Anlegerlegende spekuliert auf einen Dollarverfall
Buffett sitzt auf einem Berg von Barmitteln
Die Anleger-Ikone Warren Buffett weiß nicht, wohin mit ihrem Geld. „Ich hatte gehofft, wir könnten mehrere Milliarden-Zukäufe machen“, schreibt Buffett in dem Jahresbericht 2004 seiner Anlagegesellschaft Berkshire Hathaway, „aber ich habe es nicht geschafft.“
HB NEW YORK. Der Grund: Es gibt nach Buffetts Meinung derzeit nicht genügend attraktive Anlageziele. So blieb sein Unternehmen aus Omaha/Nebraska zum Jahreswechsel auf rund 43 Mrd. Dollar liquiden Mitteln sitzen.
Der 74-jährige Buffett kann sich über die volle Kasse jedoch nicht richtig freuen. Vermehren sich bargeldnahe Anlagen doch nur im Schneckentempo. So ist der Buchwert des Firmenvermögens von Berkshire Hathaway im vergangenen Jahr nur um 10,5 Prozent gestiegen. Das ist weniger als der Börsenindex Standard & Poor’s (S&P) 500, der es auf ein Plus von 10,9 Prozent brachte. Buffett bezeichnet das Ergebnis als „glanzlos“. Seit 1965 ist es ihm erst viermal passiert, dass er schlechter als der Markt abgeschnitten hat. Für weniger ehrgeizige Anlagespezialisten wäre eine Jahresrendite von mehr als zehn Prozent bei einem derart hohen Barbestand ein Riesenerfolg.
Berkshire Hathaway ist nicht nur der größte Anteilseigner bei Coca-Cola, sondern hält auch bedeutende Aktienpakete von American Express und Gillette. Mehr als 65 Prozent der Firmenerlöse stammen aus dem Versicherungsgeschäft mit dem Rückversicherer General Re an der Spitze. Allerdings ist der Versicherungskonzern ins Gerede gekommen, seitdem die Börsenaufsicht SEC und der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer geschäftliche Transaktionen mit anderen Assekuranzfirmen untersuchen. Obwohl Berkshire im vierten Quartal einen Gewinnsprung von 40 Prozent schaffte, blieb das Jahresergebnis mit 7,31 Mrd. Dollar zehn Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Erlöse stiegen um 17 Prozent auf 74,4 Mrd. Dollar.
Die Aktien des Unternehmens kletterten 2004 um vier Prozent nach einem Plus von 16 Prozent im Jahr zuvor. Wer allerdings zusammen mit Buffett bereits 1965 sein Geld in die Firma gesteckt und 10 000 Dollar investiert hat, kann sich heute über ein Vermögen von 50 Mill. Dollar freuen. Buffetts Anteil ist inzwischen 42,5 Mrd. Dollar wert.
Die einzigen Gewinnchancen scheint das „Orakel von Omaha“ derzeit auf den Devisenmärkten zu sehen. Buffett wettet seit drei Jahren auf einen Verfall des Dollar. Allein im vierten Quartal 2004 verdiente er damit 1,63 Mrd. Dollar. Insgesamt hat Berkshire Hathaway mehr als 21 Mrd. Dollar in zwölf verschiedene Währungen auf den Terminmärkten angelegt. Buffett setzt darauf, dass die riesigen Defizite im US-Haushalt und in der Leistungsbilanz den Greenback weiter nach unten drücken werden. „Die Anzeichen mehren sich, dass die Handelspolitik (der USA) noch viele Jahre Druck auf den Dollar ausüben wird“, schreibt der Anlegerkönig. Amerika benehme sich wie eine Familie, die fortlaufend mehr ausgebe als sie einnehme.
Ein Absturz des Dollars könne zu einer Krise auf den Finanzmärkten führen. Buffett sieht die Entwicklung auf den Devisenmärkten mit gemischten Gefühlen. Sollte der Greenback gegenüber den anderen Währungen um weitere 20 Prozent sinken, würden seine Terminkontrakte fast fünf Mrd. Dollar an Wert gewinnen. Umgekehrt würde er fast einen ebenso hohen Betrag verlieren, wenn der Dollar sich erholen sollte. Dennoch hofft er, dass er seine Wette verliert. „Das Vermögen von Berkshire Hathaway ist sehr stark im Dollarraum konzentriert. Eine starke Währung und eine niedrige Inflation sind deshalb in unserem Interesse“, schreibt der Großinvestor.
Für 2005 verspricht Buffett seinen Aktionären und seiner weltweiten Fangemeinde „mehr Aktion“. Er werde größere Investitionen suchen, eine davon im Wert von mindestens fünf Mrd. Dollar. Beobachter vermuten, dass Buffett sich mit seinem Engagement in Fremdwährungen verstärkt außerhalb der USA nach Anlagemöglichkeiten umsehen werde.
Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 07. März 2005, 14:00 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Buffett sitzt auf einem Berg von Barmitteln
Die Anleger-Ikone Warren Buffett weiß nicht, wohin mit ihrem Geld. „Ich hatte gehofft, wir könnten mehrere Milliarden-Zukäufe machen“, schreibt Buffett in dem Jahresbericht 2004 seiner Anlagegesellschaft Berkshire Hathaway, „aber ich habe es nicht geschafft.“
HB NEW YORK. Der Grund: Es gibt nach Buffetts Meinung derzeit nicht genügend attraktive Anlageziele. So blieb sein Unternehmen aus Omaha/Nebraska zum Jahreswechsel auf rund 43 Mrd. Dollar liquiden Mitteln sitzen.
Der 74-jährige Buffett kann sich über die volle Kasse jedoch nicht richtig freuen. Vermehren sich bargeldnahe Anlagen doch nur im Schneckentempo. So ist der Buchwert des Firmenvermögens von Berkshire Hathaway im vergangenen Jahr nur um 10,5 Prozent gestiegen. Das ist weniger als der Börsenindex Standard & Poor’s (S&P) 500, der es auf ein Plus von 10,9 Prozent brachte. Buffett bezeichnet das Ergebnis als „glanzlos“. Seit 1965 ist es ihm erst viermal passiert, dass er schlechter als der Markt abgeschnitten hat. Für weniger ehrgeizige Anlagespezialisten wäre eine Jahresrendite von mehr als zehn Prozent bei einem derart hohen Barbestand ein Riesenerfolg.
Berkshire Hathaway ist nicht nur der größte Anteilseigner bei Coca-Cola, sondern hält auch bedeutende Aktienpakete von American Express und Gillette. Mehr als 65 Prozent der Firmenerlöse stammen aus dem Versicherungsgeschäft mit dem Rückversicherer General Re an der Spitze. Allerdings ist der Versicherungskonzern ins Gerede gekommen, seitdem die Börsenaufsicht SEC und der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer geschäftliche Transaktionen mit anderen Assekuranzfirmen untersuchen. Obwohl Berkshire im vierten Quartal einen Gewinnsprung von 40 Prozent schaffte, blieb das Jahresergebnis mit 7,31 Mrd. Dollar zehn Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Erlöse stiegen um 17 Prozent auf 74,4 Mrd. Dollar.
Die Aktien des Unternehmens kletterten 2004 um vier Prozent nach einem Plus von 16 Prozent im Jahr zuvor. Wer allerdings zusammen mit Buffett bereits 1965 sein Geld in die Firma gesteckt und 10 000 Dollar investiert hat, kann sich heute über ein Vermögen von 50 Mill. Dollar freuen. Buffetts Anteil ist inzwischen 42,5 Mrd. Dollar wert.
Die einzigen Gewinnchancen scheint das „Orakel von Omaha“ derzeit auf den Devisenmärkten zu sehen. Buffett wettet seit drei Jahren auf einen Verfall des Dollar. Allein im vierten Quartal 2004 verdiente er damit 1,63 Mrd. Dollar. Insgesamt hat Berkshire Hathaway mehr als 21 Mrd. Dollar in zwölf verschiedene Währungen auf den Terminmärkten angelegt. Buffett setzt darauf, dass die riesigen Defizite im US-Haushalt und in der Leistungsbilanz den Greenback weiter nach unten drücken werden. „Die Anzeichen mehren sich, dass die Handelspolitik (der USA) noch viele Jahre Druck auf den Dollar ausüben wird“, schreibt der Anlegerkönig. Amerika benehme sich wie eine Familie, die fortlaufend mehr ausgebe als sie einnehme.
Ein Absturz des Dollars könne zu einer Krise auf den Finanzmärkten führen. Buffett sieht die Entwicklung auf den Devisenmärkten mit gemischten Gefühlen. Sollte der Greenback gegenüber den anderen Währungen um weitere 20 Prozent sinken, würden seine Terminkontrakte fast fünf Mrd. Dollar an Wert gewinnen. Umgekehrt würde er fast einen ebenso hohen Betrag verlieren, wenn der Dollar sich erholen sollte. Dennoch hofft er, dass er seine Wette verliert. „Das Vermögen von Berkshire Hathaway ist sehr stark im Dollarraum konzentriert. Eine starke Währung und eine niedrige Inflation sind deshalb in unserem Interesse“, schreibt der Großinvestor.
Für 2005 verspricht Buffett seinen Aktionären und seiner weltweiten Fangemeinde „mehr Aktion“. Er werde größere Investitionen suchen, eine davon im Wert von mindestens fünf Mrd. Dollar. Beobachter vermuten, dass Buffett sich mit seinem Engagement in Fremdwährungen verstärkt außerhalb der USA nach Anlagemöglichkeiten umsehen werde.
Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 07. März 2005, 14:00 Uhr
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Der Einsame Samariter