Unternehmen dem Weltmarkt gar nicht oder nur in sehr geringem Maße ausgesetzt sind und ihren Umsatz fast ausschließlich auf dem Heimatmarkt machen. In einer jüngsten Studie weist HSBC CNOOC, PetroChina und Chaoda als "Upgrades" aus. Alle drei sind Unternehmen, die vor allem auf den Heimatmarkt konzentriert sind. Insgesamt sei der chinesische Markt wegen seiner schieren Größe weniger anfällig für die Auswirkungen einer US-Rezession als andere Märkte in der Region, heißt es bei HSBC.


Branchenanalyse


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Als eine ausgezeichnete Kaufgelegenheit sieht HSBC gegenwärtig Aktien von chinesischen Fluglinien, die seit dem 11. September bis zu 20% zurückgegangen sind. Grund: die Werte werden sich schnell wieder erholen meinen die Analysten, da die Auswirkungen der Anschläge weitaus geringer sind als bei großen asiatischen oder europäischen Linien. Auch hier wird wieder die "lokale Karte" gespielt. Chinesische Linien sind so gut wie gar nicht im internationalen Luftverkehr tätig. Anleger sollten hier besonders auf China Southern Airlines achten.

Eines erneuten Anlegerinteresses kann sich der Lebensmittel- und Getränkesektor erfreuen, dessen Umsatzbasis so groß wie die keiner anderen Branche in China ist. Analysten erwarten, dass der Verbrauch in diesem Bereich 2001 um 8,5% und 2002 um 7,5% steigen wird. Hier handelt es sich um einen defensiven Sektor, dessen Werte größtenteils wieder zu den Kursen vor dem 11. September zurückgekehrt sind. People's Food ist das Unternehmen, das Anleger hier im Auge behalten sollten.

Bei Öl und Gas hat HSBC neben den bereits erwähnten CNOOC und PetroChina das Unternehmen Sinopec auf "Buy" heraufgestuft. Obwohl die Mehrzahl der Analysten nicht erwartet, dass die OPEC auf ihrer nächsten Sitzung in Wien am 14. November weitere Preiserhöhungen beschließen wird, da dies der Weltkonjunktur vermutlich den Rest geben würde, ist eine Prognose über das zukünftige Verhalten des Ölmarktes mit den militärischen Operationen in Afghanistan nur schwer zu machen. HSBC geht allerdings davon aus, dass die OPEC alles tun wird, um eine langfristig stabile Nachfrage für Öl zu garantieren.

Chinesische Telekoms leiden gegenwärtig weniger unter globaler Rezession, als unter der Tatsache, dass sie kein 3G-Angebot haben und ihre finanzielle Lage oft unsicher ist. Auf der anderen Seite aber profitieren sie von einer starken Nachfrage im Inland und sind keiner Verlangsamung beim Export ausgesetzt. Von Interesse für Anleger sind hier sowohl China Mobile als auch China Unicom. China Mobile wird von Lehman Brothers, JP Morgan und ING Barings zum Kauf empfohlen. Goldman Sachs bewertet das Unternehmen mit "Market Outperformer". China Unicom erhält ein "Buy" von ABN AMRO, Credit Suisse First Boston und JP Morgan. Lehman Brothers und Morgan Stanley empfehlen "Strong Buy".
multexinvestor

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Arbeiter:

Up :-))

 
25.10.01 23:46
hjw2:

interessant.. .25x gelesen.. o.T.

 
26.10.01 07:01
Arbeiter:

@hjw

 
27.10.01 16:39
China: Reich der Mitte oder des Westens? 453672... nun ist Wochenende mehr Zeit zum lesen China: Reich der Mitte oder des Westens? 453672
DarkKnight:

China und der WTO-Beitritt: nach dem Anschlag

 
27.10.01 17:20
vom 11.9. hat es nur ein paar Tage gedauert, bis China den Beitritt genehmigt bekam ... nach mehr als einem Jahr zäher Verhandlungen.

Grund: China ist ein Billiglohnland und bedroht damit westliche Volkswirtschaften

zusätzliche Aufträge erhöhen den Weltölbedarf um 100% in den nächsten 10 Jahren

das Risiko eines erhöten Ölpreises kann die verschuldete US-Wirtschaft in die Knie zwingen, deshalb der Krieg in Afghanistan: Zugang zu den Ölquellen von Kasachstan ist das Ziel

und außerdem hat die Ami-Jugend die Schnauze voll von Jackie Chan Filmen, die wollen was originales, und keine Hong Kong Fakes.

So wird Weltpolitik gemacht. Damned.
hennesy:

Saumäßig guter "Arbeiter " ! o.T.

 
27.10.01 17:28
CrashPanther:

Up ;-)

 
30.10.01 19:12


Good times
CP
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