09.05.2008 18:28:00
Das Hamburger Biotechunternehmen Evotec erwartet noch in diesem Jahr mehrere wichtige Ergebnisse zu seinen Medikamentenkandidaten aus dem Bereich Zentrales Nervensystem. „Wir haben dieses Jahr einen interessanten Newsflow vor uns“, sagte Vorstandschef Jörn Aldag zu Euro am Sonntag online. „Bei unserem Produkt 101 erwarten wir im Sommer Daten aus einer zweiten Phase Ib-Studie. Wir haben eine Proof-of-Concept-Studie bei unserem Raucherentwöhnungsprodukt 302. Die wird im dritten Quartal dieses Jahres auf jeden Fall fertig. Es kann außerdem sein, dass wir ein Partnering von Evotec 201 sehen. Wenn das passiert, müsste das einen deutlichen Impuls auslösen.“
Die Marktreife der Produkte dürfte allerdings noch einige Jahre entfernt sein. „Im Bereich Schlafmittel ist eine Markteinführung 2013 realistisch“, so Aldag. Das Produkt zur Raucherentwöhnung könnte dagegen bereits vorher auf den Markt kommen.
Auf Partnersuche
Zuvor will Evotec allerdings Partner für diese Produkte finden. Aldag: „In Bezug auf unser Schlafmittel sind wir in Diskussionen. Ende 2008 wollen wir hier einen Partner haben.“ Auch das Schmerzprodukt VR1 der gerade übernommenen US-Biotechfirma Renovis ist bereits an den Pharmakonzern Pfizer verpartnert. „Pfizer will das Produkt Mitte 2008 in Phase I bringen. Wir sind zuversichtlich, dass das klappen wird“, so Aldag.
Die finanzielle Lage von Evotec ist solide. Mit der jetzigen Cash-Position von 119 Millionen Euro (Stand: Ende März, inklusive Renovis) sei das Unternehmen bis Ende 2010 durchfinanziert. Darin seien Vorabzahlungen oder sonstige größere Zahlungen aus Partnerschaften nicht berücksichtigt. Mit dem Geld könne Evotec umfangreiche klinische Studien durchführen. Mögliche Zahlungen könnten in diesem Jahr von Boehringer Ingelheim kommen. Evotec hat eine Kooperation mit dem Pharmaunternehmen. Ursprünglich sollte bereits im vergangenen Jahr von Boehringer Ingelheim eine Meilensteinzahlung kommen. Aldag: „Wir hoffen, dass wir im zweiten Halbjahr 2008 Meilensteinzahlungen aus der Zusammenarbeit mit Boehringer Ingelheim erhalten. Die dürften im einstelligen Millionenbereich liegen.“
Aktie schwer unter Druck
Die Evotec-Aktie macht den Anlegern allerdings seit längerem keine Freude. Der Kurs geht kontinuierlich nach unten. Firmenchef Aldag führt dies auf zwei Faktoren zurück. Zum einen sei die Vergleichsgruppe des Biotechunternehmens in den letzten drei bis sechs Monaten durch die Finanzkrise massiv unter Druck gewesen. „Die Leute sind in sicherere Titel gegangen. Die Nachfrage nach spekulativen Titeln, wozu Evotec sicher zählt, geht in einer solchen Situation immer zurück.“ Zum anderen hätten im Zuge des Abschlusses mit Renovis Hedgefonds Arbitragegeschäfte gemacht, die den Evotec-Kurs massiv unter Druck gesetzt haben. Aldag: „Wir nehmen an, dass diese technischen Effekte unmittelbar mit dem Austauschen von Evotec-Aktien gegen Renovis-Aktien zu tun haben. Sobald die neuen Evotec-Aktien als ADRs ausgegeben sind und die Renovis-Aktien eingezogen sind, sind die Arbitragemöglichkeiten nicht mehr da. Unser Kurs dürfte danach wieder einen normaleren Verlauf nehmen.“
Quelle: Euro am Sonntag


