Auch in Punkte Earnings war der Call in meinen Augen sehr positiv. Zwar hat man nichts sehr konkretes rausgerückt. Aber folgendes habe ich zwischen den Zeilen entnommen:
1. H1 ist schwächer als im Vorjahr, H2 wird aber bereits wieder spürbar besser sein und könnte über Vorjahr liegen.
2. H1 ist "vermutlich" zweistellig unter Vorjahr. Also nicht mal H1 wird total verheerend sein.
3. Das Gesamtjahr ist "wahrscheinlich" unter Vorjahr. Das hängt aber davon ab, wie H2 dann wirklich läuft. Im Idealfall landet man im Gesamtjahr nur knapp unter Vorjahr oder erreicht sogar das Vorjahresergebnis.
4. Im H2 laufen einige negative Sondereffekte wie Covid aus. Auch das Einstellungstempo wird etwas zurückgehen, wobei man auch da 100 neue Leute einstellen wird.
5. Die Einstellungen zeigen Erfolge, da durch den zusätzlichen Vertrieb neue Umsätze generiert werden. Das Umfeld ist gut für Wachstum von Santé.
6. Die Unsicherheit bleibt insbesondere die Lohninflation, da man die höheren Lohnkosten immer erst im nächsten Jahr in den indexierten Verträgen weiterleiten kann.
7. Ab 2023 erwartet man ein Abflachen der Lohninflation, so dass diese Verzugsproblematik bereits zurückgehen wird.
Meine Interpretation: Santé ist on track und die Strategie der Neueinstellungen zeigt erste Erfolge. H1 wird eher schwach sein, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass das Konsens-EPS fürs Gesamtjahr geschlagen wird und wir bei 1,80 EUR rauskommen.
Nächstes Jahr sollten die Sonderinvestitionen in den Vertrieb von Santé und auch die Inflation weitergehen. Allerdings auf bereits reduziertem Niveau. Wenn dann hoffentlich die neuen Vertriebler immer mehr Abschlüsse verzeichnen, könnte man beim EPS bereits wieder spürbar über 2021 liegen -- sagen wir 2 EUR. Ab 2024 sollte die Skalierung dann wirken und die Neueinstellungen sollten größtenteils vorüber sein. 2025 kommt dann die wirkliche Ernte.
Angesichts dieser Aussichten ist die Bewertung sehr, sehr moderat. Aber natürlich lehrt die schlechte Erfahrung der letzten Jahre, dass man hier immer mit ungeahnten Problemen rechnen sollte.
Dennoch: wir sind hier in meinen Augen gerade wirklich on track. Die Bewertung liegt aktuell bei einem KGV von 10,5. Wenn das oben skizzierte Szenario so kommen sollte, könnte die Aktie sich bis Ende 2023 ohne Probleme verdoppeln und bis 2024/25 verdreifachen. Aber dafür muss der Markt vermutlich erstmal konkretere Beweise sehen, dass die Vertriebsstrategie auch wirklich wie erhofft wirkt.
Wie gesagt, stammen die obigen Erwartungen zum Teil aus dem zwischen den Zeilen lesen. Ihr könnt euch den Call ja auch mal anhören. Vielleicht lese ich es zu positiv. Interessant sind insbesondere auch die letzten fünf Minuten:
www.cegedim.fr/finance/documentation/.../Q2-2022-revenue.aspx