Die Popularität des US-Präsidenten unter den Amerikanern verfällt in dramatischem Tempo: Noch nie seit den Terror-Attacken war George W. Bush so unbeliebt. Sieben von zehn Amerikanern fordern erheblich mehr Zeit für die Inspekteure.
| |
| |
Selbst das als Bush-freundlich bekannte "Wall Street Journal" zeigt sich irritiert und moniert, dass der Präsident bislang keine klaren Argumente für einen Irak-Angriff vorbringen konnte. Die Regierung habe die die wesentliche Frage nicht ausreichend beantwortet, kritisiert der Journal-Kolumnist Gerald Seib: "Warum sollen wir den Irak überhaupt angreifen?" Zum letzten Mal habe Bush dieses Thema in seiner Rede vor den Vereinten Nationen am 12. September 2002 erörtert. Weder im Inland noch im Ausland sei anschließend effektiv um Unterstützung geworben worden.
Gespannt erwartet die amerikanische Öffentlichkeit Bushs für nächste Woche anberaumte Rede zur Lage der Nation. Erwartet wird, dass der Präsident sich vor allem mit zwei Themenkomplexen beschäftigen wird. Zum einen wird er versuchen, wieder mehr Unterstützung für seine Angriffspläne auf den Irak zu gewinnen. Zum anderen muss der Präsident die Nation davon überzeugen, dass er den Wohlstand längerfristig wieder herstellen kann. Seit neun Jahren war das Vertrauen der Amerikaner in ihre Wirtschaft nicht mehr so gering.
IN SPIEGEL ONLINE | ||||||||
| ||||||||
Besonders unbeliebt hat sich der Präsident durch sein neustes Heilmittel für die stagnierende Wirtschaft gemacht. Die 670 Milliarden Dollar Steuerkürzung ist laut "Washington Post" nur auf "lauwarme" Unterstützung gestoßen. Die meisten Amerikaner sind nämlich davon überzeugt, dass diese Pläne nur den Wohlhabenden zugute kommen. Mehr als zwei Drittel der Befragten sprachen sich dafür aus, stattdessen höhere Ausgaben für Bildung und Gesundheitspolitik vorzunehmen.
Warum eigentlich Krieg?
Hinsichtlich seiner Irak-Politik hat Bush zwar auch an Zuspruch verloren, die Unterstützung für sein Vorgehen ist aber immer noch verhältnismäßig hoch. 57 Prozent der Amerikaner würden eine militärische Aktion der USA nach wie vor befürworten, im Vormonat waren es allerdings noch 62 Prozent. 50 Prozent der Befragten unterstützen Bushs Verhalten in der Irak-Krise, im Dezember waren es noch 58 Prozent.
Zum Vergleich: Vor der Afghanistan-Offensive waren über 90 Prozent der Amerikaner strikt für eine Militäraktion. Diese massenhafte Unterstützung lässt sich nach Meinung von Experten aber darauf zurückführen, dass es sich zuvor um einen direkten Angriff auf amerikanischem Boden gehandelt habe. Deshalb sollte man die jetzige Situation lieber mit dem Golfkrieg von 1991 vergleichen. Damals befürworteten gerade mal 45 Prozent der Amerikaner einen militärischen Einsatz. Während des Krieges stieg diese Quote allerdings erheblich.
Laut Umfrage sind viele Amerikaner mittlerweile skeptisch gegenüber den Gründen, die Bush anführt, um einen Angriff auf den Irak zu rechtfertigen. 85 Prozent äußerten das Bedürfnis nach "mehr Beweisen", und forderten, dass die Vereinigten Staaten ihre eigenen Erkenntnisse veröffentlichen sollten, falls die Uno-Inspektoren kein stichhaltiges Datenmaterial über irakische Massenvernichtungswaffen finden würden. Der Präsident selbst äußerte sich gestern frustriert über die Inspektionen: "Wie viel Zeit brauchen wir, um klar zu sehen, dass der Irak nicht abrüstet?"
Dennoch sind die Zweifel an Bushs Irak-Politik weit verbreitet, besonders unter den jüngeren US-Bürgern. Innerhalb eines knappen Monats ist die Unterstützung für Bushs Irak-Politik unter den 18- bis 30-Jährigen um 16 Punkte auf 42 Prozent gesunken. Nur bei den Senioren ist er so beliebt wie eh und je.
Bush-Kritiker verweisen auch auf die schlechten Umfrage-Werte im Ausland und bemängeln eine fehlende diplomatische Offensive. In der Türkei etwa, einem Land, dessen Militärbasen für die Kriegspläne der USA von großer Bedeutung sind, haben sich neusten Umfragen zufolge zwischen 80 und 90 Prozent der Bürger gegen einen Irak-Krieg ausgesprochen. In Großbritannien, dem eifrigsten Alliierten Amerikas, fanden Meinungsforscher letzte Woche heraus, dass 58 Prozent der Bevölkerung der Ansicht waren, dass Saddam Hussein schlicht und einfach nicht gefährlich genug sei, um einen Angriff zu rechtfertigen.